Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Unerwünschte Röte
Wie sich Rosacea in den Griff kriegen lässt – Patienten brauchen oft Geduld
Langsam zunehmende Rötungen im Gesicht, die ähnlich wie ein Rosengewächs „erblühen“, geben der Hautkrankheit Rosacea ihren Namen. Allein hierzulande sind nach Schätzungen des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) rund zehn Millionen Menschen davon betroffen.
Die Erkrankung wird in drei Stadien eingeteilt, die aber nicht unbedingt ineinander übergehen. Zunächst kommt es zu Rötungen und spontanem Erröten der Wangen. Im zweiten Stadium treten rund um Nase, Wangen, Stirn und Kinn Pusteln und Knötchen auf. Nicht selten brennt oder juckt die Haut. Schließlich sind schwere Entzündungen möglich. Rosacea kann auch zu einer knotigen Verdickung der Nase führen.
Betroffene empfinden die Hautkrankheit oft als ein Makel. Die gute Nachricht ist aber: Rosacea lasse sich recht gut behandeln, sagt der Gießener Dermatologe Prof. Uwe Gieler.
Die Krankheit tritt in der Regel erst nach dem 30. Lebensjahr auf, häufiger bei Erwachsenen mit einer helleren Haut. Die genaue Ursache von Rosacea ist bislang wissenschaftlich nicht geklärt. „Oft hat sie einen erblichen Hintergrund“, erklärt Gieler. Eine andere mögliche Erklärung könnte nach Einschätzung der Münchner Hautärztin Marion Moers-Carpi eine Durchblutungsstörung der Gefäße im Gesicht sein.
Möglicherweise führen auch hormonelle Veränderungen zu einem Ausbruch. Forschungen der vergangenen Jahre bringen laut Gieler zudem neurogene Entzündungen als Auslöser ins Spiel – Nervenbotenstoffe sorgen hier für eine Entzündungsreaktion der Haut.
Oft verläuft die Rosacea in Schüben. Symptome können sich nach dem Genuss von Alkohol, Kaffee oder scharf gewürzten Speisen verstärken. Sonnenbäder, Saunabesuche oder Stress sind weitere häufige Auslöser eines Schubs. Welche Faktoren zu Schüben führen, ist von Fall zu Fall verschieden. „Betroffene müssen das für sich selbst herausfinden“, sagt Hautärztin Moers-Carpi.
Ihr Rat: Bei ersten Hinweisen auf Gesichtsrötungen umgehend zum Hautarzt gehen. „Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser lässt sich die Hautkrankheit in den Griff bekommen“, so Moers-Carpi.
Es gibt verschiedene Therapieansätze. Oft bekommen Patienten spezielle Cremes oder Salben verschrieben – zum Beispiel mit dem Mittel Metronidazol. Dieses Präparat reduziert die Anzahl der Haarbalgmilben in der Haut.
„Haarbalgmilben nisten sich naturgemäß in der Haut ein, aber bei Menschen mit Rosacea sind sie in größerer Zahl als gewöhnlich vorhanden“, erläutert Dermatologe Gieler. Gut helfen können nach Gielers Angaben auch Cremes oder Gels mit Permethrin oder Vitamin-A-Säure. Bei Rötungen kann ein Gel mit dem Wirkstoff Brimonidin für einige Stunden Linderung verschaffen. Dieses Gel wirkt gefäßverengend. In der Folge wird die Haut weniger stark durchblutet und die Rötung der Gesichtshaut nimmt ab.
Zu den neuartigeren Behandlungsmethoden zählt etwa eine Licht-Therapie: Dabei werde auf die betroffenen Stellen ein Gel aufgetragen, anschließend werden diese Hautpartien einer speziellen Lichtlampe ausgesetzt, erläutert MoersCarpi. Deren Fluoreszenzlicht stimuliere die Haut auf Zellebene und rege dort Reparaturprozesse an. Die Wirkung dieser Methode ist nach Angaben von Moers-Carpi, die Mitglied im Berufsverband BVDD ist, klinisch nachgewiesen.
Um Rötungen und Knötchen auf der Gesichtshaut zu entfernt, ist die Lasertherapie eine weitere Option.
Ist Stress der Auslöser von Rosacea oder Rosacea-Schüben, müssen Betroffene manchmal lernen, ausreichende Erholungsphasen in ihren Alltag einzubauen. „Helfen können zum Beispiel Yoga, Muskelrelaxation oder autogenes Training“, sagt Gieler. Auch Entspannungsmassagen des Gesichtes tragen häufig dazu bei, Stress abzubauen.
Hektik, Druck und Aufregung lassen sich nicht immer vermeiden: Betroffene sollten sich schubauslösende Situationen aber merken. In einer Verhaltenstherapie könnten sie dann gegebenenfalls Strategien lernen, um mit diesen Situationen besser umzugehen, so Gieler.
Mit der richtigen Therapie könnten Rosacea-Patienten komplett symptomfrei werden, betont der Dermatologe. „Allerdings ist etwas Geduld nötig“, sagt Gieler. „Mit schnellen Behandlungserfolgen ist nicht zu rechnen.“Erst nach etwa sechs bis acht Wochen zeigen sich in vielen Fällen Besserungen.
Die roten Stellen im Gesicht lassen sich aber auch sehr gut mit Schminkprodukten abdecken, wie Moers-Carpi sagt: Dazu wird grüne Creme oder grüner Puder auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen, anschließend kommt das Make-up. „Von der Rosacea sieht man dann gar nichts mehr“, so die Dermatologin. Ärzte und Apotheker beraten Betroffene, welche Produkte infrage kommen.
Die Corona-Pandemie bringt für Rosacea-Patienten ein Problem mit sich. Das hängt mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zusammen. „Unter dieser Abdeckung ist es schnell feucht und warm, das tut der Haut gar nicht gut“, sagt Moers-Carpi. Sie rät, keine zu dicke Maske auszuwählen und diese, wenn möglich, nicht zu lange zu tragen.