Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
ECDC Memmingen verliert seinen Topstürmer
MEMMINGEN (sz) - Brad Snetsinger wird die Memminger Indians verlassen. Der Kanadier zog eine Option im eigentlich noch laufenden Vertrag mit dem Eishockey-Oberligisten und nahm ein finanziell deutlich lukrativeres Angebot an. Die Indians gingen in den Verhandlungen laut Mitteilung bis an ihre Schmerzgrenze und standen offenbar kurz vor einer Einigung mit dem Stürmer. Nun werden sie ihre Kontingentstelle im Angriff aber neu besetzen müssen.
Bereits seit einigen Wochen kursierten Gerüchte über einen Abgang des 33 Jahre alten Kanadiers. Snetsinger wird im Herbst nicht nach Memmingen zurückkehren, die Verhandlungen mit den Indians sind erfolglos zu Ende gegangen. Dabei hatten die Indians lange gehofft, Snetsinger von einem Verbleib zu überzeugen. Der Außenstürmer hatte im vergangenen Sommer einen mehrjährigen Vertrag in Memmingen unterschrieben und fühlte sich wohl im Allgäu. Da sein Vertrag aber beiderseitige Ausstiegsklauseln enthielt, verhandelten beide Parteien bereits früh hinsichtlich einer Verlängerung zu verbesserten Konditionen.
Die Indians versuchten ihren Topscorer mit allen Mitteln zu halten und hätten ihn auch mit einer deutlichen Gehaltserhöhung ausgestattet. Kurz vor der Einigung mit dem ECDC erhielt Snetsinger aber ein anderes Angebot, das viel höher ausfiel. Obwohl sich die Verhandlungen noch einige Zeit fortsetzten und die Indians, mithilfe eines Sponsors, ihre Offerte noch einmal deutlich anpassten, konnten sie das Angebot der Konkurrenz laut eigener Aussage nicht annähernd erreichen. So sah sich der ECDC am Ende nicht mehr in der Lage, am finanziellen Wettbieten während der Corona-Krise teilzunehmen. Snetsinger zog seine Ausstiegsklausel, was den Indians immerhin noch eine Entschädigung einbrachte.
„Es ist äußerst schade, dass wir in Brad Snetsinger einen der stärksten Angreifer der Liga verlieren“, sagt der Sportliche Leiter Sven Müller. „Eine Weiterbeschäftigung zu diesen hohen Bezügen wäre aber komplett unvernünftig und auch sinnlos gewesen, da eine Zusammenstellung des weiteren Teams darunter zu stark hätte leiden müssen.“Snetsingers Entscheidung kann er aber nachvollziehen: „Gerade in dieser schwer planbaren Zeit muss ein Profi solch hochdotierte Angebote letztlich annehmen.“Für die Memminger, die sich intensiv auf der Suche nach einem Nachfolger befinden, gilt es nun, die Last auf viele Schultern zu verteilen. „Es sind nur noch einzelne Positionen zu besetzen, diese werden wir ab Mai gezielt angehen“, sagt Müller.
TENNIS: Tennis zählt wie Golf zu den Sportarten, die eigentlich unter Auflagen am sichersten sind. Die Grundlinien liegen mehr als 20 Meter auseinander, ein Abstand von zwei Metern kann eigentlich immer gegeben sein. „Wir werden Mitte Mai eine Entscheidung treffen“, sagte Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) im Interview mit SWR Sport. In welchem Modus dann gespielt werde, sei ungewiss. Dass derzeit nur in drei Bundesländern auf Tennisanlagen gespielt werden darf, bedauert Klaus: „Das finde ich nicht in Ordnung. Aber das ist eben die Konsequenz aus dem Föderalismus.“
Während in Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Tennis gespielt werden darf, stehen in Baden-Württemberg Trainer wie Andreas Schneiderhan vor gesperrten Anlagen. „Das kann ich nicht verstehen“, sagt der Trainer des TC Ravensburg. „Die Ansteckungsgefahr beim Tennis ist viel niedriger als in anderen Sportarten.“Schneiderhan ist wie andere Trainer dazu übergegangen, seinen Schülern wenigstens ein bisschen Onlinetraining anzubieten. Dreimal pro Woche gibt es nun per Zoom und Instagram eine Fitnesseinheit. „Da arbeiten wir viel mit dem eigenen Körpergewicht, damit jeder mitmachen kann“, sagt Schneiderhan. Er hofft, dass in der kommenden Woche Lockerungen bekannt gegeben werden, die dann auch den Tennissport betreffen. „Hätte ich einen privaten Tennisplatz, dürfte ich spielen, auf einem Platz eines Vereins nicht“, sagt der Ravensburger. „Das ist doch Irrsinn.