Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hilfsgüter aus Region im Flieger nach Beirut
Weltgrößtes Transportflugzeug der Welt bringt voll gepackte Rettungswagen in den Libanon
BAD WALDSEE/REGION (sz) - Mit einer Antonov 124, dem weltgrößten Transportflugzeug der Welt, sind auf Initiative der „Orienthelfer“und der Johanniter aus der Region Hilfsgüter aus Bad Waldsee und vielen weiteren Städten und Gemeinden nach Beirut gebracht worden. Dort hatte sich bekanntlich im August eine große Explosionskatastrophe im Hafen ereignet, bei der mehr als 200 Menschen getötet und mindestens 6500 verletzt wurden. Am Freitag kam es erneut zu einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt. Dieses Mal ein Benzintank im dicht besiedelten Viertel Tariq al-Jdide. Vier Menschen wurden dabei getötet.
„Helfen wo Hilfe dringend notwendig ist, für die Johanniter eine Selbstverständlichkeit, vor allem, wenn die Not so groß und sichtbar ist wie nach der schweren Explosion in Beirut“, wird Robert Lohr von den Johannitern in einer Pressemitteilung der Hilfsorganisation zitiert. Gerade in der „Blaulicht-Familie“habe die Frage nach der schweren Explosion gelautet: „Wie können wir da helfen? Wie kommt die Hilfe dorthin?“
Eine konkrete Vorstellung der Hilfsmöglichkeit habe sich durch ein sehr persönliches Anschreiben an Lohr ergeben. In dem Schreiben habe Gerhard Ritter, Memmingen, die Not der schwer getroffenen Menschen in
Beirut geschildert und um Unterstützung gebeten. „Aktuell ist in Beirut dieses schlimme Unglück passiert. Im Umkreis von fünf Kilometern ist keine Scheibe mehr ganz, kein Rettungswagen, kein Feuerwehrfahrzeug mehr einsatzbereit.“Und weiter: „Die Detonation hat die in der Nähe liegende Rettungsstation zerstört, Kameraden wurden getötet und die Ausrüstung unbrauchbar gemacht.“
Gleichzeitig berichtete Ritter, dass der Verein „Orienthelfer“in Memmingen acht Ambulanzfahrzeuge erworben hatte, die noch weiter ausgestattet werden sollten. „Dadurch ergab sich für die Johanniter die Chance, aus eigenen Mitteln einen Beitrag für die Not leidenden Menschen in
Beirut zu leisten“, freute sich Lohr und mobilisierte ein Helferteam der Johanniter in Bad Waldsee, Bad Schussenried, Kißlegg und Ravensburg. Galt es doch die aus Memmingen zur Verfügung gestellten und gespendeten Rettungsfahrzeuge mit weiteren Hilfsmitteln zu bestücken.
Die gezielte Anfrage von Ritter an die Johanniter umfasste laut Pressemitteilung die ganze Palette an Hilfsgütern: „Könntest Du bitte Deine Freunde in Leutkirch, Ravensburg und wo auch immer fragen, ob es Medizinprodukte, Tragen, Tragstühle, Feldbetten, Decken, Rollstühle, Rollatoren und anderes gibt.“Eine Bitte, die der Bad Schussenrieder Ortsbeauftragte, Hans Klein, mit Hilfe des
Netzwerks Aktion „Ungarnhilfe“kurzfristig habe unterstützen können. Neben Hilfsmitteln aus dem Lager Bad Schussenried und über viele Spender aus der Region konnte laut Johanniter eine Vielzahl an Rollstühlen, Rollatoren vom Sanitätshaus PMZ in Bad Waldsee und Amtzell, Verband- und Pflegehilfsmittel von ambulanten Pflegediensten aus Bad Waldsee und Biberach, ein Pflegebett, Spritzen, Kanülen und weiterer medizinischer Bedarf beschafft werden, um damit die Rettungsfahrzeuge bis unters Dach aufzufüllen.
Letztendlich seien acht voll gepackte Rettungswagenwagen am Rande des Rollfeldes im Flughafen in München bereitgestellt worden, um mit einer Antonov 124, dem weltgrößten Transportflugzeug, nach Beirut gebracht zu werden. „Ein imposantes Bild, wie Robert Lohr diesen Eindruck beschreibt, als dort die gepackten Sanitätsfahrzeuge standen, auf denen neben dem Wort „Rettungswagen“zu lesen ist: „Orienthelfer“.
Die Ambulanzfahrzeuge, die mit der Antonov in Richtung Beirut abhoben, seien durch den EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, begleitet worden. „Die Europäische Union finanzierte den Transport im Rahmen ihrer ,Humanitären Luftbrücke’ in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt“, so die Johanniter.