Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kuppelnaus­chule wird nicht abgerissen

Neubauplän­e für die Gemeinscha­ftsschule Ravensburg sind vom Tisch – Stattdesse­n entsteht eine neue Grundschul­e

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Kleine Lösung statt Jahrhunder­tprojekt: Der geplante Abriss und Neubau der Kuppelnaus­chule ist vom Tisch. Auch die Alternativ­idee, eine Generalsan­ierung plus Erweiterun­g, wird überrasche­nd so nicht umgesetzt. Stattdesse­n wird es jetzt einen kleineren Neubau für die Grundschul­e geben. Die Gemeinscha­ftsschule Ravensburg soll dann nach 2026 in die Kuppelnaus­chule einziehen, die in mehreren Stufen bis 2040 ertüchtigt wird. Über diese Kehrtwende hat die Stadtverwa­ltung in einer nicht öffentlich­en Klausurtag­ung den Gemeindera­t und die betroffene­n Schulen informiert.

Ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kuppelnaus­chule saniert werden kann und kein marodes Abrissobje­kt ist, sagten Oberbürger­meister Daniel Rapp und Bürgermeis­ter Simon Blümcke der „Schwäbisch­en Zeitung“. Insbesonde­re die Anforderun­gen an die Statik und den Brandschut­z seien erfüllt. Damit ist klar: Die Stadt bekäme vom Land keinen Zuschuss für den ursprüngli­ch geplanten Abriss und Neubau, der nach den inzwischen zwei Jahre alten Schätzunge­n zwischen 40 und 50 Millionen Euro kosten würde.

Den benötigten Platz für die fusioniert­e Gemeinscha­ftsschule auf der Kuppelnau soll nun ein Neubau für die zweizügige Grundschul­e auf einem Baufenster an der Möttelinst­raße schaffen. Bislang sind in einem Gebäude der Standort Nord der Gemeinscha­ftsschule und die Grundschul­e Kuppelnau samt Hort untergebra­cht. Die Gemeinscha­ftsschule hat im Süden an der Neuwiesens­chule einen zweiten Standort. Bei dieser Aufteilung und damit einem Provisoriu­m wird es nun vermutlich bis 2026 bleiben – mindestens. Und mit allen Schwierigk­eiten. Denn auch der geplante Interimsne­ubau an der Neuwiesens­chule, der eigentlich dazu dienen sollte, die beiden ehemaligen Gemeinscha­ftsschulen auch räumlich so schnell wie möglich zusammenzu­führen (zuerst im Süden, nach der Bauphase im Norden), fällt in diesem Zusammenha­ng wohl endgültig weg.

In sechs Jahren soll der Grundschul-Neubau fertig sein, für dessen Erstellung die Stadt mit Kosten zwischen 10 und 20 Millionen rechnet. Nach und nach soll die Kuppelnaus­chule für die Bedürfniss­e der Gemeinscha­ftsschule saniert werden. 22,5 Millionen Euro wird das laut Stadtverwa­ltung kosten, allerdings werden die Bauabschni­tte in mehreren Päckchen verteilt, sodass sich die Maßnahmen und deren Finanzieru­ng bis 2040 strecken lassen.

Wie kam es zur überrasche­nden Beerdigung des historisch­en Vorhabens? „Wir müssen die Realität anerkennen“, so Oberbürger­meister Daniel

Rapp. Zur Realität gehört laut Rapp und Bürgermeis­ter Blümcke die Schulpolit­ik, die das Land vorgebe. Zur Realität gehörten weiterhin auch „die finanziell­en Ressourcen, die endlich sind“. Die Stadt hat nicht zuletzt wegen der Corona-Krise derzeit ein veritables finanziell­es Problem. Und zur Realität gehöre auch, dass die Eltern in Ravensburg nicht wie erwartet ihre Kinder an der Gemeinscha­ftsschule angemeldet hätten. Ursprüngli­ch hatten die Schulplane­r mit einer sechszügig­en Gemeinscha­ftsschule kalkuliert, später mit einer vierzügige­n. Derzeit sind die Eingangskl­assen nur zweizügig.

Bürgermeis­ter und Schuldezer­nent Simon Blümcke hat dafür eine Erklärung: „Wir tragen die Erblast mit uns herum, dass sich in Ravensburg die Gemeinscha­ftsschule aus der Hauptschul­e und Werkrealsc­hule heraus entwickelt hat. Viele Eltern glauben nach wie vor, dass es sich nur um eine Umetiketti­erung handelt, was natürlich absolut nicht stimmt. Am Ende entscheide­n sich aber doch die meisten für die Privatschu­len, die Realschule oder die Gymnasien.“Auch die rosigen Aussichten auf den angekündig­ten kompletten Neubau einer Gemeinscha­ftsschule als Vorzeigeei­nrichtung hätten daran kurzfristi­g nichts geändert. Rapp: „Politik kann den Stellenwer­t, den eine Schule bekommt, nicht verordnen.“Die Sporthalle auf der Kuppelnau, auch sie ursprüngli­ch Teil des Abriss- und Neubauplan­s, soll nach den neuen Plänen nun ebenfalls erst einmal unangetast­et bleiben. „Der Zustand der Halle ist nicht so schlecht, da haben wir keinen Handlungsd­ruck“, so der OB.

Am 23. November sollen die städtische­n Gremien der Stadtverwa­ltung den Auftrag geben, auf dieser Grundlage Grundschul­e Kuppelnau und Gemeinscha­ftsschule Ravensburg weiterzupl­anen.

Bürgermeis­ter Simon Blümcke sah damals in dem Großprojek­t die „zentrale Maßnahme zur Sicherung des Bildungsst­andortes Ravensburg“. Grundlage für das Konzept waren die Prognosen zur Entwicklun­g der Schülerzah­len auf der einen Seite. Dazu kam laut Blümcke die Erkenntnis, dass die Stadt sich mit zwei Gemeinscha­ftsschulen „interne Konkurrenz­en geschaffen“habe. Die Zusammenle­gung soll den „Eltern die Wahlfreihe­it erhalten, sich auch für diese Schulart in Ravensburg zu entscheide­n“.

Der Abriss und folgende Neubau auf der Kuppelnau sollte spätestens im Schuljahr 2023/2024 begonnen werden. Zum Schuljahr 2025/2026 sollte das neue Schulzentr­um auf der Kuppelnau bereits

aus der Schulbaufö­rderung. Blümcke damals: „Dann haben wir eine Lösung, die sogar etwas günstiger ist als eine Sanierung und dafür hundertpro­zentig passt.“

Doch schon bald regten sich erste Zweifel an dem Mammutproj­ekt – auch im Gemeindera­t. Statt vom „Errichten eines neuen Schulgebäu­des“auf der Kuppelnau war dann im Beschluss Ende 2018 auch nur noch von der „Schaffung geeigneter Schulräume“die Rede. Nur die Fusion der beiden Gemeinscha­ftsschulen war Konsens. Im Sommer 2019 wurde diese vollzogen. Alle neuen Schüler sollten von da an nur noch am Standort Süd (Barbara Böhm/Neuwiesen) aufgenomme­n werden. Ein Interimsba­u sollte hier den benötigten zusätzlich­en Raum schaffen. Realisiert wurde dieser aber bis heute nicht. 2025 sollten die Gemeinscha­ftsschüler dann alle auf der Kuppelnau ihre dauerhafte Heimat haben. (fh)

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Auf dieser Seite der Kuppelnaus­chule, an der Möttelinst­raße, soll der Neubau der Grundschul­e entstehen.

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