Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Geistertur­niere als Realität

Die Premiere hat gezeigt, dass Tennis ohne Zuschauer gehen kann

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HAMBURG (SID) - Die Matches von Höhr-Grenzhause­n – ohne Zuschauer, Ballkinder und Linienrich­ter – haben Tennisfans nach Wochen die ersten Livespiele gebracht. Noch länger wird es Turniere höchstens ohne Zuschauer geben. Das kleine Event im Westerwald, von dem sogar die USMedienri­esen „New York Times“und ESPN berichtete­n, hat gezeigt, dass Geistertur­niere auf nationaler Ebene funktionie­ren können.

Sie werden in den kommenden Wochen die Realität bleiben. Das internatio­nale Tennis werde „von allen Sportarten wohl als letzte wiederkomm­en“, sagte Vizepräsid­ent Dirk Hordorff vom Deutschen Tennis Bund (DTB). „Wir haben die ganz große Gefahr durch die vielen Reisen.“Die weltweite Tennistour der ATP (Männer) und WTA (Frauen) ist wohl eine der reiseinten­sivsten Sportarten der Welt.

Auch deshalb hat Hordorff gehandelt und federführe­nd für den DTB eine Serie entwickelt, die am 8. Juni starten wird. Mit Jan-Lennard Struff (Weltrangli­sten-34.) und Laura Siegemund (65.) hat er prominente Zugpferde gewonnen. Der in den USA trainieren­de Alexander Zverev, in der eingefrore­nen Rangliste Siebter, und die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber werden nicht dabei sein. „Wir müssen uns keine Sorgen machen, ob Angelique Kerber oder Alexander Zverev die jetzige Phase finanziell überstehen“, sagte Hordorff. „Die Zielsetzun­g der Serie ist es eher, für die Spieler dahinter etwas zu tun, kleine Einnahmemö­glichkeite­n und Spielpraxi­s zu bieten.“

Das Feedback sei „unglaublic­h positiv“– von den Medien, den Spielern und den weiteren Partnern des DTB, der in Kürze die Austragung­sorte bekannt geben wird. Es wird an mehreren Standorten in Deutschlan­d gespielt werden, das Preisgeld beträgt insgesamt 377 000 Euro und die Matches werden im Internet in Streams gezeigt. In mehreren Ländern wie Frankreich oder den USA sind ebenfalls Wettbewerb­e ohne Zuschauer geplant.

Parallel prüfen die Verantwort­lichen der noch verblieben­en beiden Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr weiter alle denkbare Szenarien – Geisterspi­ele gehören offenbar aber eher nicht dazu. Die „New York Post“berichtete nun, dass die US Open vom 24. August bis 13. September in Indian Wells statt in Queens ausgetrage­n werden könnten, um Fans dabei zu haben. Bisher handelt es sich dabei aber wohl nur um ein Denkmodell. Eine klare Aussage gibt es aus Paris. Die French Open (20. September

bis 4. Oktober) werden nicht ohne Zuschauer stattfinde­n. Dies bestätigte die Sportminis­terin Roxana Maracinean­u.

US-Tennisprof­i Taylor Fritz, Nummer 24 der Weltrangli­ste, hat mit seinem Sieg bei einem prominent besetzten Online-Tennisturn­ier eine Million Dollar für die Organisati­on No Kid Hungry gesammelt, die sich für hungernde Kinder in den USA einsetzt. An dem „Stay at Home Slam“auf der NintendoKo­nsole nahmen neben anderen Berühmthei­ten auch Tennisgröß­en wie Serena Williams, Naomi Osaka und Maria Scharapowa teil. Kommentato­r war John McEnroe.

 ?? FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES ?? Keine Zuschauer, keine Ballkinder, keine Linienrich­ter: Nur ein Schiedsric­hter beobachtet­e die Spiele von Dustin Brown (li.) und Co. beim Tennisturn­ier in Höhr-Grenzhause­n im Westerwald.
FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES Keine Zuschauer, keine Ballkinder, keine Linienrich­ter: Nur ein Schiedsric­hter beobachtet­e die Spiele von Dustin Brown (li.) und Co. beim Tennisturn­ier in Höhr-Grenzhause­n im Westerwald.

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