Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zahl der Tests soll verdoppelt werden
Land setzt sich 160 000 pro Woche zum Ziel – Kasse zahlt bisher nur bei Symptomen
RAVENSBURG - „Testen, testen, testen“– so lautet dieser Tage die einfache Formel von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), um ein erneutes starkes Ansteigen der Corona-Infizierten zu vermeiden. Die Landesregierung will laut Kretschmann die Testkapazitäten deshalb weiter deutlich ausbauen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Wer darf/soll sich testen lassen?
„Neu ist, dass künftig nicht nur Personen mit Corona-Symptomen getestet werden sollen, sondern auch Menschen ohne Symptome, die aber in engem Kontakt zu Infizierten stehen oder zuletzt gestanden sind. Einen deutlichen Schwerpunkt der Testungen setzen wir auf Personen, die in Krankenhäusern oder der stationären Pflege arbeiten“, sagt Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne). Kontaktpersonen müssten schnell ermittelt, Quarantänemaßnahmen angeordnet und auf diese Weise versucht werden, „die Infektionskette frühzeitig zu unterbrechen“, ergänzt Lucha. Das heißt aber auch, dass der Kreis derer, die getestet werden sollen, immer noch recht überschaubar ist.
Wo wird getestet?
In Baden-Württemberg gibt es aktuell 170 Corona-Schwerpunktpraxen und 48 zentrale Corona-Ambulanzen, in denen Patienten mit Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung untersucht und behandelt werden. Zusätzlich wurden Abstrich-Zentren eingerichtet. Einen Test kann im Prinzip auch der Hausarzt durchführen, um die Probe anschließend in ein Diagnostiklabor zu schicken.
Was kostet ein Test?
Die Laborkosten für einen Test werden von der gesetzlichen Krankenversicherung momentan getragen, wenn ein Verdachtsfall vorliegt – nicht aber bei asymptomatischen Personen. Die Kosten für Selbstzahler variieren zwischen 130 und 240 Euro. Der Bund hat angekündigt, die Finanzierung ausweiten zu wollen. Die durch die neue Test-Strategie entstehenden Kosten wird vorerst das Land tragen, bis der Bund die Finanzierung geregelt hat.
Wie viele Tests sind pro Woche möglich?
Zuletzt wurden nach Angaben der Landesregierung knapp 80 000 Tests pro Woche durchgeführt – in privaten fachärztlichen Laboren, Laboren an den Unikliniken und am LGA in Kooperation mit dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA). Künftig könnten es demnach insgesamt über 160 000 Tests pro Woche sein. Damit wären die derzeit freien Untersuchungskapazitäten voll ausgeschöpft. Das heißt allerdings auch: Bei einer Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs von mehr als elf Millionen ist absehbar nicht damit zu rechnen, dass jeder getestet wird. In dem angestrebten Tempo würde es von heute an noch mehr als ein Jahr dauern, bis alle Baden-Württemberger mindestens einmal getestet sind. „Die deutliche Erhöhung der Testkapazitäten, die wir noch weiter steigern werden, versetzt uns in die erfreuliche Situation, dass wir nun unsere Teststrategie, im Rahmen der zusätzlich verfügbaren Kapazitäten, erweitern können. Damit können wir die Übersicht über das Infektionsgeschehen verbessern“, sagt Karlin Stärk, Präsidentin des Landesgesundheitsamts BadenWürttemberg (LGA).
Was ist mit sogenannten Schnelltests?
Das Bundesgesundheitsministerium teilt aktuell mit: „Ein Schnelltest, mit dem eine Bestätigung der Infektion mit dem neuartigen Coronavirus eigenhändig durchgeführt werden kann, in etwa analog zu einem Schwangerschaftstest, existiert nicht.“Vollmundig tönte vor wenigen Wochen die Firma Bosch, im Laufe des Aprils einen nur zweieinhalb Stunden dauernden Schnelltest anbieten zu wollen. Bis heute hat die Firma allerdings noch keinen Vollzug gemeldet. Es dauert also doch ein bisschen, die nötige Zuverlässigkeit
zu garantieren und die damit verbundene Serienreife. Sollte Bosch demnächst doch erfolgreich sein, wäre es der erste Test seiner Art.
Was sind Antikörpertests?
Während mit den Corona-Tests nachgewiesen wird, ob jemand aktuell mit dem Coronavirus infiziert ist, wird mit Antikörpertests nach Spuren einer bereits überstandenen Infektion im Blut gesucht. Wer bereits mit dem Coronavirus infiziert worden ist, ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit immun – bewiesen ist das allerdings bisher nicht.