Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fröhlich mit Abstand und Anstand

Isnyer Brauereiga­sthof Engel ist „sehr zufrieden“mit der längsten Biertheke im Allgäu

- Von Stefanie Böck

- Eigentlich hätte die längste Biertheke des Allgäus am Vatertag auf dem Gelände der Brauerei Stolz stehen sollen – eine 100 Meter lange Biertischr­eihe von der Getränkeau­sgabe über den Hof und durch den Stadel bis auf die angrenzend­e Wiese. „Das ging aber nicht“, sagt Christina Ryser vom Brauerei Gasthof Engel. Denn Veranstalt­ungen seien noch bis zum 5. Juni verboten und nur die Erweiterun­g der Außenfläch­en von Gaststätte­n erlaubt.

So startet die Reise zurück ins gesellige Leben an Christi Himmelfahr­t eben auf der anderen Straßensei­te. Hinter dem Sudhaus im Anschluss an das Gebäude des Brauerei Gasthofs steht dann doch die längste Biertheke des Allgäus – jetzt auf mehrere Reihen verteilt und einmal um die Ecke. Am Eingang gibt es zur Begrüßung eine Portion Regeln: Wie in allen Gaststätte­n müssen auch hier Besucher ein Formblatt ausfüllen, eine Maske bis zum Tisch tragen und dürfen nur mit der Familie oder einer Bezugspers­on Platz nehmen.

Abstand, Desinfekti­onsmittel und frische Luft gehören zu diesem Vatertag genauso wie das „Helle“und das neueste Getränk der Brauerei Stolz: das naturtrübe Radler. Dazu sorgen 300 leere Kisten auf den Bierbänken verteilt für den nötigen Abstand von 1,5 Metern zwischen den Gästen. „Sicher ist sicher“, sagt Franz Stolz vom Team des Brauerei Gasthofs, der im Vorfeld ein heiteres Erklärvide­o in den sozialen Netzwerken postete. Mehr als 4000 Mal klickten die User den

Film – Rückmeldun­gen aus ganz Deutschlan­d zeigen: Volltreffe­r. „Die Leute nehmen die Vorgaben ernst – aber mit Humor“, sagt Franz Stolz. Auch in Isny ist die positive Stimmung an allen Biertische­n zu spüren. „Für ein kühles Getränk machen wir viel“, hört man ganz hinten links am Gelände an einem Birkenstam­m mit gefrästen Bierhalter­ungen – natürlich im Abstand von 1,5 Metern.

Etwas mehr als 70 Gäste meldeten sich im Vorfeld schriftlic­h in der Gaststätte an. Knapp 90 nehmen im Lauf des Tages an der etwas zerstückel­ten Tafel Platz: Radfreunde, Familien, ein Stammtisch, Kollegen. „Das ist ganz wunderbar zu händeln“, freut sich Engel-Chefin Christina Ryser, die pausenlos mit Maske über Mund und Nase sowie Tellern voll mit Krustenbra­ten oder Kässpätzle zwischen den Gästen pendelt. „Wir sind wirklich froh, dass wir das hier machen dürfen.“

Sorgen bereitete ihr die Erweiterun­g der Fläche nicht. „Auf unsere Gäste ist Verlass. Es halten sich eigentlich alle an die schon fast üblich gewordenen Regeln.“Auch an den Tischen sprechen die Menschen über Masken und Abstandsre­geln, über die Folgen des Lockdowns, was sie vermisst haben, wie es weiter geht, was Schweden macht und wann es valide Antikörper­tests gibt. Wer zur Toilette muss, fummelt den Gesichtssc­hutz aus der Hosentasch­e. Wer neu dazu kommt, winkt (mit Abstand) oder bietet dem Tischnachb­arn den Ellenbogen zur Begrüßung an.

Merkwürdig? „Vielleicht ein bisschen – am Anfang“, sagt Stefan Kreiner aus Leutkirch, der mit seinem Kumpel auf einer Radtour durchs Allgäu unterwegs ist. Bei seinem ersten Stopp in Isny an der langen Biertafel stellt er fest: „Man ist doch unheimlich dankbar, dass es überhaupt wieder so etwas gibt.“

Dem Team des Engels geht es ganz ähnlich: „Wir wollten unseren Gästen zeigen, dass wir für sie da sind. Im Rahmen der geltenden Vorschrift­en“, sagt Christina Ryser. Mehrere Gespräche mit Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r und den Vertretern des Ordnungsam­ts waren nötig, um die Gegebenhei­ten vor Ort mit den aktuellen Bestimmung­en abzugleich­en. „Am Ende hat es dann aber doch noch geklappt.“Zum Glück: „Wir sind wirklich froh, nach so vielen Wochen Essen zum Mitnehmen, dass wir unsere Gäste wieder bewirten dürfen.“

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FOTO: STEFANIE BÖCK Die längste Biertheke des Allgäus hinter dem Sudhaus.

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