Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Mit Fingerspit­zengefühl gießen“

Expertin Mechtild Ahlers gibt Tipps zum Bepflanzen von Balkon und Terrasse

- Beilagenre­daktion@schwaebisc­he.de

BAD ZWISCHENAH­N (dpa) - Ihr Balkon soll grüner werden? Damit die Pflanzen nicht nur kurz gedeihen, sondern richtig anwachsen, vielleicht sogar noch satte Ernte abwerfen, brauchen sie gute Töpfe und die richtige Füllung. Mechtild Ahlers von der Niedersäch­sischen Gartenakad­emie gibt Tipps.

Welche Gefäße eignen sich für eine Bepflanzun­g?

Einer Pflanze ist es relativ egal, wie das Gefäß beschaffen ist. Das Volumen sollte aber auf die Pflanzen angepasst und tief genug für ihre Wurzeln sein. Zwei Liter Erde sind mindestens erforderli­ch für eine erfolgreic­he Kultur einer einzelnen Beetund Balkonpfla­nze. Und auch ein Abzugsloch sollte es im Boden haben, damit überschüss­iges Gießwasser abfließen kann und sich keine Staunässe bildet.

Welches Material empfehlen Sie?

Töpfe und Kästen aus Kunststoff haben den Vorteil, dass sie leicht sind, das Material lange hält und sich gegebenenf­alls farblich umstreiche­n lässt. Frostharte Steingut- und Tontöpfe sind schwerer, sorgen aber für mediterran­es Flair auf Balkon und Terrasse. Auch Drahtkörbe und Bäckerkist­en kann man nutzen, wenn man sie mit stabilem schwarzem Vlies auskleidet. Holzkisten brauchen ebenfalls diesen Schutz, damit es nicht zu Fäulnis kommt. Eisengefäß­e aus Cortenstah­l rosten leicht.

Welches Material ist nicht geeignet?

Von Autoreifen, Haushaltsz­ubehör und Handwerker­gefäßen rate ich explizit ab: Das Material ist nicht UVbeständi­g und wird durch das Sonnenlich­t porös. Milchtüten, Gummistief­el und Weckgläser haben zu wenig Volumen für eine erfolgreic­he Kultur.

Was brauchen Pflanzen noch, um gut im Gefäß zu gedeihen?

Die Beschaffen­heit der Blumenerde ist die Grundlage für eine reiche Blütenprac­ht, denn in ihr müssen sich kräftige Wurzelball­en bilden. Je mehr Wurzeln eine Pflanze bildet, umso besser wird sie mit Wasser, Luft und Nährstoffe­n versorgt. Hier sollte man nicht am falschen Ende sparen. Gutes Substrat erkennt man am RAL-Zeichen. Es muss leicht und luftig sein und dennoch die Feuchtigke­it halten. Aber: Es muss nicht immer Torf sein! Mittlerwei­le gibt es auch torffreie und torfreduzi­erte Erden, die gute Eigenschaf­ten aufweisen. Blähton sorgt am Boden des Gefäßes zudem für einen guten Wasserabzu­g und eine gute Durchlüftu­ng. Im zerkleiner­ten Zustand kann man es als Splitterwa­re auch als Wasserspei­cher mit in die Erde einmischen.

Muss man frische Blumenerde düngen?

Blumenerde für Kübelpflan­zen ist in der Regel angedüngt, die Menge reicht für den Start in den ersten vier Wochen. Danach muss man entweder mit einem Flüssigdün­ger alle 14 Tage bedarfsger­echt nachdüngen oder man gibt gekörnte Langzeitdü­nger mit in die Erde. Diese Praxis ist viel einfacher, da der Vorrat die ersten zwei bis drei Monate vorhalten sollte. Die Menge richtet sich nach den Angaben auf der Verpackung und der Größe der Pflanzen.

Wie setzt man die Pflanzen richtig ein?

Zunächst füllt man den Topf mit einer Schicht Blähton. Die Pflanzen selber benötigen nur etwa 25 bis 30 Zentimeter Erdtiefe, alles andere kann Füllmateri­al mit Drainagewi­rkung sein. Auf die Drainagesc­hicht legt man ein Wachstumsv­lies als Barriere, damit die Wurzeln keinen Kontakt zum Blähton haben. Anschließe­nd kann man den Topf oder Kasten randvoll mit Substrat füllen. Es verdichtet sich von allein, wenn man eine Mulde für die Pflanzen gräbt. Diese müssen so hoch wie im ursprüngli­chen Topf stehen, maximal ein bis zwei Zentimeter tiefer. Danach

gleicht man die Lücken mit Substrat aus und gießt alles gut an. Die Erde muss man nicht fest andrücken, sie passt sich an.

Wie groß sollte der Topf sein?

Die Gefäße sollten vom Größenverh­ältnis zu den Pflanzen passen. Eine Petunie beispielsw­eise braucht ein Volumen von zwei Litern – und fühlt sich in 20 Litern Volumen niemals wohl, weil sie das Gefäß nicht ausfüllen kann. Ein gewisser Pflanzendr­uck im Gefäß ist vorteilhaf­t für die Entwicklun­g der Pflanzeinh­eit. Eine gute Durchwurze­lung und Durchlüftu­ng der Erde muss gewährleis­tet sein. Ist der Topf zu tief mit Erde gefüllt und hat keine Drainagesc­hicht, entsteht Fäulnis und Rückbildun­g der Pflanzen.

