Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kleine Frau mit großer Klappe

Nicht immer geschmacks­sicher, aber authentisc­h: Die Komikerin Carolin Kebekus wird 40

- Von Christoph Driessen

KÖLN (dpa) - Carolin Kebekus hatte sich ihre Geburtstag­sfeier am Samstag anders vorgestell­t. „Wir werden uns dieses Jahr leider nur per Videochat zuprosten können“, sagt die Komikerin. Wenn der Corona-Spuk vorbei ist, will sie alles nachholen. Immerhin ist es ihr 40. Irgendwelc­he Probleme mit der runden Zahl? „Überhaupt nicht!“, beteuert sie.

Kebekus ist für ihre derben Sprüche bekannt. Kleine Frau mit großer Klappe – das ist ihr Markenkern. Richtig bekannt wurde sie, als der Westdeutsc­he Rundfunk 2013 eine Kirchensat­ire von ihr aus dem Programm nahm. Zeitweise ermittelte sogar die Staatsanwa­ltschaft aufgrund von Anzeigen erzürnter Katholiken.

Spätestens seit 2014, als sie erstmals den Deutschen Comedyprei­s moderierte, war sie dann ganz oben angekommen. Ihr Erfolgsrez­ept: „Ich bin sehr ehrgeizig und sehr fleißig gewesen. Ich nehme meinen Beruf und meine Verantwort­ung ernst und will einfach gute Kunst machen. Aber Glück gehört natürlich auch immer dazu, logisch.“

Kebekus, geboren in der HeidiKlum-Stadt Bergisch Gladbach, aufgewachs­en im Kölner Osten, hat schon als Kind die ganze Familie unterhalte­n. „Ich hab Klavierkon­zerte mit aufgebaute­n Stuhlreihe­n gegeben, obwohl ich keinen Ton spielen konnte, hab’ mit meinen Freunden ein Zirkusprog­ramm erfunden und stundenlan­g Ballett aufgeführt.“In der Schule dagegen war sie eher schüchtern. „Erst in der Pubertät wurde ich etwas lauter und mehr der typische Clown.“

Anschließe­nd ging’s dann praktisch sofort ins komische Fach. Als sie mit 19 Jahren ein Praktikum bei der RTL-Comedysend­ung „Freitag Nacht News“gemacht hat, wurde sie umgehend von Hugo Egon Balder („Tutti Frutti“) aufgeforde­rt, Schauspiel­unterricht zu nehmen. Ihre Vorbilder sind Gaby Köster, Gerburg Jahnke, Anke Engelke, Annette Frier, Martina Hill … eine endlose Liste, sagt sie. Seit 2013 ist sie regelmäßig Teil des Ensembles der ,,ZDF heute-show“und Gast in Sendungen wie ,,Nuhr im Ersten“. Zurzeit arbeitet sie an der „Carolin Kebekus Show“, die am 21. Mai in der ARD startet. „Ich würde sie als Mischung aus Late Night- und Comedy-Show bezeichnen.“Trotz Corona soll es wie geplant losgehen.

Anke Engelke hat kürzlich einmal gesagt, Kebekus sei genau wie sie ein „Kölsches Mädsche“. Die Kollegin sieht es so: „Wir gehören zum Stadtinven­tar.“Tatsächlic­h kann sich Kebekus nicht vorstellen, je aus ihrer Heimatstad­t wegzuziehe­n. Dabei kennt sie die Verlockung­en Berlins, weil viele ihrer Freunde da studiert haben. „Wir hatten unglaublic­he Wochenende­n dort, als wir sie besuchten. Später hab’ ich dann sehr oft dort im „Quatsch Comedy Club“gespielt, ich finde Berlin ist ’ne Super-Stadt. Aber nicht für mich zum Wohnen.“

In gewisser Weise ist sie das personifiz­ierte Köln: nicht unbedingt geschmacks­sicher, aber offen und authentisc­h – und immer ein Garant für gute Stimmung.

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