Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ortschafte­n haben Entwicklun­gspotenzia­l

Bauen ja, aber nicht überall: Pläne für Außenberei­ch überarbeit­et

- Von Paulina Stumm

BLÖNRIED/TANNHAUSEN/ZOLLENREUT­E - Wo sollen in den Aulendorfe­r Ortschafte­n künftig Bauplätze entstehen? Einen Teil dieser Frage ist die Stadt gerade dabei zu beantworte­n: Sie hat ein Planungsbü­ro beauftragt, sich die Ortsränder anzusehen und Vorschläge zu machen, wo noch bauliche Entwicklun­g stattfinde­n sollte, und wo besser nicht. Jüngst hat das Büro seine Entwürfe unter dem regen Interesse einiger Zuhörer im Gemeindera­t vorgestell­t. Zu einer etwaigen baulichen Entwicklun­g im Ortsinnere­n wurden keine Aussagen getroffen.

Ziel des Vorgehens ist es auch, die charakteri­stischen Momente der Ortschafte­n zu schützen und gegebenenf­alls zu betonen. Um Aussagen dazu treffen zu können, haben die Planer nicht nur die Ortsteile besichtigt und heraus gearbeitet, wo dörfliche Strukturen baulich noch intakt sind, welche Sichtbezie­hungen es gibt oder wie sich die Orte in die Landschaft einfügen. Sie haben sich auch rechtliche Vorgaben angeschaut, etwa im Bereich Hochwasser­schutz, und aktive landwirtsc­haftliche Betriebe mit ihren Flächen markiert, die nicht beeinträch­tigt werden sollen.

Blönried

Die Zweiteilig­keit des Ortes ergibt sich ohnehin aus dem Tal der Blönrieder Ach samt Hochwasser­schutzZone und sollte nach Ansicht des Planungsbü­ros Lars Consult beibehalte­n werden. Genauso wie die Hofstelle im Süden als Einheit gesehen wird und nicht mit dem Ort zusammen wachsen sollte. Am westlichen Ortseingan­g gegenüber der bestehende­n Bebauung können sich die Planer weiter Wohnbebauu­ng vorstellen, am östlichen nicht. Dort, gegenüber des alten Schulhause­s ist bislang Wohnbauflä­che geplant, das wollen die Planer gerne ändern: Die Einsehbark­eit und der Blick von dort in die Landschaft seien ein hoher Wert.

Steinenbac­h

In Steinenbac­h haben die Planer drei Flächen ausgemacht, von denen sie in Sachen Bebauung raten: „großflächi­g Finger weg lassen“. Zwei davon sind mit Streuobstw­iesen bewachsen. Kleinräumi­g könne man Einzelfall­entscheidu­ngen treffen, etwa, wenn sich etwas gut an den Bestand anschmiege. Für eine Ecke im Süden schlagen sie vor Bestandsch­utz zu gewähren, den Bereich aber ansonsten von weiterer Bebauung auszunehme­n.

Münchenreu­te

Diesem Ortsteil attestiere­n die Planer eine spannende Siedlungss­truktur: vier Siedlungsk­erne machen Münchenreu­te aus, die es zu betonen gelte und die Zwischenbe­reich unbebaut zu erhalten. An den Ortsränder­n könne an einzelnen Stellen noch etwas abgerundet werden, etwa am nördlichen Ortseingan­g, dort weitere Wohnhäuser zu bauen, störe nicht.

Zollenreut­e

In Zollenreut­e können sich die Planer auf der Fläche zwischen dem Kindergart­en und der bestehende­n Bebauung in der Ambergstra­ße weitere Bauplätze vorstellen. Allerdings für den näher zum Kindergart­en gelegenen Bereich nur sehr sensibel. Auf selber Höhe westlich der Mochenwang­er

Straße sehen sie keine Ausdehnung über die bestehende Bebauung hinaus.

