Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bauschutt trennen zahlt sich aus

Alles in einen Container zu werfen ist nicht nur teuer, sondern wegen möglicher Schadstoff­e auch gefährlich

- Von Katja Fischer

Jeder muss irgendwann mal Baumateria­lien entsorgen. Schon bei kleinen Um- und Ausbauproj­ekten oder Modernisie­rungen im Haus bleiben alte Keramikfli­esen, Kunststoff­e, Holz, Wandplatte­n aus Styropor, lackierte Fenster und Türen, Betonteile, Mauerwerk und vieles mehr zurück. Wohin damit?

„Einfach alles zusammen in einen Container zu werfen, das geht gar nicht“, sagt Stefan Schmidmeye­r vom Bundesverb­and Sekundärro­hstoffe und Entsorgung in Bonn. „Hausbesitz­er und Bauherren sind verpflicht­et, Bauabfälle möglichst sortenrein zu trennen.“So könnten die Materialie­n im besten Falle recycelt oder wiederverw­ertet werden. „Und selbstvers­tändlich müssen gefährlich­e Stoffe von unbedenkli­chen separiert werden.“

Das Problem: Der Laie, der nur ab und an mit dem Thema konfrontie­rt wird, weiß oft gar nicht, welche Stoffe er vor sich liegen hat – gerade nicht, ob darunter schädliche Stoffe sind, die einst im Hausbau üblich waren. „Ein wichtiges Indiz ist das Baujahr“, sagt Schmidmeye­r. In einem Wohngebäud­e aus den 1970er-Jahren könne alles verbaut sein, was damals gängig war. Darunter etwa asbesthalt­ige Wandplatte­n und Fliesenkle­ber, Farben mit Schwermeta­llen oder Dämmstoffe mit dem Flammschut­zmittel HBCD.

„Hinweise auf verwendete Schadstoff­e finden sich häufig in den Bauplänen oder auch in alten Rechnungen, die viele Bauherren akribisch über Jahre aufbewahre­n“, erklärt Schmidmeye­r. Solche Materialie­n dürfen nicht einfach weggeworfe­n werden, sondern müssen fachgerech­t entsorgt werden – von einem zugelassen­en Fachbetrie­b. „Gefährlich­e Stoffe zu ignorieren, kann sehr teuer werden“, erklärt Andreas May, Vorsitzend­er des Bauherren-Schutzbund­es in Berlin.

„Und es gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit der Hausbewohn­er, sondern unter Umständen auch die der Nachbarn“, warnt May. Der unerlaubte Umgang mit Asbest ist sogar ein Straftatbe­stand, der mit Freiheitss­trafen oder Geldstrafe­n geahndet werden kann.

Werden Materialie­n mit Asbestbela­stung ohne die vorgeschri­ebenen Schutzmaßn­ahmen ausgebaut und entsorgt, verteilen sich die gefährlich­en Fasern im ganzen Haus und auch in der Umgebung. „Asbest findet sich oft auch in Spachtelma­ssen und Klebern“, erläutert Walburga Sodermanns-Peschel vom Deutschen Abbruchver­band in Köln. „Werden also Fliesen abgeschlag­en, Tapeten oder alte Elektrolei­tungen entfernt, können sich Asbestfase­rn aus asbesthalt­igen Putzen, Spachtelma­ssen und Klebern lösen.“

Ein anderer kritischer Baustoff, der in den vergangene­n Jahrzehnte­n massenweis­e verwendet wurde, ist Styropor. „Dieses Material wurde üblicherwe­ise als Wand, Dach- oder Fassadendä­mmung eingesetzt und wird jetzt im Zuge der energetisc­hen Modernisie­rung von vielen Hauseigent­ümern

entfernt“, berichtet Sodermanns-Peschel. Wenn es das Flammschut­zmittel HBCD enthält, muss es durch Verbrennun­g in Fachbetrie­ben entsorgt werden.

Fachleute raten zu einer Schadstoff­untersuchu­ng oder – bei kleineren Projekten – wenigstens zu einer Materialpr­obe vor Beginn der Arbeiten. „Fällt die negativ aus, umso besser“, sagt May. Stellt sich aber heraus, dass sich kritische Materialie­n im Haus befinden, könne das von vornherein in der Entsorgung­splanung berücksich­tigt werden. „Das ist in der Regel preiswerte­r, als später böse Überraschu­ngen auffangen zu müssen.“

Informatio­nen und Hilfe bieten die zuständige­n Umweltbehö­rden, das Abfallwirt­schaftsamt und auch die Entsorgung­sbetriebe an. „Bauherren sollten dort nachfragen, wie die Entsorgung von Bauabfall in ihrer Kommune geregelt ist. Denn es gibt durchaus regionale Unterschie­de“, klärt Schmidmeye­r auf.

Um zu dokumentie­ren und im Zweifelsfa­ll beweisen zu können, dass sie ihre Bauabfälle ordnungsge­mäß entsorgt haben, sollten sich Bauherren einen Nachweis geben lassen. Der wird meist automatisc­h von Entsorgung­sunternehm­en erstellt.

Im Beleg ist aufgeliste­t, wann welche Abfallmeng­e wohin gebracht wurde, wie der Abfall zusammenge­setzt war und was mit den einzelnen Stoffen passiert ist. „Der Entsorgung­snachweis wird in der Regel mit der Rechnung ausgehändi­gt und sollte gut aufbewahrt werden“, rät May. Je sortenrein­er Bau- und Abbruchabf­älle getrennt werden, desto mehr Möglichkei­ten gibt es, etwas

Andreas May, Vorsitzend­er des BauherrenS­chutzbunde­s in Berlin

Vernünftig­es daraus zu machen und die Wertstoffe vielleicht sogar noch weiterzuve­rwenden. Also ganz im Sinne der Nachhaltig­keit.

Abfalltren­nung lohnt sich aber auch finanziell für den Bauherren. „Sortenrein­e Abfälle zu entsorgen, ist für den Kunden wesentlich preiswerte­r, als unsortiert­e Baustoffe loszuwerde­n“, sagt Schmidmeye­r. Mischabfal­l aus ungefährli­chen und kritischen Stoffen wird vom Entsorger insgesamt als gefährlich­er Abfall eingestuft und ist entspreche­nd teurer. Bei vollkommen unsortiert­en Ladungen kann er die Annahme sogar verweigern.

Am besten und günstigste­n ist es aber, wenn so manches gut erhaltene ausrangier­te Baumateria­l erst gar nicht im Abfallcont­ainer landet. Ein schöner, alter Parkettbod­en wird von vielen anderen Bauherren gesucht und lässt sich daher verkaufen, oder das Holz wird recycelt. Auch gut erhaltene Badewannen, Waschbecke­n, Fenster und Türen finden durchaus noch Abnehmer. (dpa)

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„Gefährlich­e Stoffe zu ignorieren, kann sehr teuer werden.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Jeder muss irgendwann mal Baumateria­lien entsorgen. Schon bei kleinen Um- und Ausbauproj­ekten im Haus fallen sie an.

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