Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Fisch nach Bodensee-Art oder Bodenseefisch
Gastronome, Winzer und Fischer legen Wert auf Herkunftsbezeichnung – Geschützt ist weder Wein noch Fisch
FRIEDRICHSHAFEN - Wein vom Bodensee oder Fisch vom Bodensee? Geschützt ist keine der beiden Marken – noch nicht. Auch wenn es die Winzer mit der verpflichtenden Angabe der Lagen einfacher haben, so ist es jetzt an den Fischern, den wild im See gefangenen Fisch als Bodenseefisch in einer Wortmarke schützen zu lassen. Der Gang durch die Instanzen steht bevor.
Die Winzer können sich glücklich schätzen, sie haben Vorschriften und geltendes Recht auf ihrer Seite. Wenn auf einer Flasche der Abfüller, vielleicht gar der Erzeugerabfüller, und die Lage der Reben genannt sind, können sich die Kunden, die diesen Wein in Gastronomie oder Handel erwerben, sicher sein, dass der Wein dann auch von dort kommt, was auf dem Etikett steht. Tobias Keck, Geschäftsführer des Winzervereins Hagnau, verweist da gerne auf die Eintragung des Badischen Weines als geschützte Ursprungsbezeichnung vom 1. Januar 2013. Das EU-System der geschützten Herkunftsbezeichnungen beinhaltet seit diesem Datum nun auch den Wein dieser Region. Wichtig, so Keck, ist aber stets die Angabe der Lage auf der Flasche. Hagnauer Burgstall zum Beispiel, dürfe von nirgendwo anders herkommen, als aus dieser Region, aus der Lage Burgstall. Das gleiche gilt auch für Weine aus anderen Regionen.
Europa zeichnet sich durch viele regionale Spezialitäten und Erzeugnisse aus, die durch ihre spezifische Herkunft oder bestimmte Produktionsverfahren einzigartig sind und in ihrer Vielfalt erhalten werden sollen. Daher kommt die geschützte Herkunftsbezeichnung.
Gleichzeitig gelte es, die Wettbewerbsfähigkeit der oftmals kleinbäuerlich strukturierten Landwirtschaft im globalen Agrarhandel sicherzustellen und die ländlichen Räume Europas als attraktive Wirtschaftsund Lebensräume zu schützen. Diese Herkunftsbezeichnung vermittelt dem Verbraucher, dass er sich darauf verlassen könne, dass die Angaben und Informationen wahrheitsgemäß und korrekt sind und eine missbräuchliche Verwendung der Bezeichnung ausgeschlossen ist. Beim Wein, sagt Tobias Keck, ist man da auf einer recht sicheren Seite. Doch auch hier liege es beim Gastronomen, ob er die Auszeichnung der Weine auf seiner Karte mit Lage und Abfüller vornehme.
Das alles gibt es beim Fisch indes nicht. Zwar haben sich Gastronome und Fischer darauf verständigt, die Herkunft des Fischs darzustellen. Wenn also jemand „Bodenseefisch“auf seiner Karte hat, dann sollte der auch aus dem Bodensee kommen. Rechtlich geschützt ist da aber gar nichts. So fordert Hubert Neidhart, Chef des Grünen Baum in Moos auf der Höri, dass Bodenseefisch eine geschützte Wortmarke werde.
„Das gibt es doch bei Fischen aus dem Genfer See auch“, sagt er. Es sei jetzt an den Fischern, einen Verein zu gründen und sich die Patentrechte auf den Bodenseefisch geben zu lassen. Immerhin handele es sich dabei um einen besonderen Fisch, der aufgrund der Wasserqualität und des Ökosystems unverwechselbar sein sollte. Mit den Fischern hat Neidhart schon vorher gesprochen, vor allem mit Bernd Kaulitzki aus Wasserburg.
Der steht hinter der Forderung, den Fisch schützen zu lassen, sieht allerdings die Geschlossenheit unter den Fischern nicht. Die Österreicher zaudern, die Schweizer würden mitmachen, die badischen Fischer wollten den Schutz, müssten aber erst mal alle befragen und die württemberger Fischer hielten das nicht unbedingt für nötig. „Einige Fischer, so sagt Kaulitzki, „wissen auch gar nicht, was sie da schützen sollen, wenn sie kaum noch etwas fangen.“
Das aber ist für Neidhart ein Argument für den Schutz. „Wenn es wenig gibt, muss man das, was es gibt schützen“, so sein Leitspruch in dieser Sache.
Sowohl Neidhart wie auch Kaulitzki sprechen davon, dass das Land Baden-Württemberg nur noch auf eine Aussage der Fischer warte. Und der Gastronom Neidhart hofft auf die Fischer, die jetzt aktiv werden sollten, „damit der Gast bei uns am Tisch oder der Kunde auf dem Markt sicher sein kann, ob ein Fisch aus dem See kommt oder nicht“.