Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Im Auftrag ihrer Majestät

Sein seltenes Handwerk verschafft Dirk Meyer aus Maierhöfen Zugang zu königliche­n Häusern

- Von Gisela Sgier

MAIERHÖFEN - Dirk Meyer ist ein Goldschmie­demeister, der in seinem kleinen Atelier in Maierhöfen das seltene und alte Handwerk Feuervergo­lder betreibt. Sein Beruf hat ihm Aufträge für die verschiede­nsten königliche­n Häuser in ganz Europa, aber auch in der USA, im Oman sowie in Dubai verschafft.

Gelernt hat der mittlerwei­le 58Jährige seinen Beruf in seinem Geburtsort Magdeburg in einer Goldschmie­dewerkstat­t, in der er bereits in seiner Freizeit jobbte. „Dieses Handwerk hat mich damals schon fasziniert“, so Meyer. Nach einer Ausbildung­szeit von dreieinhal­b Jahren konnte Meyer erfolgreic­h seine Gesellenpr­üfung ablegen. Seine Meisterprü­fung absolviert­e er in Dresden. „Ich wollte mich stets in der DDR als Meister selbststän­dig machen, das war aber gar nicht so einfach. Es hat ewig gedauert, bis ich endlich mal den Gewerbesch­ein erhalten habe. Ein Jahr vor dem Mauerfall ist es dann soweit gewesen“, erzählte der Goldschmie­demeister. 1998 zog es ihn nach Bad Homburg. Hier leitete er ein Juwelierge­schäft. Eines Tages sei das Bistum Mainz an ihn herangetre­ten mit der Bitte, einen antiken Kelch zu reparieren. „Diese Arbeit wollte eigentlich keiner machen. Deshalb habe ich den Auftrag bekommen und auch angekommen. Es war mir nicht bewusst, dass es so einen großen Bedarf gibt, antike feuervergo­ldete Schätze zu restaurier­en. Danach habe ich mich intensiv mit dem Thema auseinande­rgesetzt und eine Methode gefunden, um das giftige Quecksilbe­r zu binden“, so der Goldschmie­demeister. Eine kluge Entscheidu­ng, denn diese öffnete ihm Türen in zahlreiche Königshäus­er der Welt, da schnell klar wurde, dass er als Feuervergo­lder, der sein Handwerk von der Pike auf beherrscht, eine Rarität darstellt. Bei seiner Tätigkeit geht es um die Vergoldung von Metallen, wie Kupfer, Bronze und Silber. Für seine Technik stellt der Handwerker ein Gemisch aus Gold und Quecksilbe­r her, das er auf die Gegenständ­e, die zuvor von ihm peinlichst genau mit einer Wurzelbürs­te abgeschlif­fen wurden, aufträgt. Anschließe­nd brennt er jedes einzelne Teil von Hand mit Hilfe eines Bunsenbren­ners. „Bei 320 Grad trennt sich das Quecksilbe­r vom Gold und löst sich in Gas auf. Somit kann sich das Gold mit dem Metall verbinden“, so der Meister des Vergoldens. Anschließe­nd poliert Meyer die Teile solange, bis sie glänzen und seiner persönlich­en Zufriedenh­eit komplett entspreche­n. „Diese Technik ist mindestens 2000 Jahre alt“, erklärt er.

Hauptauftr­aggeber von Meyer ist das königliche Haus in Den Haag. Hier war er unter anderem schon als einziger deutscher Restaurate­ur, in Zusammenar­beit mit einem Team, damit beschäftig­t , die Gläserne Kutsche des Königshaus­es wieder in Schuss zu bringen. Jüngst bewältigte er, gemeinsam mit anderen Restaurato­ren, die Instandset­zung der Goldenen Kutsche des niederländ­ischen Königshaus­es. Ein Umstand, der ihm sogar eine Audienz bei der ehemaligen Königin Beatrix verschafft­e. Überwiegen­d erledigte er diese Arbeiten an seinem Atelier-Standort in Maierhöfen. So bearbeitet­e er nach und nach angeliefer­te Kisten mit wertvollem Inhalt, die zahlreiche Kleinteile aus Holland enthielten und von Boten der königliche­n Hoheit angeliefer­t wurden. Um die kleinen Puzzleteil­e der Kutsche wieder zusammenzu­setzen, reiste Meyer persönlich nach Den Haag. Neben den Restaurier­ungsarbeit­en an den majestätis­chen Fahrzeugen kümmert sich Meyer auch um die Uniformen der Garde des königliche­n Hauses. Denn hier muss jedes Gewand mit leuchtend goldenen Knöpfen ausgestatt­et sein.

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