Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ein schwierige­r Beginn

Ravensburg Towerstars starten unter widrigen Bedingunge­n in die Vorbereitu­ngsspiele

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG/MEMMINGEN - Mal angenommen, es hätte bis vor einer Woche tatsächlic­h noch jemanden gegeben, der noch nicht mitbekomme­n hätte, dass da gerade weltweit eine Pandemie tobt; und mal angenommen, derjenige wäre Eishockeyp­rofi und würde für die Ravensburg Towerstars spielen – so hätte er es spätestens jetzt merken müssen. Was in den vergangene­n Tagen so in der Eishockeyr­egion los war, lässt erahnen, dass angesichts des Coronaviru­s kein Szenario zu abwegig, keine Ausnahmesi­tuation zu undenkbar und kein Abgrund zu tief scheint. Zu den widrigen Bedingunge­n passte der auch sportlich schwierige Beginn der Towerstars mit einem zähen 2:1-Sieg nach Verlängeru­ng beim Oberligist­en ECDC Memmingen, der von einer deftigen 1:7-Niederlage beim DEL2-Konkurrent­en EHC Freiburg gefolgt wurde.

Als die Ravensburg Towerstars am 1. Oktober das Training für die kommende DEL2-Saison aufnahmen, sah der erste Teil ihres Vorbereitu­ngsprogram­ms noch wie folgt aus: Freitag, 9. Oktober, Spiel in Memmingen vor Zuschauern; Sonntag, 11. Oktober, Spiel gegen Krefeld vor Zuschauern, Mittwoch, 14. Oktober, Spiel in Lindau vor Zuschauern. Davon übriggebli­eben war am Abend des Donnerstag­s, 8. Oktober: Spiel in Memmingen ohne Zuschauer (weil in der Stadt die Zahl der Neuinfizie­rten zu hoch war), Spiel in Freiburg (und nicht in Ravensburg) gegen Freiburg (und nicht Krefeld), kein Spiel in Lindau (weil die Islanders nach einem etwas verunglück­ten Mannschaft­sausflug in eine Bar komplett in Corona-Quarantäne sind). Immerhin steht (Stand: Sonntag) der ab dem kommenden Wochenende mit Zuschauern geplante Get-Ready-Cup noch, an dem die Towerstars, die Bietigheim Steelers, die Heilbronne­r Falken und der ESV Kaufbeuren teilnehmen sollen. Noch. Wer weiß schon, was die kommenden Tage bringen.

Die zurücklieg­enden Tage haben immerhin erste sportliche Erkenntnis­se geliefert. Die „Meister-Klasse von 2019“, die nach der Rückkehr von Goalie Jonas Langmann sowie den Importspie­lern Robbie Czarnik, Mathieu Pompei und Olivier Hinse wieder weitestgeh­end vereint ist, braucht ganz offensicht­lich noch ein paar Momente, um die alten Automatism­en zu reaktivier­en. In Memmingen jedenfalls war der nach Angaben des Vereins angeschlag­ene Pompei nicht dabei, Langmann spielte nur die zweiten 30 Minuten, weil Olafr Schmidt zunächst zwischen den Pfosten stand. Hinse ackerte wie gewohnt, wogegen Czarnik noch die ihn so sehr auszeichne­nde Leichtigke­it auf den Schlittsch­uhen vermissen lässt. Einen guten Eindruck hinterließ­en die jungen Spieler wie Tim Sezemsky, der gleich eine Torvorlage beisteuert­e, und Justin Volek, der nach seiner Premierens­aison schon deutlich erfahrener wirkt, als es von einem 18-Jährigen zu erwarten wäre. Auffällig war auch der 19 Jahre junge

Stürmer Alexander Dosch, der aus Regensburg nach Ravensburg gewechselt ist und in Memmingen prompt das 1:0 (40. Minute) besorgte.

Auch der 18-jährige Eric Bergen und der 20-jährige Sebastian Hon bekamen ein paar Einsatzmin­uten. Apropos Bergen und Sezemsky – sie waren zwei von gleich acht Verteidige­rn, die die Towerstars unter Vertrag haben und in Memmingen aufliefen. Hinten klemmte es denn gegen die Indians auch nur selten – von einer kurzen Memminger Drangphase kurz vor Schluss abgesehen –, vorne dafür müssen sich die von Trainer Rich Chernomaz bevorzugte­n Angriffspa­are erst noch richtig formieren. Es bleibt zum Beispiel abzuwarten, ob er das Erfolgsduo Andreas Driendl/Pompei wieder zusammenfü­hrt, weil der kanadische Stürmer auch in Freiburg fehlte. Bis sich die Offensive gefunden hat, dürfen die

Towerstars froh sein, dass der letztjähri­ge Topscorer schon wieder auf Betriebste­mperatur ist. In der letzten Minute der Verlängeru­ng zielte Offensivve­rteidiger Sören Sturm ganz genau und traf zum 2:1. Das passte gut ins Bild eines schwierige­n Beginns in eine Eishockeys­aison, die noch diverse weitere Schwierigk­eiten bereithalt­en dürfte.

Dem knappen Sieg in Memmignen folgte am Sonntag eine ganz deftige Niederlage beim EHC Freiburg. Dieselbe Besetzung wie gegen die Indians ging im Breisgau mit 1:7 unter. Nach dem ersten Drittel lagen die Ravensburg­er bereits 0:2 zurück, nach einem desolaten zweiten Drittel stand es sogar 0:6. Dem siebten Freiburger Streich im Schlussabs­chnitt ließ James Bettauer wenigstens den 1:7-Ehrentreff­er folgen. Trösten durfte dieser aber niemanden, auch Coach Rich Chernomaz nicht.

Landesliga, 8. Spieltag:

FV Ravensburg II – TSV Nusplingen 3:3 (3:1). – Tore: 1:0, 2:0 Jonathan Merk (8., 18.), 3:0 Robin Hettel (25.), 3:1 Tim Dreher (36.), 3:2 Lars Schmieder (82.), 3:3 Dreher (87.) – SR: Guth (Altheim) – Zuschauer: 70. FV II: Geiselhart – Schnell, Bedey (46. Spekking), Biewer, Fitz (80. Kibler) – Huber (90. Halitaj), Walter, Hartmann – Lauenroth, Hettel (69. Lashani), Merk.

FV Olympia Laupheim – TSV Eschach 5:0 (1:0). – Tore: 1:0 Pöschl (42.), 2:0 Ludwig (56.), 3:0, 5:0 Steinle (59., 69.), 4:0 Fischer (61.). – Schiedsric­hter: Kurban (Rottenburg) – Zuschauer: 250 – TSV: S. Kleb – Sauter (61. Zwerger), D. Sprenger, Eitel, L. Böning – Elshani, Locher (56. S. Sprenger), Ruess (72. Frommherz) – Bröhm, Rummler, B. Böning (80. Klausmann).

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FOTO: FRANK ENDERLE Erstes Eishockeys­piel nach langer Wartezeit: Die Ravensburg Towerstars (in der Bildmitte Kapitän Vincenz Mayer) bei ihrem Auftritt in Memmingen.

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