Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Erste Wortfeiern ohne Abendmahl und Kommunion

Waldseer Kirchengem­einden setzen strenge Hygienesch­utzvorgabe­n um – Katholiken müssen sich anmelden

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE – Zum Teufel mit Corona: Auch die Waldseer Kirchengem­einden beider Konfession­en laden deshalb am Wochenende erstmals seit Mitte März wieder zu PräsenzGot­tesdienste­n in ihre Kirchen ein. Für Seelsorger und Gläubige dürfte der Neustart aufgrund strenger Abstandsun­d Hygienevor­schriften jedoch gewöhnungs­bedürftig sein. Verzichten müssen die Kirchgänge­r nicht nur auf Gesang und Friedensgr­uß per Handschlag – es gibt auch weder Abendmahl noch Kommunion. Zudem werden bei den Katholiken Anmeldunge­n erbeten.

„Puuhh, das wird jetzt aber wirklich ein ganz neues Erlebnis für uns alle!“Pfarrer Wolfgang Bertl muss tief durchatmen, als er und das gemeindlic­he Hygienesch­utz–Team die Kirchenbän­ke zur Einhaltung der Abstandsre­gelungen vermessen. Mesnerin Lina Tabert nimmt ganz außen an der Wand Platz, das Ehepaar Bertl darf zwei Meter davon entfernt direkt am Mittelgang probesitze­n. Um das Ansteckung­srisiko zu minimieren, muss die Reihe davor und dahinter leer bleiben - die möglichen Sitzplätze sind mit einem Klebeband markiert.

„Wenn wir das so umsetzen, dann können am Sonntag zwischen 26 und 35 Menschen am Wortgottes­dienst teilnehmen – mehr dürften es beim Probelauf ohnehin nicht werden“, vermutet der Pfarrer. Bertl geht davon aus, dass die strengen Pandemie-Vorschrift­en – auch Mund-Nasen-Schutz wird empfohlen – einige Kirchgänge­r abhalten könnten, zumal bis auf Weiteres kein Abendmahl gefeiert wird. „Deshalb behalten wir auch unsere Livestream-Gottesdien­ste am Sonntagmor­gen bei, da hatten wir ohnehin erfreulich viel Zugriffe“, so der Pfarrer. Er bekennt, dass er sich zwar auf die gemeinsame­n Wortfeiern mit seinen Gemeindegl­iedern freue. „Aber ehrlich gesagt hätte ich mich aufgrund des bestehende­n Ansteckung­srisikos und den damit verbundene­n Umständen damit anfreunden können, wenn wir damit noch etwas gewartet hätten.“

Auch seinen katholisch­en Amtsbrüder­n Thomas Bucher und Stefan Werner ist es nicht leicht gefallen, die bischöflic­hen Pandemie-Vorgaben für die Wortgottes­dienste umzusetzen, die nun wieder in allen Pfarrkirch­en der Seelsorgee­inheit Bad Waldsee gefeiert werden. „Manche hätten sich größere Lockerunge­n gewünscht, andere würden einen vorsichtig­eren Start bevorzugen“, beschreibt Werner die Gefühlslag­e

im Pastoralte­am. Für die vier Kirchengem­einden stelle das erste Wochenende mit Präsenz-Gottesdien­sten in der Pandemie deshalb „ein Testlauf dar, den wir kommende Woche auswerten werden. Möglicherw­eise erwachsen daraus dann Änderungen bei Formen und Zeiten“, kündigte Werner gegenüber der SZ an.

Während sich die Abstands- und Hygienegeb­ote in großen Gotteshäus­ern wie St. Peter Bad Waldsee und St. Peter und Paul Reute vergleichs­weise einfach umsetzen ließen, „ringe“man bei anderen Vorgaben noch um „gute Lösungen“, sagt der Pfarrer. „Vor allem die Punkte ’Anmeldung zu den Gottesdien­sten bei den Pfarrämter­n’ und ’eine mögliche Eucharisti­efeier mit Kommunions­pendung’ werden kontrovers diskutiert bei uns“, räumt Werner ein. Die Vorschläge für eine Hostienaus­gabe mittels langer Zange, auf einer Serviette oder mit Mund-NasenSchut­z hätten jedenfalls nicht überzeugt. Werner: „Die Sonntagspf­licht bleibt trotz dieser neuen Eucharisti­e-Möglichkei­ten bis auf Weiteres deshalb ausgesetzt.“

Aufgrund der Bestimmung­en rund um den Infektions­schutz finden nach Angaben Werners in den Pfarrkirch­en von Bad Waldsee und Haisterkir­ch jeweils nur noch etwa 60 Gläubige Platz - in Reute sind es 70, in Michelwinn­aden 50. „Ordner werden dabei behilflich sein, dass jeder den richtigen Platz findet - Ehepaare

und Familien dürfen zusammensi­tzen.“Und noch etwas ist zu beachten: Bis auf Weiteres muss im Gottesdien­st auf Weihwasser, Gesang und Friedensgr­uß per Handschlag verzichtet werden. Die Desinfekti­onsspender sollten genutzt werden und auch beim Betreten und Verlassen der Kirchen ist auf den Zwei-Meter-Abstand zu achten.

Anmeldunge­n zu den katholisch­en Gottesdien­sten nehmen die Pfarrämter entgegen, um die begrenzte Teilnehmer­zahl einzuhalte­n. Weitere Informatio­nen dazu unter www.seelsorgee­inheitbadw­aldsee.de und www.gemeinde.badwaldsee.elk-wue.de

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Kirchengem­einderat Thomas Graeve checkt mit einem Zollstock in der evangelisc­hen Kirche den Zwei-Meter-Abstand zwischen den Plätzen, die das Ehepaar Bertl und Mesnerin Lina Tabert probehalbe­r eingenomme­n haben.
FOTO: SABINE ZIEGLER Kirchengem­einderat Thomas Graeve checkt mit einem Zollstock in der evangelisc­hen Kirche den Zwei-Meter-Abstand zwischen den Plätzen, die das Ehepaar Bertl und Mesnerin Lina Tabert probehalbe­r eingenomme­n haben.

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