“DTB-Präsident Klaus sieht das ähnlich: „Ich fordere einfach das, was man sonst in der Freizeit auch tun kann: Mit strengen Vorsichtsmaßnahmen, dass zwei Personen auf einem Tennisplatz durchaus spielen können, wenn man sich nicht vor und nach dem Spiel die Hände gibt, wenn man beim Duschen nachher die Abstandsregeln bedenkt und wenn man auch die Bänke entsprechend weit voneinander entfernt hält. Ich glaube, da ist dann auch keine größere Gefahr, als wenn ich mich in die Rheinanlagen begebe oder in irgendeinem Park sitze.“
WASSERSPORT: Ganz ähnlich argumentiert auch Peter Michael Vogt. Der Waldburger ist Mitglied des BMK Yachthafens Langenargen und da Teil eines „eingeschworenen Teams voller ambitionierter Freizeitsportler“, wie Vogt sagt. Er muss wie alle anderen auf deutscher Seite des Bodensees seinem Boot fernbleiben. Österreicher und Schweizer dagegen dürfen – übrigens genauso wie Stand-Up-Paddler – auf den See hinausfahren. „Das ist dann einfach nicht konsequent“, sagt Vogt, der mit Mitstreitern zusammen einen offenen Brief an die baden-württembergische Regierung geschrieben hat. Die Einschränkungen und Verbote seien in den vergangenen Wochen richtig und gut gewesen. Jetzt müsse aber nachjustiert werden, fordern die Wassersportler. Unterstützung bekommen sie unter anderem vom Internationalen Bodensee Motorsport-Verband. Dort heißt es in einem Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Im Namen der Gemeinschaft der Wassersportler bitten wir Sie, die Verordnungen zu den Sportboothäfen zu überdenken und auf Zielführung und Verhältnismäßigkeit der Mittel zu überprüfen.“Derzeit dürfen die Besitzer nicht mal zu Reparaturen auf ihre Boote.
Den geforderten Abstand wie beim Einkaufen könnten Segler und andere Bootsfahrer leicht einhalten, findet Vogt. „Das könnte die Wasserschutzpolizei doch auch ganz leicht überprüfen.“Denn schließlich sei es doch so, fügt der Waldburger lächelnd an: „Wenn sich zwei Boote auf dem Wasser näher als anderthalb Meter kommen, dann hat es kurz zuvor wahrscheinlich gekracht.“Die derzeitige Situation sei, da sind sich alle Wassersportler einig, eine Katastrophe. „Es gibt keinen Unterschied zu einem Rad- oder Autofahrer, der sein Fahrzeug aus der Garage holt und am Straßenverkehr teilnimmt“, heißt es in dem Brief an die Landesregierung.
GOLF: Wie im Tennis gibt es auch beim Golf schon mehrere Bundesländer, in denen wieder gespielt werden darf. Das Fazit dort fällt laut Mitteilung des Deutschen Golfverbands (DGV) positiv aus. In MecklenburgVorpommern, Brandenburg, Berlin, Rheinland-Pfalz und Bremen dürfen Golfer wieder auf die Plätze – mit Sicherheitsabstand und verschärften Hygienebestimmungen. „Ich bin beeindruckt, dass Lockerungen beim Individualsport Golf in der freien Natur in den letzten Tagen nicht etwa mit lockerem Spielbetrieb verwechselt wurden“, wird Alexander Klose aus dem DGV-Vorstand zitiert. „Wo das Spielen bereits wieder erlaubt ist, läuft der Spielbetrieb absolut koordiniert ab.“
In Deutschland gibt es geschätzt knapp zwei Millionen Freizeitgolfer.
Viele dürfen seit mehr als einem Monat nicht mehr spielen. In den meisten Bundesländern sind die Golfplätze noch gesperrt. „Mit Unverständnis und großer Enttäuschung nehmen wir wahr, dass das Verbot des Sportbetriebs auf Sportstätten jedenfalls bis Anfang Mai fortgeschrieben wurde“, sagte DGV-Präsident Claus M. Kobold. Dabei können beim Golfspielen die Abstandsregeln relativ einfach eingehalten werden. Gespielt wird oft in ganz kleinen Gruppen, in denen man weit voneinander entfernt stehen kann. Auf andere Gruppen hat man meist mehr als 200 Meter Abstand. Golf unterscheide sich laut DGV nicht vom Spaziergang in der freien Natur. Bei den Golfanlagen, die wieder öffnen durften, hatten sich die Spieler telefonisch anmelden müssen.