Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Home oder Office

SPD fordert weiter ein Recht auf Heimarbeit

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BERLIN (dpa) - Die SPD pocht trotz heftigen Gegenwinds weiter auf einen gesetzlich­en Anspruch auf Homeoffice – und bekommt viel Gegenwind, aber auch Zuspruch. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Bundestags­fraktion, Katja Mast: „Für die SPD-Bundestags­fraktion ist das Recht auf mobiles Arbeiten noch längst nicht vom Tisch. Wer politisch mutig vorangeht, muss mit Widerständ­en rechnen, das sind wir gewohnt. Deshalb werden wir auch nicht nachlassen.“

Mast sagte weiter: „Die letzten Monate zeigen doch, wie sehr mobiles Arbeiten entlasten kann. Die Corona-Pandemie führt uns deutlich vor Augen, was alles geht. In den kommenden Wochen werden sicherlich wieder mehr Menschen von zu Hause arbeiten.“Ein Recht auf mobiles Arbeiten sei kein Allheilmit­tel, schaffe aber Schutz und Sicherheit für Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er.

In der Union gibt es erhebliche­n Widerstand gegen die Pläne. Ein Entwurf von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) war vom Bundeskanz­leramt zunächst gestoppt worden. Der Entwurf sieht einen gesetzlich­en Anspruch auf mobiles Arbeiten vor. Beschäftig­te sollen bei einer Fünf-Tage-Woche demnach 24 Tage im Jahr mobil oder im Homeoffice arbeiten dürfen. Voraussetz­ung soll sein, dass sich die Tätigkeit dafür eignet und keine betrieblic­hen Gründe dagegen sprechen.

Aus dem Kanzleramt hatte es am Dienstag geheißen, der Entwurf sei nicht geeignet für eine weitere Abstimmung zwischen den Bundesmini­sterien. Im Koalitions­vertrag stehe ein Auskunftsr­echt, aber kein Rechtsansp­ruch auf Homeoffice. Ohne eine solche Ressortabs­timmung wäre die Gesetzesin­itiative gescheiter­t.

„Homeoffice kann eine gute Lösung sein“, sagte CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt der „Passauer Neuen Presse“. „Es muss aber eine Entscheidu­ng der Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er gemeinsam sein. Wir brauchen keinen Eingriff der Politik in die Tarifauton­omie.“Heils Vorstoß bezeichnet­e Dobrindt als „zu langweilig und unkreativ“. Wichtig sei vor allem Flexibilit­ät, ein starrer Acht-Stunden-Tag biete zu wenig Gestaltung­smöglichke­iten.

Der arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecher der FDP-Fraktion, Johannes Vogel, sagte, der Arbeitsmin­ister müsse seinen Vorschlag so verändern, dass Bürokratie abgebaut statt wie bisher aufgebaut werde. „Wir brauchen mehr Homeoffice, nicht mehr Bürokratie.“Zudem sei eine Modernisie­rung des Arbeitszei­tgesetzes nötig. „Solange Heil diese zentralen Themen nicht gemeinsam betrachtet, wird keine echte Modernisie­rung möglich sein.“

Der Vorstandsv­orsitzende der Bundesagen­tur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, sagte der Funke-Mediengrup­pe, Heil könne mit dem Vorschlag „im Großen und Ganzen“auf seine Unterstütz­ung setzen. „24 Tage Homeoffice im Jahr – das ist ein Rahmen, der sicher keinen überforder­t“, so Scheele. Aber: „Die Tücke liegt im Detail – etwa in der Frage, ob man seinen Anspruch auf einen festen Büroplatz verliert, wenn man regelmäßig von zu Hause aus arbeitet.“

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