Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein schwieriger Beginn
Ravensburg Towerstars starten unter widrigen Bedingungen in die Vorbereitungsspiele
RAVENSBURG/MEMMINGEN - Mal angenommen, es hätte bis vor einer Woche tatsächlich noch jemanden gegeben, der noch nicht mitbekommen hätte, dass da gerade weltweit eine Pandemie tobt; und mal angenommen, derjenige wäre Eishockeyprofi und würde für die Ravensburg Towerstars spielen – so hätte er es spätestens jetzt merken müssen. Was in den vergangenen Tagen so in der Eishockeyregion los war, lässt erahnen, dass angesichts des Coronavirus kein Szenario zu abwegig, keine Ausnahmesituation zu undenkbar und kein Abgrund zu tief scheint. Zu den widrigen Bedingungen passte der auch sportlich schwierige Beginn der Towerstars mit einem zähen 2:1-Sieg nach Verlängerung beim Oberligisten ECDC Memmingen, der von einer deftigen 1:7-Niederlage beim DEL2-Konkurrenten EHC Freiburg gefolgt wurde.
Als die Ravensburg Towerstars am 1. Oktober das Training für die kommende DEL2-Saison aufnahmen, sah der erste Teil ihres Vorbereitungsprogramms noch wie folgt aus: Freitag, 9. Oktober, Spiel in Memmingen vor Zuschauern; Sonntag, 11. Oktober, Spiel gegen Krefeld vor Zuschauern, Mittwoch, 14. Oktober, Spiel in Lindau vor Zuschauern. Davon übriggeblieben war am Abend des Donnerstags, 8. Oktober: Spiel in Memmingen ohne Zuschauer (weil in der Stadt die Zahl der Neuinfizierten zu hoch war), Spiel in Freiburg (und nicht in Ravensburg) gegen Freiburg (und nicht Krefeld), kein Spiel in Lindau (weil die Islanders nach einem etwas verunglückten Mannschaftsausflug in eine Bar komplett in Corona-Quarantäne sind). Immerhin steht (Stand: Sonntag) der ab dem kommenden Wochenende mit Zuschauern geplante Get-Ready-Cup noch, an dem die Towerstars, die Bietigheim Steelers, die Heilbronner Falken und der ESV Kaufbeuren teilnehmen sollen. Noch. Wer weiß schon, was die kommenden Tage bringen.
Die zurückliegenden Tage haben immerhin erste sportliche Erkenntnisse geliefert. Die „Meister-Klasse von 2019“, die nach der Rückkehr von Goalie Jonas Langmann sowie den Importspielern Robbie Czarnik, Mathieu Pompei und Olivier Hinse wieder weitestgehend vereint ist, braucht ganz offensichtlich noch ein paar Momente, um die alten Automatismen zu reaktivieren. In Memmingen jedenfalls war der nach Angaben des Vereins angeschlagene Pompei nicht dabei, Langmann spielte nur die zweiten 30 Minuten, weil Olafr Schmidt zunächst zwischen den Pfosten stand. Hinse ackerte wie gewohnt, wogegen Czarnik noch die ihn so sehr auszeichnende Leichtigkeit auf den Schlittschuhen vermissen lässt. Einen guten Eindruck hinterließen die jungen Spieler wie Tim Sezemsky, der gleich eine Torvorlage beisteuerte, und Justin Volek, der nach seiner Premierensaison schon deutlich erfahrener wirkt, als es von einem 18-Jährigen zu erwarten wäre. Auffällig war auch der 19 Jahre junge
Stürmer Alexander Dosch, der aus Regensburg nach Ravensburg gewechselt ist und in Memmingen prompt das 1:0 (40. Minute) besorgte.
Auch der 18-jährige Eric Bergen und der 20-jährige Sebastian Hon bekamen ein paar Einsatzminuten. Apropos Bergen und Sezemsky – sie waren zwei von gleich acht Verteidigern, die die Towerstars unter Vertrag haben und in Memmingen aufliefen. Hinten klemmte es denn gegen die Indians auch nur selten – von einer kurzen Memminger Drangphase kurz vor Schluss abgesehen –, vorne dafür müssen sich die von Trainer Rich Chernomaz bevorzugten Angriffspaare erst noch richtig formieren. Es bleibt zum Beispiel abzuwarten, ob er das Erfolgsduo Andreas Driendl/Pompei wieder zusammenführt, weil der kanadische Stürmer auch in Freiburg fehlte. Bis sich die Offensive gefunden hat, dürfen die
Towerstars froh sein, dass der letztjährige Topscorer schon wieder auf Betriebstemperatur ist. In der letzten Minute der Verlängerung zielte Offensivverteidiger Sören Sturm ganz genau und traf zum 2:1. Das passte gut ins Bild eines schwierigen Beginns in eine Eishockeysaison, die noch diverse weitere Schwierigkeiten bereithalten dürfte.
Dem knappen Sieg in Memmignen folgte am Sonntag eine ganz deftige Niederlage beim EHC Freiburg. Dieselbe Besetzung wie gegen die Indians ging im Breisgau mit 1:7 unter. Nach dem ersten Drittel lagen die Ravensburger bereits 0:2 zurück, nach einem desolaten zweiten Drittel stand es sogar 0:6. Dem siebten Freiburger Streich im Schlussabschnitt ließ James Bettauer wenigstens den 1:7-Ehrentreffer folgen. Trösten durfte dieser aber niemanden, auch Coach Rich Chernomaz nicht.
Landesliga, 8. Spieltag:
FV Ravensburg II – TSV Nusplingen 3:3 (3:1). – Tore: 1:0, 2:0 Jonathan Merk (8., 18.), 3:0 Robin Hettel (25.), 3:1 Tim Dreher (36.), 3:2 Lars Schmieder (82.), 3:3 Dreher (87.) – SR: Guth (Altheim) – Zuschauer: 70. FV II: Geiselhart – Schnell, Bedey (46. Spekking), Biewer, Fitz (80. Kibler) – Huber (90. Halitaj), Walter, Hartmann – Lauenroth, Hettel (69. Lashani), Merk.
FV Olympia Laupheim – TSV Eschach 5:0 (1:0). – Tore: 1:0 Pöschl (42.), 2:0 Ludwig (56.), 3:0, 5:0 Steinle (59., 69.), 4:0 Fischer (61.). – Schiedsrichter: Kurban (Rottenburg) – Zuschauer: 250 – TSV: S. Kleb – Sauter (61. Zwerger), D. Sprenger, Eitel, L. Böning – Elshani, Locher (56. S. Sprenger), Ruess (72. Frommherz) – Bröhm, Rummler, B. Böning (80. Klausmann).