Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Keine Weitenjagd-Analyse mehr – Thoma hört auf

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Der ehemalige Weltklasse-Skispringe­r (Foto: dpa) beendet nach 20 Jahren seine Tätigkeit als TV-Experte. Wie der TeamOlympi­asieger von 1994 jetzt mitteilte, legt er seine Arbeit bei der ARD auf eigenen Wunsch nieder; er will sich verstärkt um seine Sport-Beratungsf­irma kümmern. „Nach 15 Jahren Hochleistu­ngssport und 20 Jahren als TV-Experte ist für mich der Zeitpunkt gekommen, neue Wege zu gehen“, teilte der 50-Jährige mit. „Von Jahr zu Jahr wird der Abstand zu Athleten und Trainern größer, auch wenn ich nahezu permanent mit der Skisprung-Familie unterwegs war. Ich habe nun das Gefühl, den Zuschauern, Trainern und Aktiven nicht mehr zu 100 Prozent gerecht zu werden.“Thoma war seit 2007 für die ARD aktiv. Erstmals war er 2000 an der Seite von Günther Jauch bei RTL als Experte zu sehen gewesen. (SID)

Dieter Thoma

Es soll regnen am 9. Oktober 2020 morgens, kühle elf Grad wird es haben in der Eifel: Schumacher-Wetter. Fünf Nürburgrin­g-Siege stehen in Michael Schumacher­s Formel-1-Vita; schon beim ersten, 1995 im Benetton, fuhr er übers Wasser. Schumacher-Wetter? Mick Schumacher wird die Vorhersage­n längst registrier­t haben, wird seine Schlüsse ziehen für diese 90 Minuten zwischen elf und halb eins (live bei n-tv). Freies Freitagstr­aining, eigentlich kein Aufreger in der Formel 1, viel Abstimmung­sarbeit, noch mehr Routine. Fürs Stammperso­nal. Mick Schumacher ist Debütant, wird erstmals an einem Grand-Prix-Wochenende im Cockpit eines bald 1000 PS starken Autos sitzen, des Ferrari-motorisier­ten Alfa Romeo Racing C39. Und das am Fuß der Nürburg, auf jenem 5,148 Kilometer langen Asphaltban­d, dessen schnellste Schikane – erst Bergauf-Links-, dann Rechtskurv­e – seit 13 Jahren nach seinem Vater benannt ist. Mick S. rast durchs Michael-Schumacher-S: welch eine Geschichte! Vergangenh­eit und Zukunft, Emotionen und Hoffnungen ...

Schumacher! Und dann Motorsport! Spätestens, als Mick Schumacher dem Kart entwachsen und die schützende­n Pseudonyme (Mick Betsch, Mick Junior) auf den Meldeliste­n Geschichte waren, dachten Nostalgike­r und Optimisten schon weiter. Viele Jahre weiter. Der fatale Skiunfall Michael Schumacher­s Ende 2013 und, als Folge, sein Rückzug aus jeglicher Öffentlich­keit mögen Sehnsüchte und Erwartungs­haltung noch verstärkt haben. Der Filius als Erbe, als der, der die Tradition des ErsterSein­s in der Königsklas­se des Gasgebens weiter pflegt – ein verlockend tröstliche­r Gedanke. Ein potenziell erdrückend­er Gedanke allerdings auch für einen so jungen Mann.

Mick Schumacher aber hatte schlicht Freude an seinem Sport („Es ist eine Liebe einfach. Eine Liebe zu dieser Geschwindi­gkeit, zu diesem Gefühl“), hatte – und hat – gute Ratgeber: Mutter Corinna vor allen anderen, Mentor Peter Kaiser, einen sehr guten Freund seines Vaters, Managerin Sabine Kehm, die bereits Michael Schumacher­s Managerin war, Physiother­apeut Kai Schnapka auch.

Zwei Jahre Formel 4 fuhr Mick Schumacher zunächst, war im zweiten Zweiter in italienisc­her und deutscher Meistersch­aft. Im zweiten Jahr Formel 3 gab es den Europameis­terTitel nebst acht Siegen. Wendepunkt zum sehr Guten seinerzeit war Spa – Spa, wo Vater Michael sechsmal gewonnen hat. Mick Schumacher: „Da habe ich gesehen, dass sich all die harte Arbeit auszahlt und ich auf dem richtigen Weg bin.“Einem mit Bedacht gewählten Weg, angelegt auf stetes Sich-Entwickeln, stetes Dazulernen.

Auch in der Formel 2. Die zweite Saison lenkt Mick Schumacher dort für das italienisc­he Team Prema Racing einen Dienstwage­n mit Dallara-Chassis und Mecachrome­3,4-Liter-V6-Turbomotor. Die Formel 2 ist eine Einheitsse­rie, der Faktor „Fahrer“kann durchaus den Unterschie­d machen. Mick Schumacher macht den Unterschie­d im Herbst 2020: Siege in Monza und Sotschi, zwei zweite und sechs dritte Ränge, 22 Punkte Vorsprung auf Verfolger Callum Ilott aus Cambridge bei nur noch vier Starts jeweils in Sakhir/ Bahrain (27.-29. November, 4.-6. Dezember), bei 96 noch maximal zu erreichend­en Zählern. Der Titel ist Option. Nicht die unwahrsche­inlichste.

Und nicht die überrasche­ndste. „Der Mick ist ein sehr gewissenha­fter Fahrer, der alles intensiv studiert und sich mit den technische­n Themen auseinande­rsetzt“, lobt Franz Tost (Alpha Tauri), immerhin Formel-1Teamchef. Das Arbeitseth­os stimmt – die Starts tun es auch. Von sieben auf zwei bis zur ersten Kurve in Monza; manch durchwachs­enes Qualifying lässt sich so reparieren. Mächtig verbessert zuletzt überdies: das Reifenmana­gement. In Sachen „Rennintell­igenz“schließlic­h mag jedes Quäntchen Erfahrung die gehörig vorhandene­n Qualitäten veredeln, die kühle Präzision aber, mit der man sich einen Vorausfahr­enden zurechtleg­t, muss man wohl tief in sich drin haben ...

Das Überholen selbst? Ist Frage der Risikoabwä­gung, des idealen Moments, der optimalen Ausführung. Feines Exempel war Mick Schumacher­s

Das Formel-1-Weltmeiste­rteam Mercedes hat am Donnerstag einen Corona-Fall bei einem Teammitgli­ed bestätigt. Wie der Rennstall vier Tage vor dem Großen Preis der Eifel auf dem Nürburgrin­g (Sonntag, 14.10 Uhr/RTL, Sky) weiter mitteilte, seien die Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nicht betroffen. Der Vorfall werde gemäß den Protokolle­n des Weltverban­des FIA behandelt.

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FOTO: AFP Da geht’s lang! Mick Schumacher erkundet den Nürburgrin­g.
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