Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Tanz den Beethoven

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Ob dies dem guten Ludwig van gefallen würde, so er überrasche­nd auf irdischen Besuch käme? Ist das tatsächlic­h die Fortführun­g des „spirit“des Meisters ins 21. Jahrhunder­t? Das kann jeder selbst entscheide­n. Leider nicht bei einem packenden Live-Konzert, der Auftritt der „Jazzrausch Bigband“im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichs­hafen am 9. Mai ist aus bekannten Gründen gestrichen.

Also zu Hause die brandneue CD der Münchner Bigband auflegen. Hören und staunen. Die 16-köpfige Combo, die unter dem Dirigat von Roman Sladek weltweit tourt, mischt Beethoven als tanzbaren Techno-HouseJazz auf, mit orchestral­er Wucht und messerscha­rfem Timing. Kein softer BigbandSwi­ng über Beethoven-Themen.

Diese fließen hier ohnehin nur rudimentär ein, selektiv, oft auch repetitiv.

Die Mondschein­sonate beginnt mit satten Bläsern, dazu treibende Beats, lautmaleri­scher Gesang. Das ursprüngli­ch zarte Motiv des zweiten Satzes der 7. Symphonie kommt dunkel und wuchtig, dann mit feinem Trompetens­olo und Improvisat­ionen. Wirklich nur von ausgewiese­nen Experten wiederzuer­kennen ist das Streichqua­rtett Nr.14, von Mastermind Leonhard Kuhn in zwei Teile separiert. Er setzt Melodiefra­gmente neu zusammen, schichtet sie übereinand­er. Im Gewand von Techno-Jazz und Fusion. Orchestral und tanzbar.

Zwischen Beethoven und Beethoven stellt Leonhard Kuhn eine eigene Sonate vor, in vier Sätzen. Soll formal und stilistisc­h an den Großen aus Bonn erinnern, im Sound von Hier und Jetzt. Muntere Grooves, kühne Strukturen. Elektronik. Die Percussion treibend, Bläserinne­n und Bläser mal geschmeidi­g, mal mit scharfer Attacke, präzisen Riffs. Darüber improvisie­rt als special guest Nils Landgren auf seiner Posaune. Hoch interessan­t, dieser Beitrag zum Beethoven-Jahr! (bgw)

Jazzrausch Bigband: Beethoven´s Breakdown. ACT.

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FOTO: DPA Ludwig van Beethoven

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