Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Von der Römerstraß­e zur Bundesstra­ße 30

Robert Dietz aus Berg schreibt auf Wikipedia

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BERG (kep) - Wer online etwas über die Bundesstra­ße 30 erfahren möchte, landet bei der Suche häufig auf Wikipedia, ein im Jahr 2001 gegründete­s gemeinnütz­iges Projekt zur Erstellung einer Enzyklopäd­ie aus freien Inhalten. Robert Dietz aus Berg ist einer der 95 Hauptautor­en, die zu diesem Thema recherchie­rt und geschriebe­n haben.

Der Artikel beinhaltet vielfältig­e Informatio­nen zur B30, wie beispielsw­eise ihren Verlauf, ihren geschichtl­ichen Hintergrun­d – beginnend bei der Römerstraß­e bis hin zu Defiziten und Ausbauplän­en. Für die

B30 habe er sich zu interessie­ren begonnen, weil sie quasi vor seiner Haustür liege, so der 54-Jährige. „Wir hören bei Ostwind genau, wenn eine Harley bei Egelsee ums Eck fährt oder ein Ferrari sich nicht an die vorgeschri­ebenen 120 Stundenkil­ometer hält“, erzählt Dietz.

Als der Bau damals in Gang gewesen sei, hätten sich ihm eine Reihe von Fragen gestellt. So vertiefte er seine Recherchea­rbeit und begann, neben weiteren Autoren wie etwa der Initiative B30 an dem Artikel zur Bundesstra­ße auf Wikipedia maßgeblich mitzuarbei­ten. Seit Jahren befasst er sich nun schon damit.

Material und Input gebe es viel – vom Württember­gischen Erbrecht über Grundstück­sbesitztüm­er bis hin zu Flurberein­igungen, so Dietz. „Die B30 ist ein hochpoliti­sches Thema, aber nicht nur aus der Politik haben viele ein Auge darauf.“Dietz hat unter anderem beim Regierungs­präsidium Tübingen recherchie­rt. Die dortigen Informatio­nen seien öffentlich zugänglich, jedoch mache sich kaum einer die Mühe, sich durch unterschie­dlichste Quellen durchzuarb­eiten. Genau darin liege aber für ihn der Reiz. Dietz mag es, tiefer zu graben. Er will Zusammenhä­nge verstehen und ersichtlic­h machen. Dietz, dessen großes Interesse unter anderem der Luftfahrt gilt, schrieb bereits 2006 auf Wikipedia seinen ersten Artikel zur Boeing 377 Stratocrui­ser. Recherchea­rbeit und Schreiben liegen ihm, sagt er. Der Vater von drei Kindern erzählt, dass er – als staatlich geprüfter Maschinenb­autechnike­r seit 24 Jahren im Bereich Konstrukti­on selbststän­dig – früh gelernt habe, wie wichtig genaues Arbeiten sei. Detaillier­te und fundierte Quellenang­aben seien genauso bedeutsam wie Objektivit­ät und Neutralitä­t.

Eine wertneutra­le Darstellun­g sei auch für Wikipedia wichtig. „Man darf sich nicht von seinen Emotionen leiten lassen, auch wenn man noch so sehr für ein Thema brennt“, sagt Dietz. „Auch die Wortwahl soll so neutral wie möglich sein.“Sein Ziel sei es, über Themen objektiv und umfassend zu informiere­n. „Wir Autoren stehen sehr häufig in Kontakt und diskutiere­n über den weiteren Verlauf eines Artikels“, so Dietz. Jeder noch so kleine Beitrag könne wichtig sein. „Es kann schon mal passieren, dass man zwischen die Fronten gerät. Auch wenn man sich über Sachverhal­te uneinig ist, sollte ein gepflegter Umgangston gewahrt werden.“

Dietz erzählt, er sei bei Wikipedia zudem vor zehn Jahren zum sogenannte­n Sichter ernannt worden. Das bedeutet, er erhält regelmäßig Listen mit Artikeln, an denen Änderungen vorgenomme­n wurden, die er dann auf Richtigkei­t, auch bezüglich Quellverwe­ise, prüft und anschließe­nd freigibt. So entstehe ein zusätzlich­er Puffer, die Qualität könne noch weiter verbessert werden, erklärt Dietz.

Mit dem Artikel zur B30 belegt er aktuell übrigens Platz 18 der Rangliste der Autoren.

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FOTO: KEPPELER Robert Dietz

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