Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vom Streber zum Sportler
Als GTI bekommt der konservative Golf VIII eine Seele – Im Herbst rollt der Klassiker auf den Markt
Perfekt bis zur Langeweile und so nüchtern gezeichnet, dass sich keiner daran stören kann – so hat es der Golf zur konservativen Konstanten in der Kompaktklasse gebracht und sich über Jahrzehnte an der Spitze der Statistik gehalten. Doch auch der kreuzbrave Streber hat eine Seele und mag sich nicht nur in der Masse verstecken. Dafür steht seit mittlerweile 45 Jahren der GTI, der bei keiner Generation fehlen darf.
Und weil sie das auch in Wolfsburg wissen und die Kundschaft bei der gerade eingeführten Generation VIII offenbar besonders sehnsüchtig auf ein wenig Seele wartet, wird der Streber diesmal noch schnell zum Sportler und startet bereits nach den Sommerferien durch.
Am Antrieb tut sich dabei noch am wenigsten. Denn unter der Haube steckt die 245-PS- und 370-NmVersion des bekannten 2,0-Liter-Turbos, die es schon beim Vorgänger gab. Damals allerdings dem Performance-Modell vorbehalten und entsprechend teurer, gibt es das Leistungsplus diesmal schon zum Grundpreis – und mit ihm die Hoffnung auf einen weiteren Nachschlag in der nahen Zukunft.
Dass sich der neue GTI, der wieder bei 250 km/h abgeregelt wird, trotzdem schärfer und schneller anfühlen soll als bisher, das verdankt er erstens einer serienmäßigen Differenzialsperre an der Vorderachse und zweitens dem neuen Fahrdynamik-Manager.
Dieser vernetzt als Zentralrechner alle Steuergeräte von Fahrwerk und Stabilitätskontrolle, reagiert schneller und erlaubt eine größere
Spreizung zwischen Kompromisslosigkeit und Komfort. Dazu noch ein bisschen mechanischer Feinschliff am Fahrwerk – schon zeigen auch die Messprotokolle einen Unterschied: Auf dem Handling-Kurs der Entwickler
in Ehra nahe Wolfsburg nimmt der neue GTI dem alten Performance-Modell rund vier Sekunden ab und den Standard-Slalom fährt er drei Stundenkilometer schneller. Während die Ingenieure nur Details geändert haben, sind die Designer in die Vollen gegangen: Zum ersten Mal trägt der GTI deshalb jetzt eine durchgehende LEDLeiste im Gesicht, die auch bei Tag funkelt wie ein Chromrahmen um den Kühlergrill.
Das alte Rautenmuster im Grill wandert gar vollends in den Lufteinlass unter dem Stoßfänger und wird nun von den fünf punktförmigen LEDs der Nebelleuchten betont, die Flanken zieren schwarze Seitenschweller und am Heck prangt ein großer Diffusor, aus dem rechts und links prominent die dicken Endrohre ragen.
Innen gibt es dazu einen hübschen Kontrast: Das Cockpit ist komplett digitalisiert mit eigenen GTIAnzeigen und einem neuen Sportlenkrad. Dem gegenüber wirken die karierten Sitzbezüge wie in den Siebzigern. Und natürlich bieten die Sessel ein wenig mehr Seitenhalt, das Lenkrad mehr Grip und die Pedale haben rutschfeste Beläge.
Stark, schnell, stramm – so will der GTI möglichst schnell den Puls der Kunden in der Kompaktklasse beschleunigen und unterstreicht diesen Anspruch mit einem weiteren Designdetail. Zum ersten Mal in der Geschichte bekommt der Golf einen pulsierenden Startknopf.