Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weingarten bekommt ein Autokino
Sechs Vorstellungen mit begrenzter Platzzahl sind geplant – Abwechslungsreiche Filme
WEINGARTEN - Weingarten bekommt ein Autokino – zumindest zeitweise. Um den Bürgern in den schwierigen Corona-Zeiten mit Kontaktsperre, geschlossenen Kultureinrichtungen und Versammlungsverboten wieder etwas mehr Freude zu bringen, hat eine Gruppe von sechs Ehrenamtlichen das etwas andere Kino kurzerhand aus dem Boden gestampft. An sechs Abenden Ende Mai werden auf dem Parkplatz am Hochschulcampus bis zu sechs verschiedene Filme gezeigt. Doch die Zahl der Plätze ist jeweils begrenzt. „Wir haben uns gefragt, was wir trotz Kontaktsperre machen können. Wir wollen mit Spaß wieder Kino machen und den Menschen im Schussental etwas Abwechslung in tristen Corona-Zeiten bieten“, sagt die Initatorin Hermine Städele.
Gemeinsam mit fünf anderen kulturell Interessierten hat sich die grüne Stadträtin in den vergangenen Wochen immer wieder digital zusammengeschaltet und an der Umsetzung des Großprojektes gearbeitet. Schließlich ist der Aufwand beträchtlich. Gerade weil alle Organisatoren das ehrenamtlich machen und die Anforderungen vielfältig sind.
So musste eine UKW-Frequenz, also eine Radiofrequenz, bei der Bundesnetzagentur beantragt und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Landesmedienanstalt organisiert werden. Zudem wurden Gespräche mit dem Amt für Bau und Vermögen Baden-Württemberg als Eigentümer und der Hochschule als Nutzer des Parkplatzes geführt. Alle seien sehr unkompliziert gewesen und ihnen entgegengekommen, betont Städele. Auch wenn es um Strom und Wasser oder aber das geliehene Toilettenhäuschen der katholischen Jugend Weingarten ging.
Und auch der Aufbau der sechs auf 14 Meter großen Leinwand ist eine Herausforderung. Dabei werden aber mehr als 20 weitere Unterstützer helfen, die zufällig von der Idee erfahren haben und direkt begeistert waren. Doch das Team sucht noch ehrenamtliche Einweiser und Ticketscanner. Der Filmverleih läuft derweil über das Kulturzentrum Linse, mit dem man sich als „Freunde der Linse“ausgetauscht und abgesprochen habe. „Wir haben den Segen der Vorstände“, sagt Städele. Läuft alles nach Plan, sollen am 21., 22., 23., 29., 30. und 31. Mai die
Vorführungen auf dem Parkplatz der Hochschule Ravensburg-Weingarten am Töbele stattfinden. Platz ist dann pro Vorstellung für jeweils 100 Autos. Beginn ist nach aktuellem Stand jeweils gegen 21 Uhr. Das steht noch nicht abschließend fest. Gleiches gilt für die Filme, die gezeigt werden. Sicher ist, dass am 21. Mai „The Peanut Butter Falcon“, am 22. Mai „Die Känguru-Chroniken“und am 23. Mai „Jojo Rabbit“gezeigt werden.
Wie es dann über Pfingsten weitergeht, ist noch nicht abschließend geklärt. Zur Auswahl stehen „Undine“, „Auf der Couch in Tunis“, „Ich war noch niemals in New York“, und „Gipsy Queen“. Welche von diesen Filmen gezeigt werden und ob beispielsweise die Känguru-Chroniken sogar ein zweites Mal aufgeführt wird, ist noch offen.
Tickets wird es nur online über die eigene Website und die LinseWebsite geben. Was diese dann genau kosten sollen, war am Freitag noch nicht abschließend geklärt. Bei der Ticketvergabe wird es dann um Schnelligkeit gehen. Sobald die ersten 100 Karten (pro Auto maximal zwei Erwachsene und Kinder) für einen Film vergriffen sind, geht nichts mehr. Das sieht das Sicherheitskonzept, welches gemeinsam mit Ordnungsamt und Feuerwehr geplant wurde, vor.
Die Tickets werden ausschließlich digital vergeben, können ausgedruckt oder auf dem Smartphone mitgebracht werden, sodass die Ehrenamtlichen den Code durch die Windschutzscheibe scannen können und die Abstandsregel eingehalten werden kann. Da keinerlei Essen oder Getränke verkauft werden, fordert Städele sogar auf, sich selbst zu versorgen. Auch solle man an eine warme Decke denken. Schließlich könne es kalt werden – und aussteigen dürfe man nur, wenn man auf die Toilette müsse.
Wie wichtig den „Freunden der Linse“, die damit auch gegen das Vergessen der Kulturform Kino gegensteuern wollen, das Projekt ist, zeigt auch die Finanzierung. „Es wäre toll, wenn wir plus/minusnull herauskommen“, sagt Städele.
Sollte es aber nicht reichen, haben die Ehrenamtlichen das Projekt mit einer privaten Ausfallbürgschaft abgesichert. 5500 Euro haben die sechs Ehrenamtlichen hinterlegt. Geld, das eigentlich für die Urlaube gedacht war. „Aber die fallen nun ja wahrscheinlich ohnehin aus“, nimmt es Städele locker. Doch bekommt das Team auch Unterstützung von der Bürgerstiftung Ravensburg, die weitere 2000 Euro als Sicherheit beisteuern. Wenn am Ende doch ein wenig Gewinn erzielt werden kann, soll das Geld auf ein Konto fließen, sodass im Herbst neue ehrenamtliche Kulturprojekte entstehen könnten. Weitere Filmvorführungen können sich die Ehrenamtlichen für den Sommer aktuell noch nicht vorstellen. „Wenn die sechs Tage durch sind, sind wir es sicher auch“, sagt Städele lachend, deren Blick sich nun aber erst einmal auf die Besucher richtet. „Wir hoffen, dass viele Leute kommen und Spaß haben. Und wir wollen dazu motivieren, dass die Leute wieder selbst anpacken.“
Initatorin Hermine Städele
„Wir wollen mit Spaß wieder Kino machen und den Menschen im Schussental etwas Abwechslung in tristen Corona-Zeiten bieten.“
Karten für das Autokino in Weingarten gibt es online unter: www.autokino-weingarten.de