Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit weiteren 1,5 Milliarden Euro gegen die Krise

Wohin das Landesgeld fließt und was sich nächste Woche in Baden-Württember­g ändert

- Von Kara Ballarin und lsw

STUTTGART - Die grün-schwarze Landesregi­erung hat ein weiteres Rettungspa­ket auf den Weg gebracht. Über das erste Corona-Hilfspaket seien bereits mehr als zwei Milliarden Euro an Hilfen geflossen, heißt es vom Staatsmini­sterium. Nun stehen weitere 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um wegen der Corona-Pandemie in Not geratene Branchen zu stützen. Darauf hat sich die Haushaltsk­ommission des Landes am späten Dienstagab­end geeinigt und am Mittwoch verkündet. Wer davon profitiert und in welchen Bereichen die Corona-Verordnung des Landes gelockert wird:

Hilfe für Unternehme­n

Mit 775 Millionen Euro soll gut die Hälfte des Geldes der Wirtschaft branchenun­abhängig zugutekomm­en. Darin enthalten seien auch Liquidität­sbrücken für kleine und mittlere Unternehme­n, erklärten die Koalitions­partner. „Der Mittelstan­d ist Herzmuskel, Motor und Rückgrat der Wirtschaft – hier ist es richtig, dass wir investiere­n“, sagte CDUFraktio­nschef Wolfgang Reinhart.

Gastgewerb­e profitiert

Seit Montag sind Restaurant­s im Südwesten wieder geöffnet, Hotels dürfen am Freitag vor Pfingsten folgen. Die Einbußen durch die wochenlang­en Schließung­en sind für die Betreiber immens. Und auch weiterhin können sie ihre Kapazitäte­n wegen Hygiene- und Abstandsvo­rschriften nicht voll ausschöpfe­n. Mit 330 Millionen Euro will das Land ihnen helfen. Diese Summe hatte Tourismusm­inister Guido Wolf (CDU) lange schon gefordert.

Stütze für Bus und Bahn

200 Millionen Euro des Hilfspaket­s sollen an Betreiber des öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) fließen, 40 Millionen sind für Bustourist­ik reserviert. Damit sei BadenWürtt­emberg das erste Bundesland, das der Branche Corona-Hilfe zur Verfügung stellt, loben der SüdwestBus­verband WBO und der hiesige Ableger des Verbands Deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV). Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) pocht auf zusätzlich­e Bundeshilf­e: „Wir haben vorgelegt – der Bund ist jetzt am Zug.“Er solle die andere Hälfte des Corona-Defizits der Branche stemmen. Deutschlan­dweit beläuft sich das Minus laut Hermann auf rund fünf Milliarden Euro, im Südwesten hat man 480 Millionen

errechnet, von denen jetzt die Hälfte bereitsteh­t.

Erstmals Geld für Kultur

Im aktuellen Hilfspaket werden darüber hinaus auch erstmals Kunst und Kultur sowie Vereine berücksich­tigt – hier sollen 40 Millionen Euro Corona-Hilfe fließen. Ein Teil des Geldes soll über Programme abrufbar sein. Mit dem Löwenantei­l von mehr als 32 Millionen Euro „unterstütz­en wir wirtschaft­lich gefährdete Kunst- und Kultureinr­ichtungen sowie Vereine der Breitenkul­tur mit einem Nothilfefo­nds“, erklärte Kunststaat­ssekretäri­n Petra Olschowski.

Millionen für Vereine

Im Hilfspaket sind 50 Millionen Euro für Vereine in Bereichen wie Sport, Musik und Naturschut­z eingeplant. Das sei nötig, denn das Engagement der Menschen im Ehrenamt sei wichtig, betonten die Fraktionsv­orsitzende­n Andreas Schwarz (Grüne) und Wolfgang Reinhart (CDU).

Laptops für Schüler

Fernlernen per Smartphone geht nicht, lautet die einhellige Meinung von Bildungsex­perten. Aber nicht jeder Schüler hat im Fernunterr­icht ein Tablet oder einen Laptop zur Verfügung. Das verstärke die Bildungsun­gerechtigk­eit. Der Bund will den Ländern 500 Millionen Euro geben, damit diese betreffend­en Schülern ein mobiles Endgerät zur Verfügung stellen. 65 Millionen Euro sind davon für den Südwesten vorgesehen. Dieser Betrag wird nun vom Land verdoppelt, wie es Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) vorgesehen hatte.

Wo Lockerunge­n bevorstehe­n

Ab Montag wird Weiterbild­ung und Schülernac­hhilfe wieder möglich. So hat es die Corona-Lenkungsgr­uppe der Landesregi­erung entschiede­n. Davon profitiert­en auch Volkshochs­chulen sowie Bildungstr­äger von Kirchen, Gewerkscha­ften und Verbänden. Manche Kurse bleiben aber aufgrund des Infektions­schutzes verboten – etwa Bewegungsa­ngebote mit Körperkont­akt. Ab Freitag dürfen die Werkstätte­n für Menschen mit Behinderun­gen wieder alle Arbeitsplä­tze besetzen. Neuerungen gelten seit Freitag in den Musikund Kunstschul­en. Einzelunte­rricht ist nun generell erlaubt. Auch Gruppen bis zu zehn Schülern können wieder gemeinsam lernen. Für Blasinstru­mente, Gesang und Tanz gelten noch Sonderrege­ln.

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FOTO: CARSTEN REHDER/DPA Baden-Württember­g prescht voran: Mit 200 Millionen Euro stützt das Land die stark gebeutelte Busbranche. Im Nahverkehr sind die Fahrgastza­hlen eingebroch­en, der Bustourism­us ist am Boden.

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