Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Erste Schritte zur Tiny-Haus-Siedlung
Ob das Grundstück in Kißlegg für eine Bebauung geeignet ist, soll ein Gutachten klären
KISSLEGG - Wohnen auf wenigen Quadratmetern: Das ist das Konzept eines Tiny-Hauses. Anders als in den USA, aus der dieser Trend kommt, darf man sich in Deutschland mit seinem Eigenheim in Miniatur nicht überall niederlassen. Es braucht ein passendes Grundstück, das erschlossen sein muss. Um diese Art des Wohnens zu ermöglichen, denkt die Verwaltung in Kißlegg über eine Siedlung für die Mini-Häuser westlich des Löhlewegs auf einer Wiese an der Wolfegger Ach nach.
Trotz einiger Bedenken, hat der Gemeinderat im Dezember vorerst grünes Licht für eine entsprechende Planung gegeben. Vor allem der Zustand der Wiese, aber auch eine befürchtete hohe Fluktuation der zukünftigen Tiny-Haus-Besitzer sorgten unter den Räten, aber auch bei den Anwohnern für Kritik. Ob der Boden sich für eine Wohnsiedlung eignet, soll nun ein Gutachten klären.
„Wir haben ein geotechnisches Standortgutachten beauftragt“, sagt Projektleiterin Michele Ott von der Landsiedlung Baden-Würrtemberg, der das Grundstück gehört. Seit Dienstag gräbt ein Bagger Löcher in die Wiese, so dass die Landsiedlung einen Einblick in den Untergrund und die Standfestigkeit des Bodens bekommt.
Zusätzlich werden Bohrungen durchgeführt, die die Tragfähigkeit des Grundstücks untersuchen. Das Ergebnis des Gutachtens entscheidet, ob auf der Wiese überhaupt gebaut werden kann. „Die Untersuchung kann auch zum Ergebnis haben, dass gar nichts geht“, sagt Ott. Davon gehe sie aber nicht aus. „Es kann aber auch sein, dass Teile des Gebiets entwickelt werden und andere nicht.“Wichtig sei, dass das Projekt sich wirtschaftlich trägt.
Tiny-Häuser sind aufgrund ihrer Größe leichter als herkömmliche Häuser und brauchen kein Fundament. Eine Siedlung muss aber komplett erschlossen sein, das heißt es muss unter anderem eine ordentliche Wasserversorgung und eine Straße geben, die zu den Mini-Häusern führt, auf der auch ein Müllauto fahren kann. „Das muss der Boden aushalten können.“
Über die Beschaffenheit des Bodens hatten nach der Sitzung im Dezember mehrere Anwohner und auch der BUND Bedenken geäußert. Die Wiese am Löhleweg sei offiziell von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg in Teilen als Überschwemmungsgebiet gekennzeichnet. Außerdem haben laut BUND Untersuchungen im Jahr 2000 gezeigt, dass sich unter der Wiese eine circa drei Meter tiefe Torfschicht befindet.
Diese ist laut Ott aber per se kein K.O.-Kriterium. „Es gibt viele Gebiete, die in Torfschichten liegen“, sagt sie. Ausschlaggebend sei, wie mächtig das Moor ist. „Es geht immer um die Tragfähigkeit.“Aufschluss darüber gebe erst das Gutachten. Bis Ende der Woche sollen die Arbeiten am Löhleweg abgeschlossen sein. Dann geht ein Teil der Proben ins Labor.
Sobald die Ergebnisse aus der Untersuchung vorliegen – was laut Ott in rund vier Wochen der Fall ist – wolle sich die Landsiedlung mit weiteren Behörden abstimmen, danach entscheidet der Gemeinderat noch einmal final, ob und wie das Gebiet entwickelt wird.