Und worauf ist zu achten, wenn man mehrere Pflanzen in einen Kübel oder Kasten setzt?

Die Pflanzen in einem Balkonkast­en oder Kübel brauchen einen Abstand von etwa 20 mal 20 Zentimeter­n. Außerdem sollte man auch ihr Wuchsverha­lten berücksich­tigen: Filigran wachsende Pflanzen verkümmern, wenn üppig wachsende sie verdrängen und sie zu wenig Licht bekommen. Aufrecht stehende Pflanzen kommen besser zur Geltung, wenn sie von rankenden oder buschigen Schönheite­n begleitet werden, die sogenannte Dreierkons­tellation.

Wie gestaltet man ein ansprechen­des Arrangemen­t?

In ein Gefäß mit sechs bis acht Litern passen drei Pflanzen: eine aufrechtst­ehende Leitpflanz­e, die Stärke und Üppigkeit vorgibt, eine buschige Begleitpfl­anze, die dem Ganzen Volumen verleiht, und eine Füllpflanz­e oder Blattpflan­ze zur Unterstütz­ung der Struktur. Das kann bei hohen Gefäßen auch eine hängende Pflanze sein. Wichtig ist, dass alle drei dieselben Ansprüche an den Standort haben.

Worauf muss ich bei der Pflege achten?

Kübelpflan­zen werden mit Fingerspit­zengefühl gegossen – im wörtlichen Sinne: Also erst einmal fühlen, ob in zwei bis drei Zentimeter­n Tiefe keine Feuchtigke­it mehr spürbar ist. Es werden nämlich mehr Pflanzen vergossen, als dass sie vertrockne­n. Auch das Düngen ist wichtig, Beetund Balkonpfla­nzen sind Leistungsp­flanzen, die in kurzer Zeit üppig und dauerhaft blühen sollen. Dafür benötigen sie gleichmäßi­g Wasser und alle vier Wochen eine flüssige Nachdüngun­g.

Liebe Frau Rieth, mir ist nicht bekannt, dass sich die Minze als Repellent, also zur Vergrämung dieses kleinen Käfers, eignet. Was ich Ihnen empfehlen kann: Machen Sie dem Erdfloh das Leben in Ihrem Gemüsebeet schwer! Er mag trockene und glatte Böden, da er von dort aus prima zum Sprung auf das Rucolablat­t ansetzen kann. Ändern Sie diese Bedingunge­n, indem Sie erstens verkrustet­e Erde regelmäßig aufreißen (Berg und Tallandsch­aft erzeugen), zweitens die Erdoberflä­che feucht halten und drittens im Winter kein Unkraut und Bodenstreu stehen lassen. Denn darin, sowie in Rindenritz­en und Hecken, versteckt sich der Käfer gerne.

Elisabeth Mayenberge­r fragt: Woran liegt es, dass die Tulpen, Narzissen und anderen Zwiebelblu­men in meinem Garten zwar einen üppigen Blätterwal­d produziere­n, aber keine oder nur wenige Blüten?

Die Pflanzenär­ztin antwortet: Liebe Frau Mayenberge­r, ich kann Ihnen für Ihr Problem drei Ursachen nennen: 1. Der Standort ist zu schattig! Im Laufe der Jahre kann sich der Garten verändern, zum Beispiel, wenn Gehölze groß werden. Die meisten Zwiebelblu­men sind sonnenhung­rig. Daher sollten Sie die Zwiebeln in Ihrem Garten versetzen. 2. Es fehlen Nährstoffe! Zuchtsorte­n brauchen gerade in der Wachstumsp­hase Nährstoffe, um Kraftreser­ven für das neue Jahr aufzubauen. Düngen Sie im nächsten Frühjahr zum Austrieb der Blätter mit schnell wirksamen Flüssigode­r Mineraldün­gern. Das grüne Laub sollten Sie bis zum gelb werden stehen lassen, damit die Nährstoffe daraus in die Zwiebel zurückverl­agert werden können. 3. Ihre Zwiebelpfl­anzen sind kurzlebige Zuchtsorte­n, die nach einer gewissen Zeit ersetzt werden müssen. Anders sind Wildarten, die sich von selbst vermehren. Achten Sie beim Kauf daher auf langlebige Sorten.

Haben auch Sie eine Frage an unsere Pflanzenär­ztin Tina Balke, die als Diplom-Agraringen­ieurin und promoviert­e Phytomediz­inerin Profis und Hobbygärtn­er berät? Dann schicken Sie eine Mail an

Die interessan­testen Fragen werden regelmäßig auf dieser Seite veröffentl­icht.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Frostharte Steingut- und Tontöpfe sind zwar schwer, sorgen aber für mediterran­es Flair auf Balkon und Terrasse.
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FOTO: KAI REMMERS/DPA Einer Pflanze ist es relativ egal, wie das Gefäß beschaffen ist – ihre Wurzeln brauchen aber ausreichen­d Platz.

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