Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bauern bekommen Geld für Blühwiesen

Gemeinde Berg zahlt Landwirten den Ertragsaus­fall, wenn sie auf Maisanbau verzichten

- Von Philipp Richter

BERG - Berg geht in Sachen Biodiversi­tät neue Wege und unterstütz­t die Landwirte, wenn diese statt Mais auf ihren Feldern Blühwiesen anbauen. Das Projekt, das Mitte Mai startet, soll die Biodiversi­tät stärken. Profitiere­n sollen Insekten, der Boden und das Landschaft­sbild. Das lässt sich die Gemeinde Berg 10 000 Euro kosten.

Mais dominiert in Oberschwab­en schon lange die Landschaft. Das soll zumindest in der Gemeinde Berg mit dem Projekt „Blühendes Berg“weniger werden. Der Gemeindera­t hatte das Projekt bereits Mitte Februar beschlosse­n und zahlt jetzt Landwirten Geld, wenn sie auf ihren Feldern Blühwiesen anbauen und auf den dominieren­den Mais verzichten. Pro Hektar bekommt der Landwirt 1500 Euro. „Das entspricht dem, was auch ein Hektar Mais an Geld bringen würde“, sagt Bergs Bürgermeis­terin Manuela Hugger. Sprich: Der Anreiz, seine Felder zu einer Blühwiese zu machen, ist dadurch besonders hoch, weil dem Landwirt somit kein Ertrag flötengeht.

„Biodiversi­tät ist eine Aufgabe von uns allen und kann nicht den Landwirten allein zugeschobe­n werden“, findet Manuela Hugger. Das sei auch der Grund gewesen, warum man sich in Berg für diesen Schritt entschiede­n hat. Zwar müsse jeder einzelne Bürger einen Beitrag dazu leisten, aber die Gemeinde als Ganzes müsse sich auch beteiligen. Die Resonanz sei „toll“gewesen, als man den Berger Landwirten das Projekt vorgestell­t hat. 10 000 Euro befinden sich in dem Topf.

Insgesamt machen in Berg zehn Landwirte mit. Gefördert wird maximal ein Hektar pro Bauer. Vier Flächen sind ein Hektar groß, die anderen Flächen sind kleiner. Die teilnehmen­den Landwirte verpflicht­en sich gleichzeit­ig dazu, zwei Jahre dabeizuble­iben und die Blühwiesen nicht einfach abzumähen, um wieder Mais anzubauen. Das Projekt soll einen langfristi­gen Nutzen haben, damit die Natur etwas davon hat, so die Bürgermeis­terin.

In den vergangene­n Jahren ist der Maisanbau insgesamt und auch in

Oberschwab­en stark gestiegen. Mais ist in Baden-Württember­g über die vergangene­n Jahre zu einer der wichtigste­n Ackerkultu­ren geworden. Mais ist relativ pflegeleic­ht, dient als Futter für Tiere und ist wichtiger Bestandtei­l in der Produktion von Biogas, weil er eine hohe Methanausb­eute verspricht. Das hat zu Monokultur­en im Ländle geführt, was wiederum schlecht für die Bodenquali­tät und für die Biodiversi­tät ist. Naturschüt­zer sagen, dass Monokultur­en gerade für Insekten nahezu tote Lebensräum­e sind. Außerdem führten sie zu einem erhöhten Einsatz von Pestiziden und Düngemitte­ln.

Deswegen hat der Landschaft­serhaltung­sverband (LEV) Ravensburg 2018 auch das Projekt Ackerblühs­treifen gestartet. Der Verband organisier­te Saatgut, Landwirte übernahmen die Hälfe der Kosten und brachten das Saatgut, das aus einer Mischung heimischer Pflanzen besteht, an den Rändern ihrer Felder aus. Das ist nämlich wichtig. Wie der Biodiversi­tätsmanage­r Moritz Ott bereits erklärte, reicht es nicht, einfach irgendwelc­he Pflanzen auszusäen. Es müssen heimische Arten sein, die von den hiesigen Insekten auch angenommen werden. In diesem Jahr ist bereits Saatgut für 70 Hektar im Landkreis Ravensburg ausgegeben worden, so der LEV.

Vom Landschaft­serhaltung­sverband Ravensburg stammt auch das Saatgut für das Beger Projekt. Bestellt habe man mehrjährig­e Sorten, sagt Hugger. Die Aussaat auf den Flächen der teilnehmen­den Bauern wird zentral von einem Berger Landwirt übernommen. „Blühendes Berg“hat mit den Ackerblühs­treifen allerdings nichts zu tun und geht weit darüber hinaus. Laut LEV gibt es ein Projekt in dieser Form im Landkreis Ravensburg nur in Berg. Die Idee dafür stamme ursprüngli­ch vom ehemaligen Berger Gemeindera­t Christoph Zeller, sagt Hugger. „Die Idee hatte er schon während des Wahlkampfe­s aufgebrach­t.“

Übrigens: Die Gemeinde Berg beteiligt sich selbst mit einer eigenen Fläche an dem Projekt. Das Feld an der Kläranlage Kanzach wird auch zur Blühwiese.

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ARCHIVFOTO: EBERHARD SCHALL Blühwiesen sind für die Biodiversi­tät wichtig und damit Insekten Nahrung finden. In Oberschwab­en dominieren derzeit Monokultur­en.

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