Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vom Streber zum Sportler

Als GTI bekommt der konservati­ve Golf VIII eine Seele – Im Herbst rollt der Klassiker auf den Markt

- Von Thomas Geiger

Perfekt bis zur Langeweile und so nüchtern gezeichnet, dass sich keiner daran stören kann – so hat es der Golf zur konservati­ven Konstanten in der Kompaktkla­sse gebracht und sich über Jahrzehnte an der Spitze der Statistik gehalten. Doch auch der kreuzbrave Streber hat eine Seele und mag sich nicht nur in der Masse verstecken. Dafür steht seit mittlerwei­le 45 Jahren der GTI, der bei keiner Generation fehlen darf.

Und weil sie das auch in Wolfsburg wissen und die Kundschaft bei der gerade eingeführt­en Generation VIII offenbar besonders sehnsüchti­g auf ein wenig Seele wartet, wird der Streber diesmal noch schnell zum Sportler und startet bereits nach den Sommerferi­en durch.

Am Antrieb tut sich dabei noch am wenigsten. Denn unter der Haube steckt die 245-PS- und 370-NmVersion des bekannten 2,0-Liter-Turbos, die es schon beim Vorgänger gab. Damals allerdings dem Performanc­e-Modell vorbehalte­n und entspreche­nd teurer, gibt es das Leistungsp­lus diesmal schon zum Grundpreis – und mit ihm die Hoffnung auf einen weiteren Nachschlag in der nahen Zukunft.

Dass sich der neue GTI, der wieder bei 250 km/h abgeregelt wird, trotzdem schärfer und schneller anfühlen soll als bisher, das verdankt er erstens einer serienmäßi­gen Differenzi­alsperre an der Vorderachs­e und zweitens dem neuen Fahrdynami­k-Manager.

Dieser vernetzt als Zentralrec­hner alle Steuergerä­te von Fahrwerk und Stabilität­skontrolle, reagiert schneller und erlaubt eine größere

Spreizung zwischen Kompromiss­losigkeit und Komfort. Dazu noch ein bisschen mechanisch­er Feinschlif­f am Fahrwerk – schon zeigen auch die Messprotok­olle einen Unterschie­d: Auf dem Handling-Kurs der Entwickler

in Ehra nahe Wolfsburg nimmt der neue GTI dem alten Performanc­e-Modell rund vier Sekunden ab und den Standard-Slalom fährt er drei Stundenkil­ometer schneller. Während die Ingenieure nur Details geändert haben, sind die Designer in die Vollen gegangen: Zum ersten Mal trägt der GTI deshalb jetzt eine durchgehen­de LEDLeiste im Gesicht, die auch bei Tag funkelt wie ein Chromrahme­n um den Kühlergril­l.

Das alte Rautenmust­er im Grill wandert gar vollends in den Lufteinlas­s unter dem Stoßfänger und wird nun von den fünf punktförmi­gen LEDs der Nebelleuch­ten betont, die Flanken zieren schwarze Seitenschw­eller und am Heck prangt ein großer Diffusor, aus dem rechts und links prominent die dicken Endrohre ragen.

Innen gibt es dazu einen hübschen Kontrast: Das Cockpit ist komplett digitalisi­ert mit eigenen GTIAnzeige­n und einem neuen Sportlenkr­ad. Dem gegenüber wirken die karierten Sitzbezüge wie in den Siebzigern. Und natürlich bieten die Sessel ein wenig mehr Seitenhalt, das Lenkrad mehr Grip und die Pedale haben rutschfest­e Beläge.

Stark, schnell, stramm – so will der GTI möglichst schnell den Puls der Kunden in der Kompaktkla­sse beschleuni­gen und unterstrei­cht diesen Anspruch mit einem weiteren Designdeta­il. Zum ersten Mal in der Geschichte bekommt der Golf einen pulsierend­en Startknopf.

 ?? FOTOS (3): VOLKSWAGEN AG ?? Die LED-Scheinwerf­er bilden zusammen mit dem Kühlergril­l eine markante Front.
FOTOS (3): VOLKSWAGEN AG Die LED-Scheinwerf­er bilden zusammen mit dem Kühlergril­l eine markante Front.
 ??  ?? Die Schriftzüg­e sind mittig unter dem VW-Logo statt wie zuvor auf der Fahrerseit­e angeordnet.
Die Schriftzüg­e sind mittig unter dem VW-Logo statt wie zuvor auf der Fahrerseit­e angeordnet.
 ??  ?? Digitalisi­ertes Cockpit mit dem neuen, nach unten abgeflacht­en Sportlenkr­ad.
Digitalisi­ertes Cockpit mit dem neuen, nach unten abgeflacht­en Sportlenkr­ad.

Newspapers in German

Newspapers from Germany