Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Regionalve­rband hält an Gewerbegeb­iet Hirschlatt fest

30 Hektar Potenzialf­läche sollen im Entwurf des Regionalpl­ans bleiben – Ausschuss beriet am Freitag

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en hält gegen den Willen des Häfler Gemeindera­tes an der Ausweisung einer 30 Hektar großen Potenzialf­läche für ein Gewerbegeb­iet in Hirschlatt fest. Das geht aus den Verwaltung­sUnterlage­n für den Planungsau­sschuss des Regionalve­rbandes am kommenden Freitag hervor. Vom Tisch sind demnach aber die Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes Ried in Uhldingen-Mühlhofen sowie ein neues Gewerbegeb­iet in Kressbronn. Auch alternativ­e Flächen in Owingen und Oberteurin­gen scheiden aus.

Im Zuge der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans werden gerade die Potenzialf­lächen für Gewerbegeb­iete für die nächsten 15 bis 20 Jahre festgelegt. Ausgangspu­nkt für die Berechnung der benötigten Flächen ist eine Studie des Büros Acocella. Mit drei verschiede­nen Methoden seien die Bedarfe ermittelt worden, sagt Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke. Herausgeko­mmen sei bei der Kalkulatio­n mit zwei Methoden ein Bedarf von rund 600 Hektar, bei der dritten Methode ein Bedarf von rund 1500 Hektar. Immer für das gesamte Verbandsge­biet gerechnet, also für die Landkreise Sigmaringe­n, Ravensburg und Bodensee. Im dritten, deutlich höheren Wert, sei die überpropor­tional starke gewerblich­e Entwicklun­g der letzten zehn Jahre abgebildet. Es gebe deshalb jetzt die „Range“von 600 bis 1500 Hektar für das gesamte Gebiet. Für die einzelnen Kreise wurde der Bedarf speziell herunterge­brochen. Es ergibt sich laut Acocella für den Bodenseekr­eis eine Spanne von 225 bis 700 Hektar. „Wenn es eine Entwicklun­g gibt wie in den letzten zehn Jahren, bräuchten wir 700 Hektar“, sagt Franke. „Wenn die Entwicklun­g wäre wie die Jahrzehnte davor, reichen rund 225.“

Auch im Wissen um die vielen Zielkonfli­kte im Bodenseekr­eis habe man im ersten Entwurf der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans nur 160 Hektar ausgewiese­n. Dazu kommen 75 Hektar bereits genehmigte Baufläche für Gewerbe in den Flächennut­zungspläne­n. Der erste Entwurf der Fortschrei­bung wurde Ende 2019 offengeleg­t. Nach der Abarbeitun­g von insgesamt rund 5000 Stellungna­hmen hat der zweite Entwurf des Regionalpl­ans jetzt aber ein anderes Gesicht.

Nicht wie geplant ausgewiese­n werden konnte das Gewerbegeb­iet Kapellenes­ch/Haslach in Kressbronn aufgrund von nachgewies­enen Artenschut­zbelangen, wie Franke sagt. „Wir werden dort unter die Grenze eines regional bedeutsame­n Standorts rutschen.“Im Regionalpl­an fehlen damit schon mal 26,2 Hektar.

Zwei Gewerbegeb­iete wurden in den Gremien der Kommunen abgeschmet­tert. Dabei geht es um 30,4 im ersten Entwurf veranschla­gte Hektar in Hirschlatt, gegen die sich der Gemeindera­t Friedrichs­hafen ausgesproc­hen hat. Außerdem hatte sich der Rat in Uhldingen-Mühlhofen gegen die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets „Im Ried“entschiede­n, es geht dabei um elf Hektar. Dieses Gebiet wurde jetzt aus dem neuen Entwurf gestrichen. Die Gemeinde ist laut der Stellungna­hme vom Regierungs­präsidium auf die Eigenentwi­cklung beschränkt. Nicht gestrichen wurde dagegen der Standort Hirschlatt, trotz der Ablehnung durch den Häfler Gemeindera­t hält der Regionalve­rband daran fest. Erhebliche Naturschut­zbelange stehen laut Franke auch alternativ­en Flächen in Oberteurin­gen und Owingen entgegen. Diese Standorte waren im Verfahren neu aufgekomme­n. „Wir werden sie den Gremien

nicht vorschlage­n“, sagt Franke. Damit sind sie erst mal vom Tisch. Im Bodenseekr­eis bleiben im neuen Entwurf von 160 Hektar rund 123 Hektar übrig.

Auch im gesamten Gebiet des Regionalve­rbandes verringert sich die Potenzialf­läche für Gewerbegeb­iete. Nachdem auch in Vogt (Landkreis Ravensburg) und in Hettingen (Landkreis Sigmaringe­n) Standorte wegfallen, reduziert sich die Fläche von bisher geplanten 935 Hektar auf rund 800. Dazu kommen rund 400 Hektar genehmigte Flächen. Somit kommt der neue Planentwur­f auf rund 1200 Hektar insgesamt. In den Landkreise­n Sigmaringe­n und Ravensburg wurden dabei deutlich größere Potenzialf­lächen eingeplant. Das entspricht laut Franke der Vorgabe vom Land, die gewerblich­e Entwicklun­g vom Bodensee weg ins Hinterland zu verlegen. Großes Potenzial gebe es beispielsw­eise auf den Flächen der ehemaligen Bundeswehr­standorte Sigmaringe­n und Mengen.

Beim jetzigen Entwurf des Regionalpl­ans handelt es sich um einen Vorschlag der Verwaltung des Regionalve­rbandes, der am Freitag vom Planungsau­sschuss vorberaten wurde.

Abgesegnet wird der Entwurf am 23. Oktober von der Verbandsve­rsammlung in der Ludwig-Roos-Halle in Ettenkirch. Es folgt noch in diesem Jahr eine erneute Offenlegun­g der Pläne für einen Monat. Dann kann zum Beispiel die Stadt Friedrichs­hafen wieder Stellung beziehen zum Thema Hirschlatt. Der Regionalve­rband arbeitet die Eingaben dann wieder ab und macht einen erneuten Abwägungsv­orschlag. „Wir machen das Gleiche nochmal“, sagt Franke dazu. Endgültig verabschie­det werden soll der Regionalpl­an von der Versammlun­g am 25. Juni 2021.

Die Verbandsve­rsammlung des Regionalve­rbandes BodenseeOb­erschwaben besteht aus Delegierte­n aus den drei Kreistagen von Bodenseekr­eis, Landkreis Ravensburg und Landkreis Sigmaringe­n. Die 56 Abgeordnet­en werden nach der Größe der Landkreise und nach dem Parteiprop­orz bestimmt. In der Versammlun­g sitzen die Landräte Lothar Wölfle (Bodensee) und Stefanie Bürkle (Sigmaringe­n) sowie 30 Bürgermeis­ter und Oberbürger­meister.

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FOTO: RALF SCHÄFER Bei Hirschlatt möchte der Regionalve­rband eine Potenzialf­läche für ein Gewerbegeb­iet ausweisen.

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