Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zahl der Corona-Hotspots steigt

Kommunen verschärfe­n ihre Maßnahmen – Aus Bayern kommt der Ruf nach einheitlic­hen Bußgeldern

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BERLIN (dpa) - Immer mehr deutsche Städte werden zu Corona-Hotspots und fahren daher die Sicherheit­smaßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie hoch. Am Wochenende meldeten unter anderem Köln, Stuttgart, Essen und Mainz das Überschrei­ten der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Andere Großstädte wie Berlin, Frankfurt und Bremen waren schon zuvor über diese Marke gestiegen. München liegt nur noch knapp darunter. In Berlin trat am Wochenende deshalb eine nächtliche Sperrstund­e in Kraft, Stuttgart bereitet diese vor, Köln schränkte das Trinken von Alkohol in der Öffentlich­keit stark ein.

Auch die Maskenpfli­cht wird vielerorts verschärft. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder machte sich für bundesweit härtere Strafen bei Verstößen dagegen stark. In mehreren Interviews forderte der CSUChef am Wochenende bundesweit einheitlic­he Bußgelder von 250 Euro. In Bayern gilt dieser Regelsatz bereits. Nach Angaben des RobertKoch-Instituts (RKI) vom Sonntag meldeten die Gesundheit­sämter innerhalb eines Tages 3483 neue Corona-Infektione­n. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheit­sämter Daten an das RKI melden. Allerdings zeigt ein Wochenverg­leich den starken Anstieg: Am Sonntag vor einer Woche waren 2279 Neuinfekti­onen gemeldet worden, am Sonntag vor zwei Wochen 1411. Ab Samstag wurde mit 4721 Fällen ein neuer Spitzenwer­t in diesem Herbst verzeichne­t.

Am vergangene­n Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Oberbürger­meistern der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten. An der Entwicklun­g in den Ballungsrä­umen zeige sich, „ob wir die Pandemie in Deutschlan­d unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet“, sagte sie anschließe­nd. Der vereinbart­e Maßnahmenk­atalog sieht unter anderem die Entsendung von Experten des RKI und der Bundeswehr vor, wenn die Schwelle von 35 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschrit­ten wird. Ab 50 Infektione­n pro 100 000 Einwohner soll es neue Beschränku­ngen geben.

Mehrere Ministerpr­äsidenten riefen die Bürger zum strikten Einhalten der Abstands- und Hygienereg­eln auf. „Die Lage ist ernst. Ernster, als diejenigen glauben, die sich nicht an die Schutzmaßn­ahmen halten“, sagte die rheinland-pfälzische Regierungs­chefin

Malu Dreyer (SPD) am Sonntag in Mainz. Nur wenn man die Kontakte reduziere und die Regeln befolge, könne man das Virus „aushungern“. Söder warnte in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“: „Es wird langsam gefährlich.“ Man dürfe die Lage nicht länger schönreden. „Wir haben fünf vor zwölf “, betonte der CSU-Chef in der „Bild am Sonntag“. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) mahnte in der Zeitung: „Ich erwarte von den Bürgern,

dass sie aus Verantwort­ungsbewuss­tsein nicht mehr alles machen, was sie noch dürfen.“Sachsens Regierungs­chef Michael Kretschmer (CDU) appelliert­e in der „Welt am Sonntag“ebenfalls an die junge Generation: „Jetzt sind nicht volle Partys

gefragt, sondern Vorsichtsm­aßnahmen – und Kontrolle.“Für Köln hatte das NRW-Landeszent­rum Gesundheit die 7-Tage-Inzidenz am Samstag mit 54,8 angegeben. Seit dem Wochenende gelten daher Einschränk­ungen für das öffentlich­e Leben. Auf Straßen und Plätzen darf abends ab 22 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An Wochenende­n gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsve­rbot für Alkohol. Auch dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten in der Öffentlich­keit treffen. In Fußgängerz­onen müssen die Menschen Masken tragen.

Allein in Nordrhein-Westfalen lagen am Sonntag insgesamt neun Kreise und kreisfreie Städte über der wichtigen 50er-Marke. In Stuttgart meldete das Landesgesu­ndheitsamt am Samstagabe­nd 50,5 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Die Stadt bereitet ähnliche Einschnitt­e wie Köln vor. In Berlin wurden nach Zahlen vom Samstag 58,2 Corona-Fälle pro 100 000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen erfasst. Seit Samstag müssen in der Hauptstadt Restaurant­s, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte von 23 bis 6 Uhr geschlosse­n sein. Bei privaten Zusammenkü­nften in geschlosse­nen Räumen dürfen nur noch höchstens zehn Menschen zusammenko­mmen.

In einer Reihe von Bundesländ­ern begannen am Wochenende die Herbstferi­en. Menschen aus Berlin können wegen der Beherbergu­ngsverbote für Menschen aus Risikogebi­eten jedoch noch nicht mal jenseits der Stadtgrenz­e in Brandenbur­g Urlaub machen. Auch ein Ostsee-Urlaub in Mecklenbur­g-Vorpommern ist für sie tabu.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA In immer mehr Großstädte­n wird der Grenzwert von 50 Infizierte­n pro 100 000 Einwohnern überschrit­ten. Betroffen ist neben Köln, Stuttgart und Essen auch Berlin.

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