Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ortschaften haben Entwicklungspotenzial
Bauen ja, aber nicht überall: Pläne für Außenbereich überarbeitet
BLÖNRIED/TANNHAUSEN/ZOLLENREUTE - Wo sollen in den Aulendorfer Ortschaften künftig Bauplätze entstehen? Einen Teil dieser Frage ist die Stadt gerade dabei zu beantworten: Sie hat ein Planungsbüro beauftragt, sich die Ortsränder anzusehen und Vorschläge zu machen, wo noch bauliche Entwicklung stattfinden sollte, und wo besser nicht. Jüngst hat das Büro seine Entwürfe unter dem regen Interesse einiger Zuhörer im Gemeinderat vorgestellt. Zu einer etwaigen baulichen Entwicklung im Ortsinneren wurden keine Aussagen getroffen.
Ziel des Vorgehens ist es auch, die charakteristischen Momente der Ortschaften zu schützen und gegebenenfalls zu betonen. Um Aussagen dazu treffen zu können, haben die Planer nicht nur die Ortsteile besichtigt und heraus gearbeitet, wo dörfliche Strukturen baulich noch intakt sind, welche Sichtbeziehungen es gibt oder wie sich die Orte in die Landschaft einfügen. Sie haben sich auch rechtliche Vorgaben angeschaut, etwa im Bereich Hochwasserschutz, und aktive landwirtschaftliche Betriebe mit ihren Flächen markiert, die nicht beeinträchtigt werden sollen.
Blönried
Die Zweiteiligkeit des Ortes ergibt sich ohnehin aus dem Tal der Blönrieder Ach samt HochwasserschutzZone und sollte nach Ansicht des Planungsbüros Lars Consult beibehalten werden. Genauso wie die Hofstelle im Süden als Einheit gesehen wird und nicht mit dem Ort zusammen wachsen sollte. Am westlichen Ortseingang gegenüber der bestehenden Bebauung können sich die Planer weiter Wohnbebauung vorstellen, am östlichen nicht. Dort, gegenüber des alten Schulhauses ist bislang Wohnbaufläche geplant, das wollen die Planer gerne ändern: Die Einsehbarkeit und der Blick von dort in die Landschaft seien ein hoher Wert.
Steinenbach
In Steinenbach haben die Planer drei Flächen ausgemacht, von denen sie in Sachen Bebauung raten: „großflächig Finger weg lassen“. Zwei davon sind mit Streuobstwiesen bewachsen. Kleinräumig könne man Einzelfallentscheidungen treffen, etwa, wenn sich etwas gut an den Bestand anschmiege. Für eine Ecke im Süden schlagen sie vor Bestandschutz zu gewähren, den Bereich aber ansonsten von weiterer Bebauung auszunehmen.
Münchenreute
Diesem Ortsteil attestieren die Planer eine spannende Siedlungsstruktur: vier Siedlungskerne machen Münchenreute aus, die es zu betonen gelte und die Zwischenbereich unbebaut zu erhalten. An den Ortsrändern könne an einzelnen Stellen noch etwas abgerundet werden, etwa am nördlichen Ortseingang, dort weitere Wohnhäuser zu bauen, störe nicht.
Zollenreute
In Zollenreute können sich die Planer auf der Fläche zwischen dem Kindergarten und der bestehenden Bebauung in der Ambergstraße weitere Bauplätze vorstellen. Allerdings für den näher zum Kindergarten gelegenen Bereich nur sehr sensibel. Auf selber Höhe westlich der Mochenwanger
Straße sehen sie keine Ausdehnung über die bestehende Bebauung hinaus.
Esbach
Esbach definieren die Planer als kleines Haufendorf, klar definiert nach außen und ursprünglich – mit viel Platz im Inneren für bauliche Entwicklung. Man solle überdenken, ob man die Ortsabrundung nicht sogar kleiner mache und den Streuobstbestand unberührt lasse. Klare Empfehlung: „keine Wurmfortsätze in irgendeine Richtung“. Eventuellen Bauwünschen könnte man eventuell mit einem Angebot für Flächentausch begegnen, wurde als Instrument benannt.
Tannhausen
Dass aktive Landwirtschaft ein K.o.Kriterium ist, zeigt der Blick auf den Entwurf für Tannhausen: im nördlichen Gebiet zeigt die Karte viel rotschraffierte Fläche: kein Bauland.Damit der Ort seine Leichtigkeit behalte, und auch ein gewachsener Ortsrand und ein Streuobstbestand erhalten bleiben, schlagen die Planer in Tannhausen beispielsweise auch vor, eine Fläche als Bauland zu streichen. Aber auch für diese Gemeinde sehen die Planer an zwei Stellen am Ortsrand Entwicklungspotential.
Tannweiler
Selbiges gilt auch für Tannweiler, wo die Planer an drei Stellen am Ortsrand potentielle Bauflächen anschließend an bestehende Bebauung sehen, allerdings eher kleinflächig. Wichtig sei, auf einen ortstypischen Ortsrand zu achten und die Eingrünung bewusst zu steuern. Tannhausens Ortsvorsteherin brachte, wie zuvor ihre Ortsvorsteherkollegen aus Blönried und Zollenreute, die Sicht des Ortschaftsrats, der die Entwürfe bereits beraten hatte, vor. Sie wies auch darauf hin, dass es eine Bauvoranfrage gebe für ein Projekt, das nach diesen Entwürfen nicht entstehen könne, weil es außerhalb des Geltungsbereichs liege.
Damit war ein Problem benannt, das auch Auslöser für die Überplanung der Ortschaften gewesen ist: Bauwünsche auf Flächen, die nicht als Bauland vorgesehen sind. Dass auch die jetzigen Überlegungen nicht alle Wünsche erfüllen können, wurde dabei deutlich. „Das war es, was wir sehen wollten: wo ist Entwicklungspotenzial, wo nicht“, sagte etwa FWV-Rat Ralf Michalski, es sei natürlich schade, für den, der Wiese vor dem Haus habe und dort bauen wolle und nicht dürfe. Aber auch anderswo müssten Bauherren schauen, wo Bauplätze sind, „dann muss man eben 100 Meter weiter weg bauen, wenn man in dem Dorf bleiben will“. Es sei deutlich geworden, dass es eigentlich überall Entwicklungspotential gebe.
Bürgerinfo steht aus
Der Gemeinderat billigte die Entwurfspläne einstimmig. Nun soll eruiert werden, für welche Bereiche es bestimmte Instrumente wie Bebauungspläne benötigt. Dann sollen die Entwurfspläne in den einzelnen Ortsteilen der Bürgerschaft vorgestellt und diskutiert werden, bevor der Gemeinderat sich damit wieder befasst. Lars Consult empfiehlt, dabei nicht nur die Ortsabrundungen vorzustellen, sondern den Blick auf eine generelle Siedlungsentwicklung zu lenken samt Innenraum. Bürgermeister Matthias Burth betonte, dass die Überplanung nicht bedeute, „dass wir alles auf einmal umsetzen wollen, können oder sollen“. Es gehe um eine längerfristige Perspektive.