Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bücherei öffnet am Mittwoch wieder
BAD WALDSEE (sz) - Die Stadtbücherei ist ab Mittwoch, 6. Mai, wieder geöffnet. Entgegen der ersten Ankündigung der Stadt musste die Wiedereröffnung aus Gründen des Gesundheitsschutzes um zwei Tage verschoben werden. Es gelten die regulären Öffnungszeiten. Lesesaal, Kopierer, PC-Arbeitsplätze und öffentliche Toiletten müssen jedoch geschlossen bleiben. Der Einlass ist nur für zehn Personen gleichzeitig möglich. Es wird gebeten, einzeln zu kommen und einen Mundschutz zu tragen. Die Aufenthaltszeit ist auf 30 Minuten begrenzt. Weitere Informationen zum Angebot der Stadtbücherei gibt es auch im Internet auf stadtbuecherei.bad-waldsee.de
BAD WALDSEE - 60 Abiturienten des Gymnasiums Bad Waldsee sind am Montag wieder zur Schule gegangen und werden unter Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln im Klassenzimmer unterrichtet. Für Schüler und Lehrer bringt der Wiedereinstieg nach der Corona-Zwangspause ein Stück Normalität zurück.
Im Schulhaus ist Flatterband gespannt und auf dem Boden weisen rote Pfeile den Weg. Auf der Toilette ist so manches Waschbecken abgeklebt und auf rotem Papier wird das gründliche Händewaschen verdeutlicht. Auf den Fluren tragen Schüler eine Mund-Nasen-Bedeckung. Die Tische in den Klassenzimmern sind auseinandergeschoben: Die Szenerie im Gymnasium ist an die CoronaRegeln angepasst und Unterricht wieder möglich. Endlich, wie so einige Lehrer, Schüler und auch Eltern hinzufügen würden.
Am Morgen hat Rektor Robert Häusle den Schülern in der Sporthalle die Hygieneregeln erklärt. Dass nun zumindest die Abschlussklassen wieder im Klassenzimmer unterrichtet werden, sieht er positiv. „Das ist sehr wichtig, weil uns die Corona-Krise zwei Dinge gelehrt hat. Einerseits sind wir digital noch nicht so gut aufgestellt, dass es problemlos funktioniert“, berichtet Häusle, hält kurz inne und fügt hinzu, dass die technische Ausstattung, die für die Videokonferenzen notwendig sind – aufgrund vielfältiger Gründe – nicht jedem Schüler zur Verfügung stünden.
„Andererseits hat die Krise gezeigt, dass Unterricht nicht nur zur Wissensvermittlung ist, sondern auch persönliche Kontakte und Sozialleben bedeutet.“Im Unterricht im Klassenzimmer sind der direkte Austausch, Augenkontakt und Nachfragen leichter möglich.
Schülersprecherin Kitti Hölzli sieht das ähnlich. Die Möglichkeit, direkt Fragen stellen zu können, sei hilfreich – vor allem jetzt, so kurz vor den Abiturprüfungen. Am 20. Mai startet die Prüfungszeit mit dem Deutsch-Abitur. Zudem sei die Motivation und Konzentration im Klassenzimmer im Vergleich zum Lernplatz daheim deutlich erhöht. „Wenn man daheim vor dem Laptop sitzt und eine Aufgabe zu schwierig ist, dann kann es eher mal sein, dass man zu sich sagt: Ich lasse es bleiben.“Und so war die Freude über den Unterricht im Klassenzimmer bei den Schülern groß. Ob den Prüflingen aufgrund der Corona-Maßnahmen ein Nachteil entstanden ist? Die Antwort fällt zweigeteilt aus. „Rein vom Zeitfenster her ist den Schülern kein Nachteil entstanden“, sagt Häusle. Vielmehr hätten die Abiturienten mehr Zeit bekommen, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. „Aber klar, das Üben in der Gruppe, mit der Anwesenheit des Lehrers, ist ein anderes als daheim. Das verlangt viel Selbstdisziplin.“Auch die Verteilung des Unterrichtsstoffes wäre eine andere gewesen, wenn der spätere Prüfungstermin zu Beginn des Schuljahres klar gewesen sei. Und nicht zuletzt sei auch die psychische Belastung für Schüler, die im Freundes- oder Familienkreis mit dem Coronavirus in Berührung kamen, ein Thema.
Die ungewohnte Situation hat den Schülern viel Eigeninitiative abverlangt. Das betont auch die Schülersprecherin. Gleichwohl hebt sie persönlich die zusätzliche Vorbereitungszeit hervor. Ihr derzeitiges Fazit zur Prüfungsvorbereitung in Zeiten
von Corona fällt ebenfalls zweigeteilt aus. „Es ist natürlich nicht schön, aber für das Abitur hat das keine schwerwiegenden Konsequenzen“, so Hölzli.
Seine letzten Wochen und Monate im Amt hätte sich der scheidende Schulleiter Häusle indes anders vorgestellt. Kurz vor seinem Ruhestand sieht er die Schule aber gut aufgestellt und weiß, dass sein Nachfolger, sein Stellvertreter und die gesamte Lehrerschaft kompetent weiterarbeiten werden. Dass er sich von den Schülern und Lehrern nicht in gewohnter Manier verabschieden kann, trübt die Freude auf die Rente etwas.
Umso mehr genoss er den Schultag am Montag: „Die Zeit zum Beginn der Ferien und zum Ende der Ferien, wenn es in der Schule ruhig ist, habe ich immer als komisch empfunden. Es gibt für Lehrer nichts Schrecklicheres als eine Schule ohne Schüler. Daher ist es schön, dass heute wieder welche da waren.“