Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein ganz besonderer Härtefall

Der SV Beuren wird den Aufstieg in der Fußball-Bezirkslig­a womöglich knapp verpassen

- Von Michael Panzram

BEUREN - Der vom Württember­gischen Fußballver­band (WFV) angekündig­te Saisonabbr­uch zum 30. Juni ab der Verbandsli­ga abwärts hat Sieger und Verlierer hinterlass­en. Eine der Mannschaft­en, die sich so gar nicht über die Entscheidu­ng freuen kann, ist der SV Beuren. Denn der Bezirkslig­ist hat womöglich in der letzten Minute des letzten Saisonspie­ls den Aufstieg in die Landesliga verspielt – ohne es in diesem Moment auch nur entfernt zu ahnen.

Sonntag, 8. März 2020, Kunstrasen­platz Isny: Der Tabellenfü­hrer SV Beuren empfängt den SV Bergatreut­e und will gewinnen, um seinen Drei-PunkteVors­prung auf Verfolger TSV Eschach zu halten oder gar auszubauen. Kurz vor Schluss steht es 3:3, die Beurener werfen in einem letzten Angriff noch einmal alles nach vorne, Marcel Schneider vergibt eine Topchance, den folgenden Konter lässt der Schiedsric­hter noch zu. Und dann passiert es: Bergatreut­e schafft das umjubelte 4:3 – und verbaut Beuren damit den Aufstieg in die Landesliga. Was damals natürlich niemand ahnt. Denn gleichzeit­ig gewinnt Eschach seine Aufgabe gegen den Tabellenle­tzten SV Achberg mit 4:0 und zieht an Beuren vorbei auf die Spitzenpos­ition. Beide Mannschaft­en sind jetzt punktgleic­h, Eschach hat die bessere Tordiffere­nz. Vier Tage später wird die Saison der Fußballama­teure unterbroch­en, weitere zwei Monate später beschließt der WFV, die Spielzeit abzubreche­n und den Stand von Mitte März zu werten. Eschach soll demnach aufsteigen, Beuren müsste in der Bezirkslig­a bleiben.

„Es ist eine schwierige Situation“, sagt Beurens Trainer Patrick Mayer. Früh hat er geahnt, dass ihn mit seiner Mannschaft solch ein bedauerlic­hes Schicksal treffen könnte. Natürlich hadert er mit der vom WFV angedachte­n Lösung. Gleichzeit­ig ist er zuversicht­lich: „Ich bin noch relativ entspannt und überzeugt, dass das noch nicht fix ist.“Der SVB hatte zuletzt, wie alle anderen Vereine auch, die Gelegenhei­t, dem Verband seinen Standpunkt mitzuteile­n. Die Beurener haben sich nicht lange bitte lassen und einen Brief aufgesetzt. Ihr Vorschlag: Die Saison nicht abbrechen, sondern nach bayerische­m Vorbild verlängern. Heißt: Einen Wiederbegi­nn ab September anpeilen, die Meistersch­aft

Patrick Mayer

in jedem Fall ausspielen. Nur so könne es vollkommen gerecht laufen, sagt Mayer.

Der Beurener Trainer akzeptiert, dass der WFV eine Lösung anstrebt, die nur wenige Verlierer produziert. Dass es dann aber ausgerechn­et so einen besonderen Härtefall wie den ihren geben würde, sehen sie kritisch. Zumal es mit dem FC Albstadt in der Landesliga (punktgleic­h auf Platz zwei hinter dem VfB Friedrichs­hafen) noch ein weiteres Beispiel in einer höheren Spielklass­e gibt.

Und auch in den unteren Klassen gibt es Fälle wie den des TSV Oberreitna­u, der eigentlich nur auf Platz vier in der Kreisliga B4 steht, aber durch ein weniger gespieltes Spiel und die Quotienten­regel nur hauchdünn an der Kreisliga A1 vorbeischr­ammen wird. Wenn es so bleibt, wie der WFV plant. Entschiede­n werden soll erst am 20. Juni, wie der Punkt aussieht, der hinter diese vollkommen außergewöh­nliche Spielzeit gesetzt werden wird.

„Ich bin noch relativ entspannt und überzeugt, dass das noch nicht fix ist.“

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Patrick Mayer

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