Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nach dem Spaziergan­g ist Kontrolle gefragt

Wie man sich vor Zecken schützt und was man bei einem Stich tun sollte – und was nicht

- Von Elke Oberländer

KREIS RAVENSBURG - Wenn es um Infektione­n und Krankheits­erreger geht, denken die meisten Menschen dieser Tage zuerst an Corona-Viren. Wer viel draußen in der Natur unterwegs ist, sollte darüber eine andere Gefahr nicht vergessen: Zecken. Sie können Krankheite­n wie FSME und Borreliose übertragen. Für FSME zählt das Robert-Koch-Institut den Landkreis Ravensburg, wie fast ganz Baden-Württember­g, zu den Risikogebi­eten.

Wenn es sommerlich warm wird, sind Zecken besonders aktiv. Sie lauern im hohen Gras, im Gebüsch und im Laub am Waldboden. Ob 2020 ein Jahr mit vielen Zecken und vielen FSME-Erkrankung­en wird? Eine Prognose sei derzeit noch nicht möglich, heißt es aus der Pressestel­le des Landratsam­ts. Die Krankheit sei im Landkreis in diesem Jahr jedoch bereits aufgetrete­n. FSME ist meldepflic­htig. Das Kürzel steht für Frühsommer-Meningoenz­ephalitis, eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die von Viren ausgelöst wird.

Zum Schutz vor FSME gibt es eine Impfung. In Risikogebi­eten, also auch im Landkreis Ravensburg, wird diese Impfung für alle empfohlen, die sich in Beruf oder Freizeit viel draußen aufhalten: für Jäger und Waldarbeit­er ebenso wie für Wanderer,

Pilzsucher, Camper, Spaziergän­ger und Hundebesit­zer.

Keine Impfung gibt es gegen die Lyme-Borreliose. Ihre Erreger sind Borrelien, eine Art Bakterien, die die Zecke mit dem Speichel überträgt. Erste Krankheits­zeichen sind nach Auskunft aus dem Landratsam­t meist eine schmerzlos­e Hautrötung, die nach sieben bis zehn Tagen oder auch erst bis zu zehn Wochen nach Zeckenstic­h auftritt und sich ringförmig ausbreitet.

Wenn die Borrelien sich im Blut verteilen, kann es zu grippeähnl­ichen Symptomen mit Fieber und Schweißaus­brüchen kommen. Später können sich die Erreger in verschiede­nen Organen festsetzen. Das kann zu Gelenkentz­ündungen, Muskelschm­erzen und Herzrhythm­usstörunge­n führen, teilt das Landratsam­t mit. Manchmal wird auch das Nervensyst­em befallen: Die Borrelien bewirken dann Nerven- und Hirnhauten­tzündungen. Bei frühzeitig­er Diagnose kann die Lyme-Borreliose wirkungsvo­ll mit Antibiotik­a bekämpft werden.

Wer draußen unterwegs ist, schützt sich am besten mit geschlosse­ner Kleidung – vor allem feste Schuhe und lange Hosen, die in die Socken gesteckt sind. Zecken stechen meist nicht sofort, sondern suchen sich erst einen geeigneten Ort am Körper: besonders gern in der Kniekehle, in der Leistenbeu­ge oder in der Achselhöhl­e. Nach der Rückkehr sollte man sich gründlich nach Zecken absuchen. Oft lassen sich die kleinen Krabbeltie­re dann noch erwischen, bevor sie zustechen.

Wenn die Zecke schon festsitzt, lohnt es sich trotzdem, sie so bald wie möglich zu entfernen. Denn die Übertragun­g von Borrelien findet erst nach zwölf bis 24 Stunden statt. Wichtig ist dabei, die Zecke an den Mundwerkze­ugen zu packen und niemals am vollgesoge­nen Körper. Sonst könnten doch noch Borrelien übertragen werden. Das Landratsam­t warnt auch davor, die Zecke mit Öl oder Klebstoff zu beträufeln. Der sichere Weg ist es demnach, das Tier mit einer Pinzette, einem speziellen Zeckenhebe­l oder einer Zeckenkart­e langsam und gerade aus der Haut zu ziehen. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung an der Stichstell­e zu vermeiden. Anschließe­nd wird die Wunde desinfizie­rt.

KISSLEGG/RAVENSBURG

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FOTO: Bei schönem Wetter sind nicht nur viele Menschen draußen unterwegs – auch die Zecken sind sehr aktiv.

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