Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kammerorchester verzaubert Zuhörer
Beim Benefizkonzert der Bürgerstiftung brilliert die Solo-Flötistin Gaby Pas van Riet
AULENDORF - Das Stuttgarter Kammerorchester Arcata genießt in Aulendorf einen hervorragenden Ruf. Auf Einladung der Bürgerstiftung Aulendorf haben die knapp 20 Ensemblemitglieder unter ihrem Dirigenten Patrick Strub am frühen Sonntagabend ihr zehntes Konzert in der Schlosskirche gegeben und sind ob ihrer Virtuosität vom Publikum umjubelt worden.
Ermöglicht wurde das Konzert durch Mittel der Helga-Drews-Stiftung, deren Erträge ausschließlich in die Unterstützung junger Musiker fließen. Zum zehnjährigen Bestehen kam Helga Drews persönlich nach Aulendorf und bedankte sich beim Publikum für die stets herzliche Aufnahme des Orchesters. Die Begrüßung der Besucher und Musizierenden hatte der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung, Klaus Thaler, inne, der sich freute, in kulturarmen Coronazeiten ein hochkarätiges Konzert anbieten zu können.
Leider waren kraft entsprechender Vorgaben nur 90 Besucher zugelassen. Doch wer sich eine Karte gesichert hatte, konnte exquisite Hörerlebnisse genießen. Die fröhlichen Mienen und die mitreißende Musizierlust der Ensemblemitglieder wiederum spiegelten die Erleichterung darüber, endlich wieder auftreten zu dürfen. Für den Programmauftakt hatte Patrick Strub das Stück „Orient und Occident“von Arvid Pärt gewählt, in dem abendländische und östliche Musik aufeinander treffen. Die Kontraste und Widersprüche zwischen den Kulturen beschreibt der estnische Komponist durch lange schwingende Passagen, unterbrochen von heftigen, aggressiv anmutenden Bogenstrichen, die zwischen tiefen und hohen Streichinstrumenten springen.
Auf abrupte, teils anhaltende Pausen folgen heftig vorwärtsdrängende Takte. In feierlich dahinschreitende Momente preschen Dissonanzen, die am Schluss des Stücks in homogenes Musizieren münden und im Kirchenschiff verfliegen. Ein starkes, beeindruckend gespieltes Stück. Als Solistin in Carl Philipp Emanuel Bachs Konzert für Streichorchester und Cembalo d-moll brillierte die renommierte belgische Flötistin Gaby Pas van Riet. Sie begeisterte die Zuhörer nicht nur mit virtuoser Technik. Ihr
Spiel bestach durch transparente Klänge, eine Palette an Farbnuancen und eine Leichtigkeit, die selbst bei rasanten Läufen, Trillern und exzessiven Solopassagen keinerlei Anstrengung spüren ließ. Das durch Patrick Strub hervorragend geführte Orchester war Gaby Pas van Riet ein aufmerksamer Partner. Mal traten Streichinstrumente, Cembalo und Flöte in einen Dialog, mal nahmen sich die Musiker zurück und woben der Solistin einen dezenten Klangteppich oder bäumten sie sich auf zu einem furiosen Statement ihres Könnens. Als Dankeschön für den mit Bravorufen durchsetzten Beifall gab es Johann Sebastians Schlusssatz aus der h-Moll-Suite, der auch als „Badinerie“bekannt ist. Der dritte Teil des Konzerts war dem österreichischen Komponisten Robert Fuchs gewidmet und verzauberte das Publikum mit dessen Serenade für Streichorchester Nr. 2 C-Dur. Hier wechselten temperamentvolle und lyrische Momente, interpretiert von einem furios aufspielenden Orchester. Da flogen Töne munter zwischen den Instrumenten
hin und her und beflügelten die Fantasie der Zuhörer. So wähnte man sich auf einem Tanzfest, erinnerte sich an wogende Kornfelder oder hörte das Hufeklappern eines Droschkenpferds.
Angesichts des coronabedingten Zeitfensters hatten die Musiker keine Zugabe geplant. Doch das ausdauernde Klatschen der Zuhörer zeitigte tatsächlich ein Zuckerl, nämlich die Wiederholung des 3. Satzes der eben verklungenen Fuchs-Serenade. Am Ende des Konzerts galt Klaus Thalers großes Dankeschön nicht nur allen Interpreten, sondern ebenso den vielen Helfern im Hintergrund. Allen voran Anne Reuile, die seit Jahren viel Elan und Herzblut in das Projekt „Arcata Konzerte“investiert.