Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Behörden versprechen mehr Kontrollen
Betreiber einer Ferienwohnanlage im Donautal beschwert sich über Motorradlärm
BEURON - Ständig heizen Motorräder und aufgemotzte Sportwagen durch das Donautal rund um Beuron und sorgen durch ihren Lärm immer wieder für Ärger. Schon vor wenigen Wochen hatten Anwohner Kontakt mit der SZ aufgenommen und sich über die Belastung beklagt. Nun wenden sich Klaus-Peter Bürkle und seine Frau Roswitha, die Betreiber einer Ferienwohnanlage in Gutenstein, in einem offenen Brief an Landrätin Stefanie Bürkle und die Kreisräte. Aber dabei beschweren sie sich nicht nur, sondern machen den Behörden konkrete Lösungsvorschläge. Diese verspricht die Landrätin nun zu überprüfen.
Klaus-Peter und Roswitha Bürkle betreiben seit fast 20 Jahren eine Ferienwohnanlage in Gutenstein und verzeichnen jährlich rund 2000 Übernachtungen. Täglich hat das Ehepaar Kontakt zu seinen Gästen – und fast täglich kommen Beschwerden, dass der Verkehrslärm extrem störend sei, sagt es. „Besonders der Lärm durch Motorräder und aufgemotzte Autos macht uns das Leben hier fast unerträglich“, schreibt Klaus-Peter Bürkle in seinem Brief. „Wir sind ernsthaft in der Überlegung, den Ferienbetrieb aufzugeben und die Wohnungen fest zu vermieten, denn unzufriedene, verärgerte Gäste machen keinen Spaß und kommen auch nie wieder in unser Tal“, fährt er fort. Aber nur Schimpfen bringe den Bewohnern nichts – deshalb schlägt er vor, auf der L277 im Bereich Gutenstein in Fahrtrichtung Thiergarten nach den Tunneln einen fest installlierter Blitzer zu erstellen. Auch hätten sich dort bereits einige schwere Unfälle ereignet. Zusätzlich könnte eine mobile Lärmüberwachungsanlage auf der L277 seiner Meinung nach helfen.
Auch „die Polizei müsste ihre Einsatzstrategie einmal grundsätzlich überdenken“, schreibt Klaus-Peter Bürkle. So fordert er auch von den Beamten mehr Lautstärkekontrollen sowie Kontrollen der technischen Veränderungen der Fahrzeuge. Außerdem sollen die Polizisten am Wochenende kontrollieren, fordert er.
In einem letzten Punkt möchte er das Donautal wieder attraktiver für den Tourismus machen. Er schlägt deshalb beispielsweise eine Sperrung der L277 von Sigmaringen nach Beuron für den Verkehr an jedem ersten Sonntag in den Monaten Mai bis Oktober vor. „Ein kontinuierlicher BusShuttle unterstützt die Menschen dann in ihrer Bewegung und Gastronomien und Vereine werden in das Verpflegungskonzept miteingebunden“, schlägt Bürkle vor. Dieses Konzept könne dann viele Menschen ansprechen, die Ruhe suchen.
Anja Schäfer, Leiterin des Fachbereichs Recht und Ordnung des Landratsamts Sigmaringen, sichert nach dem Erhalt des Briefs zu, dass in Zukunft vor allem an den Wochenenden noch häufiger mobil geblitzt werden soll. „Zudem sind wir in Kontakt mit der Polizei, damit Motorräder auch technisch überprüft werden können und so diejenigen, die ihre Maschinen frisieren, entsprechend bestraft werden“, sagt sie. Das bestätigt Markus Sauter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. Allein in den vergangenen zwei Wochen wurden zwei Schwerpunktkontrollen zur Überwachung des Motorradverkehrs durchgeführt. Bei diesen werde nicht nur die Geschwindigkeit gemessen, sondern auch auf technische Veränderungen und Tuning überprüft. Bei gutem Wetter werde dies auch in den kommenden Wochen verstärkt der
Fall sein, sagt Sauter. Neben der Polizei tauscht sich das Landratsamt inzwischen auch mit den Bürgermeistern der Stadt Sigmaringen und der Gemeinden Inzigkofen, Beuron, Stetten am kalten Markt, Schwenningen und Leibertingen aus, die mit den anbindenden Straßen ebenfalls vom Motorradlärm betroffen sind. Ziel sei es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die zielführend und rechtlich machbar sind.
Es bedarf laut Schäfer guter Begründungen, damit Lösungen durchgesetzt werden können. Um zusätzliche Einschränkungen gegen den Lärm zu rechtfertigen, werde deshalb eine Zählung des Motorradverkehrs am Wochenende und unter der Woche durchgeführt. So wären laut Schäfer 1000 Kraftäder am Tag orts-unüblich, wenn werktags an Regentagen nur circa 50 Krafträder fahren.
Zwischen Thiergarten und Stetten am kalten Markt wurde schon vor einiger Zeit ein Tempolimit von 60 Kilometer pro Stunde eingeführt. Um zusätzliche Beschränkungen des Verkehrs aus Sicherheitsgründen zu erreichen, werden derzeit weitere bauliche Lösungsansätze gemeinsam mit dem Land und den betroffenen Stellen geprüft, teilt Schäfer mit: „Wir nehmen die Schilderungen der Bewohner im Donautal sehr ernst und versuchen alles, um Lösungen zu finden. Kreis, Gemeinden und die Polizei ziehen hier an einem Strang.“