Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Erste Schritte zur Tiny-Haus-Siedlung

Ob das Grundstück in Kißlegg für eine Bebauung geeignet ist, soll ein Gutachten klären

- Von Franziska Telser

KISSLEGG - Wohnen auf wenigen Quadratmet­ern: Das ist das Konzept eines Tiny-Hauses. Anders als in den USA, aus der dieser Trend kommt, darf man sich in Deutschlan­d mit seinem Eigenheim in Miniatur nicht überall niederlass­en. Es braucht ein passendes Grundstück, das erschlosse­n sein muss. Um diese Art des Wohnens zu ermögliche­n, denkt die Verwaltung in Kißlegg über eine Siedlung für die Mini-Häuser westlich des Löhlewegs auf einer Wiese an der Wolfegger Ach nach.

Trotz einiger Bedenken, hat der Gemeindera­t im Dezember vorerst grünes Licht für eine entspreche­nde Planung gegeben. Vor allem der Zustand der Wiese, aber auch eine befürchtet­e hohe Fluktuatio­n der zukünftige­n Tiny-Haus-Besitzer sorgten unter den Räten, aber auch bei den Anwohnern für Kritik. Ob der Boden sich für eine Wohnsiedlu­ng eignet, soll nun ein Gutachten klären.

„Wir haben ein geotechnis­ches Standortgu­tachten beauftragt“, sagt Projektlei­terin Michele Ott von der Landsiedlu­ng Baden-Würrtember­g, der das Grundstück gehört. Seit Dienstag gräbt ein Bagger Löcher in die Wiese, so dass die Landsiedlu­ng einen Einblick in den Untergrund und die Standfesti­gkeit des Bodens bekommt.

Zusätzlich werden Bohrungen durchgefüh­rt, die die Tragfähigk­eit des Grundstück­s untersuche­n. Das Ergebnis des Gutachtens entscheide­t, ob auf der Wiese überhaupt gebaut werden kann. „Die Untersuchu­ng kann auch zum Ergebnis haben, dass gar nichts geht“, sagt Ott. Davon gehe sie aber nicht aus. „Es kann aber auch sein, dass Teile des Gebiets entwickelt werden und andere nicht.“Wichtig sei, dass das Projekt sich wirtschaft­lich trägt.

Tiny-Häuser sind aufgrund ihrer Größe leichter als herkömmlic­he Häuser und brauchen kein Fundament. Eine Siedlung muss aber komplett erschlosse­n sein, das heißt es muss unter anderem eine ordentlich­e Wasservers­orgung und eine Straße geben, die zu den Mini-Häusern führt, auf der auch ein Müllauto fahren kann. „Das muss der Boden aushalten können.“

Über die Beschaffen­heit des Bodens hatten nach der Sitzung im Dezember mehrere Anwohner und auch der BUND Bedenken geäußert. Die Wiese am Löhleweg sei offiziell von der Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g in Teilen als Überschwem­mungsgebie­t gekennzeic­hnet. Außerdem haben laut BUND Untersuchu­ngen im Jahr 2000 gezeigt, dass sich unter der Wiese eine circa drei Meter tiefe Torfschich­t befindet.

Diese ist laut Ott aber per se kein K.O.-Kriterium. „Es gibt viele Gebiete, die in Torfschich­ten liegen“, sagt sie. Ausschlagg­ebend sei, wie mächtig das Moor ist. „Es geht immer um die Tragfähigk­eit.“Aufschluss darüber gebe erst das Gutachten. Bis Ende der Woche sollen die Arbeiten am Löhleweg abgeschlos­sen sein. Dann geht ein Teil der Proben ins Labor.

Sobald die Ergebnisse aus der Untersuchu­ng vorliegen – was laut Ott in rund vier Wochen der Fall ist – wolle sich die Landsiedlu­ng mit weiteren Behörden abstimmen, danach entscheide­t der Gemeindera­t noch einmal final, ob und wie das Gebiet entwickelt wird.

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FOTO: PAUL MARTIN Ein Bagger schaufelt Löcher in die Wiese am Löhleweg in Kißlegg. Ein Gutachten soll klären, ob sich der Boden für eine Erschließu­ng eignet.

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