Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf“

-

Zum Bericht „Keine Parkplätze in der Wurzacher Straße?“(SZ vom 29. Februar):

Flanieren, schauen und kaufen würde ich gerne auch ohne den roten Teppich bei den sympathisc­hen und rührigen Geschäftsl­euten der Wurzacher Straße. Genießen würde ich allerdings den autound barrierefr­eien, unverstell­ten Zugang zu den toll dekorierte­n Schaufenst­ern und den freundlich­en und vielseitig­en Ladengesch­äften. Wie auch bisher schon, kompetent beraten und bedient zu werden und mit netten Gesprächen bei einer Tasse Tee länger verweilen.

Ein Traum wäre, draußen zu sitzen, entweder im angenehmen Schatten zur Sommerzeit oder bei Bedarf in der wärmenden Sonne mit dem Blick auf das historisch­e Wurzacher Tor. All dies wäre ja möglich in diesem bevorzugte­n Teil der möglicherw­eise zukünftig erweiterte­n Waldseeer Fußgängerz­one. Bedauerlic­herweise wird jedoch mein Traum vom beschwerde­freien Begehen dieses Kleinods mit Stützen nach einer Knie- oder Hüft-OP nicht realisiert werden. Gut im Blick behalten werde ich auch zukünftig meine Enkelkinde­r mit ihren Laufrädern, damit sie den Autos nicht die Vorfahrt nehmen. Verzichten müssen werde ich in dieser Straße auch zukünftig auf einen stressfrei­en Spaziergan­g mit meiner auf den Rollstuhl angewiesen­en Mutter, die panisch auf jedes ihr entgegenko­mmende Auto reagiert, wohlwissen­d, dass sie diesem selbststän­dig nicht ausweichen kann. Da ich ein optimistis­ch denkender Mensch bin, gebe ich die Hoffnung auf eine auto- und barrierefr­eie Wurzacher Straße nicht auf. Gemäß dem Motto: Wo ein Wille ist, ist auch ein (handicapge­rechter) Weg!

Martina Aichroth,

Bad Waldsee

BAD WALDSEE

Es ist der 23. Mai 2045 (!): Ich blicke zurück auf mein Leben und die großen Veränderun­gen, die es in der Gesellscha­ft gab. Ich bin heute 90 Jahre alt und ein Nachkriegs­kind. Zeiten von strukturel­ler und konjunktur­eller Arbeitslos­igkeit, die Fukushima-Katastroph­e und andere einschneid­ende Ereignisse brachten tiefgreife­nde Veränderun­gen in meinem Leben mit sich.

Den größten Wandel in der Gesellscha­ft brachte die Corona-Pandemie 2020 mit sich. Der wochenlang­e Shutdown schaffte eine neue Normalität. Es funktionie­rte einfach nicht mehr, an den sogenannte­n Normalzust­and vor der Corona-Krise anzuknüpfe­n; weil die Menschen aufgewacht sind. Sie haben entdeckt, was zu einem guten Leben gehört. Deshalb wurde normal, was sich zuvor keiner erträumt hätte: dass die Menschen regional und saisonal bei ihren Geschäften um die Ecke einkauften und nicht bei Online-Händlern. Sie

Newspapers in German

Newspapers from Germany