Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Verzerrte Wettbewerbe
In Kiew trifft die Fußball-Nationalmannschaft am Samstag auf eine B-Elf der Ukraine, die wegen 14 Ausfällen so chancenlos sein dürfte wie kürzlich beim 1:7 gegen Frankreich. Das Kieler Handballspiel gegen die von 14 Corona-Fällen geplagten Ukrainer aus Saporoschje wurde dagegen gleich abgesagt, ebenso wie das Duell des MSV Duisburg (vier Fälle) gegen Saarbrücken oder das U21-Spiel Italiens (vier Fälle) gegen Island. Derweil drohen dem FC Genua (17 Fälle) oder dem SSC Neapel Niederlagen am Grünen Tisch, weil Italiens Liga zum Spielen zwingen will.
Keine Frage: Der Profisport hat ein Problem, das sich bald, wenn die kalte Jahreszeit beginnt, akut verschärfen dürfte: Wie kann er ein Mindestmaß an Fairness garantieren, wie seine Wettbewerbe überhaupt durchführen, wenn Quarantänen und Isolationen noch zunehmen? Antwort: Womöglich gar nicht, es sei denn, er würde die einzige Form wählen, in der die Gesundheit der Beteiligten derzeit sicher ist: Turniere und ein Leben in konstruierten Blasen. Die schränken die Freiheit und das Privatleben der Menschen durch eine Art Sicherheitsverwahrung allerdings derart ein, dass sie kein Mittel für den alltäglichen Wettbewerb sind.
Also wird weitergewurstelt werden im verzweifelten Versuch, Geld zu verdienen und alle gleich zu behandeln. Vereine abseits der Ballungszentren könnten dabei zu den Siegern gehören. Weil auf dem Land die Inzidenz kleiner ist, dürften die Clubs aus Kleinstädten jene sein, die am längsten ohne Qurantäne auskommen und noch mit Zuschauern spielen dürften – wenn sie denn Gegner finden.