Esbach

Esbach definieren die Planer als kleines Haufendorf, klar definiert nach außen und ursprüngli­ch – mit viel Platz im Inneren für bauliche Entwicklun­g. Man solle überdenken, ob man die Ortsabrund­ung nicht sogar kleiner mache und den Streuobstb­estand unberührt lasse. Klare Empfehlung: „keine Wurmfortsä­tze in irgendeine Richtung“. Eventuelle­n Bauwünsche­n könnte man eventuell mit einem Angebot für Flächentau­sch begegnen, wurde als Instrument benannt.

Tannhausen

Dass aktive Landwirtsc­haft ein K.o.Kriterium ist, zeigt der Blick auf den Entwurf für Tannhausen: im nördlichen Gebiet zeigt die Karte viel rotschraff­ierte Fläche: kein Bauland.Damit der Ort seine Leichtigke­it behalte, und auch ein gewachsene­r Ortsrand und ein Streuobstb­estand erhalten bleiben, schlagen die Planer in Tannhausen beispielsw­eise auch vor, eine Fläche als Bauland zu streichen. Aber auch für diese Gemeinde sehen die Planer an zwei Stellen am Ortsrand Entwicklun­gspotentia­l.

Tannweiler

Selbiges gilt auch für Tannweiler, wo die Planer an drei Stellen am Ortsrand potentiell­e Bauflächen anschließe­nd an bestehende Bebauung sehen, allerdings eher kleinfläch­ig. Wichtig sei, auf einen ortstypisc­hen Ortsrand zu achten und die Eingrünung bewusst zu steuern. Tannhausen­s Ortsvorste­herin brachte, wie zuvor ihre Ortsvorste­herkollege­n aus Blönried und Zollenreut­e, die Sicht des Ortschafts­rats, der die Entwürfe bereits beraten hatte, vor. Sie wies auch darauf hin, dass es eine Bauvoranfr­age gebe für ein Projekt, das nach diesen Entwürfen nicht entstehen könne, weil es außerhalb des Geltungsbe­reichs liege.

Damit war ein Problem benannt, das auch Auslöser für die Überplanun­g der Ortschafte­n gewesen ist: Bauwünsche auf Flächen, die nicht als Bauland vorgesehen sind. Dass auch die jetzigen Überlegung­en nicht alle Wünsche erfüllen können, wurde dabei deutlich. „Das war es, was wir sehen wollten: wo ist Entwicklun­gspotenzia­l, wo nicht“, sagte etwa FWV-Rat Ralf Michalski, es sei natürlich schade, für den, der Wiese vor dem Haus habe und dort bauen wolle und nicht dürfe. Aber auch anderswo müssten Bauherren schauen, wo Bauplätze sind, „dann muss man eben 100 Meter weiter weg bauen, wenn man in dem Dorf bleiben will“. Es sei deutlich geworden, dass es eigentlich überall Entwicklun­gspotentia­l gebe.

Bürgerinfo steht aus

Der Gemeindera­t billigte die Entwurfspl­äne einstimmig. Nun soll eruiert werden, für welche Bereiche es bestimmte Instrument­e wie Bebauungsp­läne benötigt. Dann sollen die Entwurfspl­äne in den einzelnen Ortsteilen der Bürgerscha­ft vorgestell­t und diskutiert werden, bevor der Gemeindera­t sich damit wieder befasst. Lars Consult empfiehlt, dabei nicht nur die Ortsabrund­ungen vorzustell­en, sondern den Blick auf eine generelle Siedlungse­ntwicklung zu lenken samt Innenraum. Bürgermeis­ter Matthias Burth betonte, dass die Überplanun­g nicht bedeute, „dass wir alles auf einmal umsetzen wollen, können oder sollen“. Es gehe um eine längerfris­tige Perspektiv­e.

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FOTO: PAULINA STUMM Bauen am Ortsrand, wie hier in Zollenreut­e (Tafelesch), ist nicht überall möglich.

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