Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Historisch­es Unrecht aufarbeite­n

Bayerische Museen restituier­en 362 Objekte, die in der NS-Zeit geraubt wurden

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MÜNCHEN (dpa) - Als Wiedergutm­achung für den Raub von Kunst und Kulturgut durch die Nationalso­zialisten haben Museen, Archive und Bibliothek­en in Bayern vergangene­s Jahr 362 Objekte zurückerst­attet. Nachfahren der Opfer hätten unter anderem Gemälde, Silbergege­nstände und Zeichnunge­n zurückerha­lten, sagte Kunstminis­ter Bernd Sibler (CSU) am Montag in München. Auch Musikinstr­umente, Hüte und Bücher seien restituier­t worden. Den Erben der meist jüdischen Opfer gehe es dabei weniger um das Materielle. Der Raub der Objekte ist mit einer schmerzhaf­ten Familienge­schichte verbunden. „Den meisten geht es tatsächlic­h darum, dass historisch­es Unrecht aufgearbei­tet wird“, erklärte der Minister.

Details präsentier­t der Forschungs­verbund Provenienz­forschung in seinem neuen Tätigkeits­bericht für das Jahr 2019. Einen Großteil der Restitutio­nen machte die Rückgabe von 203 Büchern und

Schriften an das Deutsche Freimaurer­museum in Bayreuth durch die Staatsbibl­iothek aus. Das Münchner Stadtmuseu­m regelte den Umgang mit 92 Hüten aus dem ehemaligen Hut- und Putzgeschä­ft der jüdischen Familie Rothschild in München. Sie dürfen im Museum bleiben.

An dem Forschungs­verbund sind 22 Institutio­nen beteiligt, darunter die Staatsgemä­ldesammlun­gen, das Germanisch­e Nationalmu­seum Nürnberg oder die Landesstel­le für nichtstaat­liche Museen. Aktuell arbeite der Verbund an 36 Projekten, sagte der Vorsitzend­e Johannes Gramlich. Mehr als 120 Objekte seien auf der Internetse­ite lostart eingestell­t worden, um Hinweise auf die Herkunft zu erhalten.

Eine Übergabe musste wegen Corona abgesagt werden. Es handelt sich um das Gemälde „Fischerboo­te bei Frauenchie­msee“von Joseph Wopfner, das in der Kunstsamml­ung des Nürnberger Unternehme­rs Abraham Adelsberge­r war.

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Die Gemälde „Auf dem Eise“nach Albert Cuyp und „Postkutsch­e in den Bergen“von Otto Fedder waren 1938 von der Gestapo beschlagna­hmt worden. 2019 hat sie der bayerische Staat an die Erben von Julius und Simone Davidsohn zurückgege­ben.

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