Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bauern bekommen Geld für Blühwiesen
Gemeinde Berg zahlt Landwirten den Ertragsausfall, wenn sie auf Maisanbau verzichten
BERG - Berg geht in Sachen Biodiversität neue Wege und unterstützt die Landwirte, wenn diese statt Mais auf ihren Feldern Blühwiesen anbauen. Das Projekt, das Mitte Mai startet, soll die Biodiversität stärken. Profitieren sollen Insekten, der Boden und das Landschaftsbild. Das lässt sich die Gemeinde Berg 10 000 Euro kosten.
Mais dominiert in Oberschwaben schon lange die Landschaft. Das soll zumindest in der Gemeinde Berg mit dem Projekt „Blühendes Berg“weniger werden. Der Gemeinderat hatte das Projekt bereits Mitte Februar beschlossen und zahlt jetzt Landwirten Geld, wenn sie auf ihren Feldern Blühwiesen anbauen und auf den dominierenden Mais verzichten. Pro Hektar bekommt der Landwirt 1500 Euro. „Das entspricht dem, was auch ein Hektar Mais an Geld bringen würde“, sagt Bergs Bürgermeisterin Manuela Hugger. Sprich: Der Anreiz, seine Felder zu einer Blühwiese zu machen, ist dadurch besonders hoch, weil dem Landwirt somit kein Ertrag flötengeht.
„Biodiversität ist eine Aufgabe von uns allen und kann nicht den Landwirten allein zugeschoben werden“, findet Manuela Hugger. Das sei auch der Grund gewesen, warum man sich in Berg für diesen Schritt entschieden hat. Zwar müsse jeder einzelne Bürger einen Beitrag dazu leisten, aber die Gemeinde als Ganzes müsse sich auch beteiligen. Die Resonanz sei „toll“gewesen, als man den Berger Landwirten das Projekt vorgestellt hat. 10 000 Euro befinden sich in dem Topf.
Insgesamt machen in Berg zehn Landwirte mit. Gefördert wird maximal ein Hektar pro Bauer. Vier Flächen sind ein Hektar groß, die anderen Flächen sind kleiner. Die teilnehmenden Landwirte verpflichten sich gleichzeitig dazu, zwei Jahre dabeizubleiben und die Blühwiesen nicht einfach abzumähen, um wieder Mais anzubauen. Das Projekt soll einen langfristigen Nutzen haben, damit die Natur etwas davon hat, so die Bürgermeisterin.
In den vergangenen Jahren ist der Maisanbau insgesamt und auch in
Oberschwaben stark gestiegen. Mais ist in Baden-Württemberg über die vergangenen Jahre zu einer der wichtigsten Ackerkulturen geworden. Mais ist relativ pflegeleicht, dient als Futter für Tiere und ist wichtiger Bestandteil in der Produktion von Biogas, weil er eine hohe Methanausbeute verspricht. Das hat zu Monokulturen im Ländle geführt, was wiederum schlecht für die Bodenqualität und für die Biodiversität ist. Naturschützer sagen, dass Monokulturen gerade für Insekten nahezu tote Lebensräume sind. Außerdem führten sie zu einem erhöhten Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.
Deswegen hat der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Ravensburg 2018 auch das Projekt Ackerblühstreifen gestartet. Der Verband organisierte Saatgut, Landwirte übernahmen die Hälfe der Kosten und brachten das Saatgut, das aus einer Mischung heimischer Pflanzen besteht, an den Rändern ihrer Felder aus. Das ist nämlich wichtig. Wie der Biodiversitätsmanager Moritz Ott bereits erklärte, reicht es nicht, einfach irgendwelche Pflanzen auszusäen. Es müssen heimische Arten sein, die von den hiesigen Insekten auch angenommen werden. In diesem Jahr ist bereits Saatgut für 70 Hektar im Landkreis Ravensburg ausgegeben worden, so der LEV.
Vom Landschaftserhaltungsverband Ravensburg stammt auch das Saatgut für das Beger Projekt. Bestellt habe man mehrjährige Sorten, sagt Hugger. Die Aussaat auf den Flächen der teilnehmenden Bauern wird zentral von einem Berger Landwirt übernommen. „Blühendes Berg“hat mit den Ackerblühstreifen allerdings nichts zu tun und geht weit darüber hinaus. Laut LEV gibt es ein Projekt in dieser Form im Landkreis Ravensburg nur in Berg. Die Idee dafür stamme ursprünglich vom ehemaligen Berger Gemeinderat Christoph Zeller, sagt Hugger. „Die Idee hatte er schon während des Wahlkampfes aufgebracht.“
Übrigens: Die Gemeinde Berg beteiligt sich selbst mit einer eigenen Fläche an dem Projekt. Das Feld an der Kläranlage Kanzach wird auch zur Blühwiese.