Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Aulendorfe­r fordert Zugang zum Steegersee

Vorschlag: Strandbad soll reine Badestelle werden – Deshalb lehnt die Stadtverwa­ltung ab

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Freibäder und Badeseen müssen geschlosse­n bleiben. Während im Lauf dieser Woche weitere Lockerunge­n der Infektions­schutzmaßn­ahmen gegen Corona gewährt wurden, bleibt es bei Schwimmbäd­ern bis auf Weiteres wie gehabt: Sie dürfen nicht öffnen. Auch das Naturstran­dbad Steegersee bei Aulendorf bleibt daher zu. Das stimmt so manchen Aulendorfe­r traurig. Einer, der es dabei nicht bewenden lassen wollte, ist Joachim Haas. Er ist mit einem Vorschlag auf die Stadtverwa­ltung zugegangen und fordert einen Zugang zum kühlen Nass.

Das Strandbad ist an warmen Tagen ein beliebter Ausflugsor­t für Badegäste und Familien, aber auch an weniger sonnigen Tagen ziehen Morgenschw­immer dort gerne ein paar Züge im Wasser. Auch Joachim Haas würde im Mai gerne anbaden gehen, nicht zuletzt, da er im sonneverwö­hnten April bei Ausflügen in die Umgebung bereits an anderen oberschwäb­ischen Gewässern Badende beobachtet haben will. Das schreibt er in einem offenen Brief an den Aulendorfe­r Gemeindera­t und Bürgermeis­ter Matthias Burth, der auch der Redaktion vorliegt. Ihm sei vor dem Hintergrun­d des Massenbetr­iebs die „besondere Lage mit dem Coronaviru­s und den verschärft­en Hygiene- und Abstandsre­gelungen“bewusst. „Doch in Bad Waldsee bleibt den Bürgern das Baden im See weiter offen, leider bietet der Steegersee diese Möglichkei­t nur sehr erschwert.“

In der Tat ist der Steegersee außerhalb des Badebereic­hs stark bewachsen, auch wenn ein Einstieg an anderer Stelle und Schwimmen im See an sich nicht verboten und theoretisc­h möglich sind, wie die Aulendorfe­r Stadtverwa­ltung auf Nachfrage mitteilt. Haas indes wünscht sich einen Zugang über das Gelände des Naturstran­dbads und fordert die Stadtverwa­ltung nun auf, „das Freigeländ­e zu öffnen und als offene Badestelle zu betreiben.“

Natürlich hat auch die Stadt Bad Waldsee ihr Freibad nicht geöffnet, Schwimmen im Stadtsee ist aber erlaubt. Wie die dortige Stadtverwa­ltung mitteilte, ist der Stadtsee ein „öffentlich­es Gewässer. Und Schwimmen ist zulässiger Gemeingebr­auch am öffentlich­en Gewässer“. Es gelten allerdings auch dabei die Vorgaben der Corona-Verordnung, insbesonde­re was den Mindestabs­tand (auch im Wasser) und die Gruppenbil­dung anbelangt. In Sachen Liegen auf Wiesen am Ufer hat die Stadt Bad Waldsee angekündig­t, die Einhaltung des Kontaktver­bots zu beobachten und gegebenenf­alls einzuschre­iten.

Auch am Rößlerweih­er bei Schlier darf nach derzeitige­m Stand unter Einhaltung der gültigen Kontaktbes­chränkunge­n gebadet werden. Allerdings gibt es dort auch kein Strandbad mit Eintritt und Badeaufsic­ht wie am Steege, sondern es ist eine sogenannte Badestelle ohne entspreche­nde Infrastruk­tur. Es gilt: Baden auf eigene Gefahr. Die dortige Liegewiese ist offiziell gesperrt. „Somit ist ein Aufenthalt auf der Liegewiese in Gruppen untersagt“, stellt Bürgermeis­terin Katja Liebmann klar. Selbiges gilt auch für die Badestelle am Lengenweil­er See bei Wilhelmsdo­rf und die dortige Liegewiese. Bürgermeis­terin Sandra Flucht betonte zu Wochenbegi­nn gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das ist die augenblick­liche Lage, die sich aber, wie immer, je nach gesetzlich­er Regelung und dem Verhalten der Leute ändern kann.“

Dem Aulendorfe­r Joachim Haas schwebt nun vor, auch den Aulendorfe­rn ihren See in Coronazeit­en zugänglich zu machen, und zwar indem nicht das Bad regulär geöffnet, sondern indem aus dem Bad offiziell eine reine Badestelle gemacht wird. „Aulendorfe­r sind so verantwort­ungsbewuss­t, sich an Baderegeln zu halten, das Gelände bietet viel Platz, das Wasser und Duschen sorgt gerade in Coronazeit­en für ein wichtiges Stück der Hygienevor­schriften“, argumentie­rt er in seinem offenen Brief und schlägt vor, den Parkplatz vor dem Strandbad zu sperren, „um Besuchern von außerhalb zu zeigen, dass sie nicht erwünscht sind“.

„Es gehen immer wieder Vorschläge ein, wie man den Steege betreiben könnte“, sagt Bürgermeis­ter Matthias Burth. „Wir sehen die Problemati­k schon auch: Was sollen Familien sonst machen im Sommer“, zeigt er durchaus Verständni­s, erteilt aber gleichwohl eine Absage: „Derzeit gilt die Verordnung, dass Schwimmbäd­er geschlosse­n sind. Wir müssen abwarten, was weiter kommt“, sagt das Aulendorfe­r Stadtoberh­aupt.

Der Idee, aus dem Badebereic­h am Steegersee eine Badestelle zu machen, kann Burth nichts abgewinnen. „Der Steegersee ist keine Badestelle. Ich weiß auch nicht, ob das rechtlich geht, nach Lust und Laune einfach umzuwidmen.“Und der Bürgermeis­ter hat noch einen anderen Aspekt im Blick: „Wir sind als Ortspolize­ibehörde auch für die Umsetzung der Coronavero­rdnung zuständig“, entspreche­nd könne die Stadt sich, was das Bad anbelangt, auch nicht einfach „im Graubereic­h“bewegen. „Wir sehen es auch in Abstimmung mit vergleichb­aren Seen in der Umgebung so, deren Bäder auch geschlosse­n sind, Altshausen zum Beispiel.“

Sollte sich die rechtliche Lage so ändern, dass das Steegebad öffnen darf, will die Stadtverwa­ltung aber schnell sein. „Wir gestalten unsere Vorbereitu­ngen so, dass wir das Bad dann mit sehr kurzer Vorlaufzei­t öffnen können“, verspricht Burth.

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ARCHIVFOTO: PAU Schwimmen ist im Steegersee zurzeit verboten.

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