Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aktueller Stand zum Rasthof: „Wir arbeiten am Projekt“
Investor widerspricht Gerüchten, wonach das Großprojekt aufgegeben worden wäre
BAD WALDSEE - Um den geplanten Rasthof in Bad Waldsee ist es ruhig geworden. So mancher Waldseer vermutete bereits, dass das Vorhaben still und leise aufgegeben wurde. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei Elmar Lutzenberger, geschäftsführender Gesellschafter der Firma „Lupe - Lutzenberger Projektentwicklung“, nachgehakt und den aktuellen Stand des in der Kurstadt so umstrittenen Projekts erfragt.
Entgegen Gerüchten und Spekulationen, die dieser Tage in der Stadt wieder vermehrt zu vernehmen waren, ist der Bau des Rasthofes an der B 30 nahe des Erwin-Hymer-Museums nicht eingestellt. „Wir arbeiten am Projekt, das heißt an den fachgutachterlichen beziehungsweise fachplanerischen Beiträgen zum Bauleitplanverfahren“, erklärt Lutzenberger, der von 1996 bis 2000 in Bad Waldsee an der International School of General Management (ISGM) studierte und das Großprojekt an der Bundesstraße verwirklichen möchte.
Im Rahmen des Bauleitplanverfahrens werden eine naturschutzrechtliche Überprüfung, verkehrliche Themen und eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgenommen. Wie Lutzenberger berichtet, ist die „naturschutzrechtiche Prüfung abgeschlossen und ok“. Auch die Überprüfungen zur Umweltverträglichkeit und zum Verkehr seien beendet worden. „An den restlichen Aufgabenstellungen arbeiten wir“, so der Geschäftsführer. Das sich die Planungen verzögert haben, hängt auch mit der Corona-Krise zusammen. Wie Lutzenberger ausführt, seien viele Verantwortliche im Homeoffice und die Bearbeitungszeiten hätten sich entsprechend verlängert.
Indes wird an der B 30 in Enzisreute schon eifrig gebaut. Die einstige Tankstelle wurde abgerissen, die Bagger dominieren derzeit die Szenerie. Gleichwohl soll dort eine neue, moderne Tankstelle entstehen – und zwar für 2,3 Millionen Euro. Ähnlich dem Rasthof-Konzept soll dort ein Tankstellen-Shop mit Bistro sowie neue Sanitäranlagen und sogar sechs Rastplätze für Lastwagenfahrer entstehen. Inwiefern diese neue Konkurrenzsituation die RasthofPläne beeinflusst? Gar nicht, wie von Lutzenberger zu erfahren ist. „Wir sind keine Filialisten, sondern ein inhabergeführtes mittelständiges Unternehmen, dessen Investitionsentscheidung
für den Standort nicht nur vom Wettbewerb abhängig ist“, begründet Lutzenberger, der die Investition am Standort in Bad Waldsee weiterhin als richtig einschätzt. „Das sich beim wettbewerblichen Umfeld mal etwas ändert, ist ein ganz normaler Vorgang – das erleben wir nicht nur in Bad Waldsee. An der Stelle entlang der B 30 war das, ich möchte nicht sagen vorhersehbar, aber es war in Aussicht gestellt“, meint Lutzenberger und ergänzt: „Das werden wir sicherlich bemerken, aber es ändert nichts an der Investitionsentscheidung.“
Zuletzt war das umstrittene Großprojekt vor einem Jahr in den Schlagzeilen. In der Oktober-Sitzung des Gemeinderats wurde das Bürgerbegehren
mit knapper Mehrheit abgelehnt. Lutzenberger war damals selbst im Haus am Stadtsee und hat die Entscheidung live mitverfolgt. Wie er die ganze Debatte erlebt? „Ich war vor Ort und habe derartiges schon mal erlebt. Ich hoffe und denke, dass sich die Emotionalität sukzessive in Objektivität wandeln wird. Die Erfahrung aus den anderen Projekten hat gezeigt, dass sich die Emotionen bis zur Realisierung reduzieren und die Akzeptanz über kurz oder lang – meistens kurz – steigt und die Leute es nicht verteufeln. Ich bin und bleibe zuversichtlich gestimmt.“
Viele Schüler wünschen sich einen McDonald’s, das wurde zuletzt bei einem Jugendhearing in der Mensa
auf dem Döchtbühl wieder deutlich. Dieser Wunsch könnte mit dem geplanten Rasthof in Erfüllung gehen. Ob es aber tatsächlich ein McDonald’s oder doch ein Burger King wird, das steht noch nicht fest. Die Investoren führen hierzu weiter Gespräche – und „diese dauern an“, so Lutzenberger. Auch ein regionaler Bäcker beziehungsweise ein Individualkonzept für den Rasthof-Standort in Bad Waldsee sind von Beginn an zumindest angedacht gewesen und weiter möglich. „Auch hier führen wir Gespräche und werden die Ergebnisse entsprechend bewerten“, sagt der Investor.
Um den Rasthof haben sich zuletzt einige Gerüchte verbreitet. Nicht nur die komplette Stilllegung des Projekts auch andere Thesen kursierten in der Stadt umher. Eine davon: Gerüchten zufolge sei von den Investoren gefordert worden, dass die Zufahrt von der Stadt bezahlt werden soll. Mit einem klaren Nein nimmt Lutzenberger derartigen Spekulationen allen Wind aus den Segeln. Und so konzentrieren sich die Verantwortlichen weiter auf das Bauleitplanverfahren und „hoffen, trotz Corona weiter Fahrt aufnehmen zu können“. Bis wann diese Arbeiten abgeschlossen werden können, sei nicht zuverlässig vorhersehbar, weil mehrere Behörden involviert sind. „Aber wir sind weiterhin zuversichtlich und genau so engagiert wie am Anfang und lassen uns nicht aus der Bahn werfen.“