Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Museumsdorf Kürnbach startet verspätet in Saison
Was sich ändert und welche Einschränkungen jetzt für Besucher gelten
BAD SCHUSSENRIED - Statt Ende März jetzt also erst ab Samstag, 16. Mai: Das oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach startet in seine 52. Saison. Wegen der Corona-Pandemie mit Verzögerung. Außerdem müssen Besucher des Freilichtmuseums auf Großveranstaltungen verzichten, wie Dampffest oder Schlachtfest. Und auch eine besondere Ausstellung muss ausfallen.
Mit einem Rekordjahr wie 2019 mit knapp 81 000 Besuchern kann das Museumsdorf in diesem Jahr wohl nicht rechnen. Trieben allein schon Großveranstaltungen wie die Dorfweihnacht stets mehrere tausend Besucher in das Dorf, fallen gerade diese Besuchermagnete in diesem Jahr weg.
Jürgen Kniep leitet das Museumsdorf. Er sagt: „Unsere Großveranstaltungen, wie etwa das Kürnbacher Dampffest, dürfen bis Ende August nicht stattfinden.“Das Jahresprogramm als solches könne also bis auf weiteres nicht wie geplant umgesetzt werden. Wenn das Museumsdorf jetzt wieder öffnet, dann nur mit Einschränkungen. Laut einer Pressemitteilung des Landratsamts ermöglicht ein Sicherheits-, Hygiene- und Reinigungskonzept den Besuchern und Mitarbeitern einen guten und sicheren Aufenthalt im Museumsdorf. Vor Ort gelten die üblichen anderthalb Meter Abstand.
An den Wochenenden ist das Museumsdorf deswegen nicht über den bisherigen Haupteingang zugänglich. Denn nur der zweite Eingang am anderen Ende des Geländes bietet laut Landratsamt Platz, um den vorgeschriebenen Abstand einhalten zu können. Zwar sei das gesamte Gelände und alle Gebäude offen. Einige besonders enge Räume können laut Landratsamt aber bis auf Weiteres nicht betreten werden.
„Was wir bieten können, ist anders als sonst. Wir versuchen in diesem Rahmen aber Neues zu machen“, sagt Kniep. Dazu zählt etwa für Kinder ein monatlich wechselndes Quiz oder digitale Angebote als App fürs Smartphone. Zudem holt das Museum manches Großgerät heraus, das seit Jahren in den Depots schlummerte, darunter einen Kartoffeldämpfer
der 1960er-Jahre. Auf dem Gelände informieren zudem neue Ausstellungselemente über verschiedene Themen, vom Hopfenbau im nördlichen Oberschwaben bis hin zur Spanischen Grippe, der großen Pandemie 1918.
Während es wegen der CoronaVerordnung des Landes geschlossen bleiben musste, waren die Mitarbeiter des Museumsdorfes nicht untätig. „Wir haben die Zeit genutzt und sinnvolle Arbeiten vorgezogen“, sagt Kniep. Etwa die Evaluierung der Museumspädagogik. Aber auch handwerklich war etwas zu tun. „Das waren etwa Reparaturen an Gebäuden, die wir normalerweise erst im Herbst gemacht hätten“, sagt der Museumsdirektor. Und: „Viele Arbeiten gehen ja trotzdem weiter: Die Tiere müssen immer gefüttert werden. Auch das Gras wächst trotz Corona.“Dennoch: Das Veranstaltungsprogramm wird schlanker. Weg fällt auch die für die aktuelle Saison geplante Sonderausstellung „Freiheit auf vier Rädern? Wie das Auto Oberschwaben verändert hat“. Sie sollte auch auf ein Langzeitprojekt des Museumsdorfes einstimmen - eine Erweiterung.
Ende vergangenen Jahres hatte der Haushaltsausschuss des Bundes beschlossen, das Projekt „1950/1980: Dorf zwischen Tradition und Moderne“mit 475 000 Euro zu fördern. Langfristig könnte das Museumsdorf so um einen Kiosk, eine Tankstelle, einen Friseursalon und ein Tanzcafe aus der Zeit zwischen 1950 und 1980 erweitert werden (SZ berichtete). „Die konkreten Planungen für die Erweiterung laufen seit zwei Jahren“, sagt Kniep. Wirkt sich die CoronaPandemie jetzt positiv oder negativ auf das Projekt aus? „Sowohl als auch. Bedeutet Corona ein Ende für das Projekt? Nein“, sagt Kniep. „Aber manches könnte sich verschieben. Wir können die Folgen für unser Langzeitprojekt gerade nur schwer abschätzen.“Zumindest die geplante Ausstellung zum Thema Auto werde nun eben erst 2021 in Szene gesetzt, sagt der Museumsleiter.
Das Museumsdorf Kürnbach ist ab Samstag, 16. Mai, wieder täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.