Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kleine Frau mit großer Klappe
Nicht immer geschmackssicher, aber authentisch: Die Komikerin Carolin Kebekus wird 40
KÖLN (dpa) - Carolin Kebekus hatte sich ihre Geburtstagsfeier am Samstag anders vorgestellt. „Wir werden uns dieses Jahr leider nur per Videochat zuprosten können“, sagt die Komikerin. Wenn der Corona-Spuk vorbei ist, will sie alles nachholen. Immerhin ist es ihr 40. Irgendwelche Probleme mit der runden Zahl? „Überhaupt nicht!“, beteuert sie.
Kebekus ist für ihre derben Sprüche bekannt. Kleine Frau mit großer Klappe – das ist ihr Markenkern. Richtig bekannt wurde sie, als der Westdeutsche Rundfunk 2013 eine Kirchensatire von ihr aus dem Programm nahm. Zeitweise ermittelte sogar die Staatsanwaltschaft aufgrund von Anzeigen erzürnter Katholiken.
Spätestens seit 2014, als sie erstmals den Deutschen Comedypreis moderierte, war sie dann ganz oben angekommen. Ihr Erfolgsrezept: „Ich bin sehr ehrgeizig und sehr fleißig gewesen. Ich nehme meinen Beruf und meine Verantwortung ernst und will einfach gute Kunst machen. Aber Glück gehört natürlich auch immer dazu, logisch.“
Kebekus, geboren in der HeidiKlum-Stadt Bergisch Gladbach, aufgewachsen im Kölner Osten, hat schon als Kind die ganze Familie unterhalten. „Ich hab Klavierkonzerte mit aufgebauten Stuhlreihen gegeben, obwohl ich keinen Ton spielen konnte, hab’ mit meinen Freunden ein Zirkusprogramm erfunden und stundenlang Ballett aufgeführt.“In der Schule dagegen war sie eher schüchtern. „Erst in der Pubertät wurde ich etwas lauter und mehr der typische Clown.“
Anschließend ging’s dann praktisch sofort ins komische Fach. Als sie mit 19 Jahren ein Praktikum bei der RTL-Comedysendung „Freitag Nacht News“gemacht hat, wurde sie umgehend von Hugo Egon Balder („Tutti Frutti“) aufgefordert, Schauspielunterricht zu nehmen. Ihre Vorbilder sind Gaby Köster, Gerburg Jahnke, Anke Engelke, Annette Frier, Martina Hill … eine endlose Liste, sagt sie. Seit 2013 ist sie regelmäßig Teil des Ensembles der ,,ZDF heute-show“und Gast in Sendungen wie ,,Nuhr im Ersten“. Zurzeit arbeitet sie an der „Carolin Kebekus Show“, die am 21. Mai in der ARD startet. „Ich würde sie als Mischung aus Late Night- und Comedy-Show bezeichnen.“Trotz Corona soll es wie geplant losgehen.
Anke Engelke hat kürzlich einmal gesagt, Kebekus sei genau wie sie ein „Kölsches Mädsche“. Die Kollegin sieht es so: „Wir gehören zum Stadtinventar.“Tatsächlich kann sich Kebekus nicht vorstellen, je aus ihrer Heimatstadt wegzuziehen. Dabei kennt sie die Verlockungen Berlins, weil viele ihrer Freunde da studiert haben. „Wir hatten unglaubliche Wochenenden dort, als wir sie besuchten. Später hab’ ich dann sehr oft dort im „Quatsch Comedy Club“gespielt, ich finde Berlin ist ’ne Super-Stadt. Aber nicht für mich zum Wohnen.“
In gewisser Weise ist sie das personifizierte Köln: nicht unbedingt geschmackssicher, aber offen und authentisch – und immer ein Garant für gute Stimmung.