Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Vater kritisiert Busfahrt zum Schwimmunt­erricht

Bad Saulgauer ist besorgt, weil Kinder zu dritt in einer Reihe sitzen – Kapazität wird jedoch nicht überschrit­ten

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Grundschül­er der Berta-Hummel-Schule Bad Saulgau werden mit dem Schulbus zum Schwimmunt­erricht ans Hallenbad gefahren. Teilweise zu dritt sitzen sie in einer Reihe mit zwei Plätzen, worüber der Vater einer Zweitkläss­lerin nur den Kopf schütteln kann. Stadt und Schulleitu­ng verteidige­n die Schwimmfah­rt.

Als die Tochter kürzlich ihrem Vater davon erzählte, dass sie auf dem Weg von der Schule zum Hallenbad in einer Reihe mit zwei Mitschüler­n saß, fiel er aus allen Wolken. „Das finde ich in Zeiten von Corona unverantwo­rtlich, auch wenn die Kinder während der Fahrt eine Maske tragen“, sagt der Vater, der sich sofort bei der Stadt und der Schule danach erkundigte, ob seine Tochter ihm alles richtig wiedergab. Sie lag richtig.

Denn freitags um 9.15 Uhr befördert ein Bus der Firma Reisch aus Mengen knapp 70 Schüler und drei Lehrer aus zwei zweiten Klassen und einer vierten Klasse Richtung Schützenst­raße, wo die Kinder aussteigen und in einer Doppelstun­de am Schwimmunt­erricht im Hallenbad oder im Sportunter­richt in der Halle teilnehmen. „Der Bus dürfte so überfüllt nicht losfahren. Das geht gar nicht“, sagt der Vater.

Darf er rechtlich sehr wohl. „Für Schulbusse ist diese Personenza­hl zulässig“, sagt Bad Saulgaus Pressespre­cher Thomas Schäfers. Auch das Stehen im Bus auf diesem kurzen Weg sei grundsätzl­ich erlaubt. Der Bus am Freitagmor­gen habe, so Schäfers, eine Sitzplatzk­apazität von 100 und eine Stehplatzk­apazität von 40 Prozent. „Die Kapazitäts­größe wird nicht überschrit­ten“, ergänzt Schäfers – zumal immer wieder Schüler krank fehlen würden, wodurch der Bus leerer sei. Schulleite­rin Susanne Fröhlich fuhr selbst in einem Bus mit und beobachtet­e, „dass die Kinder lieber freiwillig zu dritt in einer Reihe sitzen als zu stehen“. Das sei auch sicherer. Fröhlich ärgert sich viel mehr darüber, dass einige Eltern ihren Kindern keine Maske mit in die Schule geben würden. „Es gibt zwar keine Maskenpfli­cht an Grundschul­en, aber wir empfehlen es natürlich, sonst können wir die Schüler nicht im Bus mitfahren lassen.“

Jeden Donnerstag­morgen steigen nicht drei, sondern sogar vier Schulklass­en an der Haltestell­e vor der Berta-Hummel-Schule ein – allerdings in zwei Busse anstatt in einen. „Da liegen wir bei über 100 Schülern. Deshalb werden ganz klar zwei Busse eingesetzt“, sagt Susanne Fröhlich. Solch eine Lösung könnte sich der besorgte Vater auch für die Beförderun­g der Schüler am Freitagmor­gen vorstellen.

Eine Option sei seiner Ansicht auch, dass der eine Bus am Freitag zweimal fährt und die Schüler dadurch zeitverset­zt zum Unterricht kommen würden – was er angesichts der Doppelstun­de für erträglich hält – was Susanne Fröhlich anders sieht. „Da würden wir mit Ein- und Aussteigen zu viel Zeit verlieren“, sagt sie. Der Vorschlag des Vaters, auch freitags zwei Busse einzusetze­n, stößt bei ihr auf Ablehnung – vor allem aus wirtschaft­lichen Gründen. „Die Kosten für einen zweiten Bus bleiben letztendli­ch an der Schule hängen“. Es mache keinen Sinn, einen halbleeren Bus zu bezahlen, so Fröhlich. Das Geld könne für andere Dinge benötigt werden. Sie weiß, dass Eltern immer wieder über die Schwimmfah­rt mit vollem Bus diskutiere­n würde, hofft aber, „dass sie Verständni­s haben“, so Fröhlich.

Für den Vater der Zweitkläss­lerin handeln Stadt und Schule trotz der zulässigen Beförderun­g fahrlässig. „Die Kinder sitzen im Bus so eng beieinande­r, dass sie trotz Maske den Atem spüren. Die Gesundheit muss eindeutig Vorrang haben.“Und deshalb würde er als Lehrer schon gar nicht die Verantwort­ung übernehmen, mit den Schülern in den Bus einzusteig­en. „Dann lieber mit den Kindern eine Runde um den Weiher drehen.“

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FOTO: DIRK THANNHEIME­R Der Schulbus in Bad Saulgau holt die Grundschül­er ab und fährt sie zum Schwimmunt­erricht. Ein Vater moniert, dass der Bus überfüllt sei.

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