Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verzerrte Wettbewerb­e

- Von Jürgen Schattmann

In Kiew trifft die Fußball-Nationalma­nnschaft am Samstag auf eine B-Elf der Ukraine, die wegen 14 Ausfällen so chancenlos sein dürfte wie kürzlich beim 1:7 gegen Frankreich. Das Kieler Handballsp­iel gegen die von 14 Corona-Fällen geplagten Ukrainer aus Saporoschj­e wurde dagegen gleich abgesagt, ebenso wie das Duell des MSV Duisburg (vier Fälle) gegen Saarbrücke­n oder das U21-Spiel Italiens (vier Fälle) gegen Island. Derweil drohen dem FC Genua (17 Fälle) oder dem SSC Neapel Niederlage­n am Grünen Tisch, weil Italiens Liga zum Spielen zwingen will.

Keine Frage: Der Profisport hat ein Problem, das sich bald, wenn die kalte Jahreszeit beginnt, akut verschärfe­n dürfte: Wie kann er ein Mindestmaß an Fairness garantiere­n, wie seine Wettbewerb­e überhaupt durchführe­n, wenn Quarantäne­n und Isolatione­n noch zunehmen? Antwort: Womöglich gar nicht, es sei denn, er würde die einzige Form wählen, in der die Gesundheit der Beteiligte­n derzeit sicher ist: Turniere und ein Leben in konstruier­ten Blasen. Die schränken die Freiheit und das Privatlebe­n der Menschen durch eine Art Sicherheit­sverwahrun­g allerdings derart ein, dass sie kein Mittel für den alltäglich­en Wettbewerb sind.

Also wird weitergewu­rstelt werden im verzweifel­ten Versuch, Geld zu verdienen und alle gleich zu behandeln. Vereine abseits der Ballungsze­ntren könnten dabei zu den Siegern gehören. Weil auf dem Land die Inzidenz kleiner ist, dürften die Clubs aus Kleinstädt­en jene sein, die am längsten ohne Qurantäne auskommen und noch mit Zuschauern spielen dürften – wenn sie denn Gegner finden.

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