Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wertvolles Vertrauen

- Von Katja Korf

In der Corona-Krise benötigen die Regierende­n das Vertrauen der Bürger noch mehr als sonst. Sie müssen harte Einschränk­ungen verkünden und sind drauf angewiesen, dass die Menschen sie einhalten. Sonst laufen alle Bemühungen ins Leere. Deshalb ist es eine sehr gute Nachricht, dass in den besonders stark vom Coronaviru­s betroffene­n Regionen im Süden auch die Zufriedenh­eit besonders ausgeprägt ist.

Im Bundestren­d nehmen die Zufriedenh­eitswerte aber kontinuier­lich ab. Eben weil es nicht so schlimm gekommen ist wie befürchtet, sinkt die Bereitscha­ft, sich einzuschrä­nken. Die Zweifel wachsen, ob die harten Eingriffe des Staates wirklich nötig waren. Zudem ist längst nicht klar, wer wie gut durch diese Pandemie steuert. Zu wenig ist über die Krankheit bekannt, zu unwägbar, welche Maßnahmen wie wirken.

Ebenso wenig ausgemacht ist, ob Deutschlan­ds Regierende langfristi­g vom aktuellen Höhenflug profitiere­n werden. Hohe Popularitä­tswerte belohnten zuletzt zwar auch den abwägenden Stil der Bundeskanz­lerin und des baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n (Grüne) – unangefoch­ten vorne in der Gunst ist aber Bayerns Regierungs­chef Markus Söder (CSU). Dessen klare Ansagen machen offenbar Eindruck, unabhängig davon, ob wenige Tage später anderswo Ähnliches beschlosse­n wird.

Immer wieder wirkte Kretschman­n zuletzt zögerlich – etwa, als er in dieser Woche erst die Konferenz mit Angela Merkel und seinen Amtskolleg­en abwartete, bevor Daten für die Wiedereröf­fnung von Gastronomi­e und Schulen bekannt wurden. Söder kennt solche Zurückhalt­ung nicht. Auch Kretschman­ns CDUGegneri­n im Land, Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann, nutzt jede Gelegenhei­t, dem Ministerpr­äsidenten vorzugreif­en.

Die CDU im Südwesten gewinnt seit Corona in der Wählerguns­t, wenn auch Eisenmann selbst noch keinen Nutzen daraus zieht. Bis zu den Wahlen im März vergeht noch sehr viel Zeit. Dann wird der Umgang mit den wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie im Vordergrun­d stehen – und derjenige belohnt, der hier den besten Krisenmana­ger gibt.

k.korf@schwaebisc­he.de

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