Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

L285: Stadt will Lärmaktion­splan voranbring­en

„Interessen­gemeinscha­ft gegen Verkehrslä­rm“fordert rasche Maßnahmen für Reute-Gaisbeuren

- Von Sabine Ziegler

REUTE-GAISBEUREN - Die Verkehrsun­d Lärmbelast­ung in Reute und Gaisbeuren wird nach Auffassung der „Interessen­gemeinscha­ft gegen Verkehrslä­rm L 285“(IG) immer unerträgli­cher. Um Lösungen für die genervten Bürger in den Blick zu nehmen, hat die Gruppierun­g am Freitag zehn Vertreter von Stadt und Ortschaft sowie zwei Landtagsab­geordnete zu einer gut zweistündi­gen Gesprächsr­unde ins Dorfgemein­schaftshau­s gebeten. Im Ergebnis der sachlichen Debatte soll nun zeitnah eine „L 285-Projektgru­ppe“gebildet werden, die sich regelmäßig trifft und Verbesseru­ngen erarbeitet. Ganz oben auf der Wunschlist­e der BI steht „Tempo 30“in der Nacht, „damit die Anwohner ’mal wieder schlafen können“, so Steffi Rist.

Die Mitglieder der IG um Rist und Elisabeth Ziegler haben sich wochenlang vorbereite­t auf diesen „Behördente­rmin“. In einer informativ­en Power-Point-Präsentati­on mit Fotos und eindrucksv­ollen „Lärm-Videos“machte Sprecherin Rist deutlich, dass der Anwohnerst­ress an der L285 in beiden Ortsdurchf­ahrten enorm zugenommen habe in den vergangene­n Jahren. „Aus Sicht der Bürgerscha­ft besteht dringender Handlungsb­edarf, nachdem wir jahrelang nur vertröstet wurden“, betonte Rist.

Die IG hat dafür einen ZwölfPunkt­e-Katalog mit verkehrste­chnischen Verbesseru­ngsvorschl­ägen erarbeitet und ihre Stellungna­hme an die Teilnehmer der Runde überreicht. Wie mehrfach berichtet, stehen „Tempo 30“zwischen 22 und 6 Uhr sowie „Tempo 70“auf Höhe Spätenhof ganz oben auf der Wunsch- und Dringlichk­eitsliste der Gruppierun­g.

Dass in Waldsees größter Ortschaft im Hinblick auf den Straßenver­kehr etwas geschehen muss, ist auch dem neuen Bürgermeis­ter klar.

„Wir wissen um Ihre Belastung durch die L285 und die B30 und müssen uns dringend Gedanken darüber machen, wie wir zu einer Verbesseru­ng der Situation kommen“, bekannte Matthias Henne. „Aber ich bin zuversicht­lich, dass wir Lösungen finden im Sinne der Bürger – wir möchten Partner der IG sein.“Als gegen Ende der Zusammenku­nft der Wunsch nach einer regelmäßig tagenden „L285-Projektgru­ppe“aus Vertretern von Ortschaft und Stadtverwa­ltung laut wurde, signalisie­rte Henne seine Bereitscha­ft dazu.

Zudem kündigten er und Jürgen Bucher vom städtische­n Tiefbauamt nach einem Schlagabta­usch mit der BI an, die Fortschrei­bung des Lärmaktion­splans seitens der Kommune in Angriff nehmen zu wollen, um belastbare­s Zahlen- und Datenmater­ial zum Verkehrsau­fkommen an der L285 zu erhalten. Diese Zahlen waren Dreh- und Angelpunkt der Diskussion. Ziegler zeigte sich enttäuscht davon, dass „Sie hier mit längst überholten Zahlen hantieren, die schon vor der Carthago-Werkseröff­nung in Aulendorf erhoben wurden, als bei uns noch weit weniger Auto- und vor allem Lkw-Verkehr herrschte“, kritisiert­e das IG-Mitglied die Ausführung­en von Bucher.

Auch die CDU-Landtagsab­geordneten Raimund Haser und August Schuler ermunterte­n die kommunal Verantwort­lichen dazu, aktuelles Zahlenmate­rial zu erheben, um eine tragfähige Basis für mögliche Verbesseru­ngen zu bekommen. „Mit Gefühlen erreicht man im Straßenbau nichts: Sie müssen das Regierungs­präsidium mit Fakten überzeugen, die Sie durch den Lärmaktion­splan bekommen“, weiß Haser. Das Mitglied des Landtags (MdL) verwies allerdings auch auf die begrenzten finanziell­en und personelle­n Ressourcen des Landes bei Straßenbau­vorhaben. „Der Verkehr nimmt überall weiter zu und viele Gemeinden hoffen auf Ortsumfahr­ungen: Je einiger Sie sich in Bad

Waldsee sind, was die künftige Trassenfüh­rung der B 30/L 285 in ReuteGaisb­euren angeht, umso besser sind Ihre Aussichten im Hinblick auf den Planungsbe­ginn 2022.“

Die nächsten Wochen und Monate werden nun zeigen, welche Verbesseru­ngen es in puncto „Lärmminder­ung“auf dem gut fünf Kilometer langen Straßenabs­chnitt zwischen Gaisbeuren und Magenhaus an der L285 geben wird. „Wir wünschen uns in der Projektgru­ppe eine konstrukti­ve, partnersch­aftliche Zusammenar­beit auf Augenhöhe mit enger Beteiligun­g der Stadtveran­twortliche­n, um unsere Verbesseru­ngsvorschl­äge gemeinsam rasch umsetzen zu können“, zog Rist für die IG eine erste Bilanz des Treffens. Zumindest einige der Forderunge­n – wie das nächtliche Tempolimit – dürften sich wohl auch umsetzen lassen. Wie sagte doch der Abgeordnet­e Haser: „Kleinere Maßnahmen sind auch in diesem Fall Sache der Stadt!“

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? IG-Sprecherin Steffi Rist (am Pult) forderte am Freitag im Dorfgemein­schaftshau­s Gaisbeuren unter anderem ein nächtliche­s Tempolimit für die L 285, „damit die Anwohner mal wieder schlafen können“.
FOTO: SABINE ZIEGLER IG-Sprecherin Steffi Rist (am Pult) forderte am Freitag im Dorfgemein­schaftshau­s Gaisbeuren unter anderem ein nächtliche­s Tempolimit für die L 285, „damit die Anwohner mal wieder schlafen können“.

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