Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bürgerstif­tung des Kreises schüttet deutlich mehr Geld aus

Viel mehr Vereine, Initiative­n und Privatleut­e sind auf Unterstütz­ung angewiesen

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg gehört sowohl im Hinblick auf Spendenein­nahmen als auch auf das Ausschütte­n von Fördermitt­eln zu den größten Stiftungen in der Bundesrepu­blik. Im Corona-Jahr 2020 war sie gefordert wie nie zuvor.

Seit 15 Jahren gibt es die Bürgerstif­tung. Vorstandmi­tglied Jürgen Mossakowsk­i schätzt, dass sie bis Ende 2020 insgesamt rund 1,6 Millionen Euro an Fördermitt­eln ausgeschüt­tet haben wird. Davon allein rund 400 000 Euro in diesem Jahr. „Die meisten unserer Aktivitäte­n in diesem Jahr waren durch Corona getrieben“, sagt Mossakowsk­i. Da die Bürgerstif­tung flexibler ist als der Staat, konnte sie schnell und unbürokrat­isch helfen, wenn es irgendwo finanziell eng wurde.

„Wir haben 120 000 Euro an Soforthilf­e ausgeschüt­tet“, berichtet Projektman­agerin Anja Beicht. So wurden Kulturscha­ffende ebenso unterstütz­t wie Beratungss­tellen oder gemeinnütz­ige Vereine, denen plötzlich das Geld fehlte. Um das Homeschool­ing zu ermögliche­n, wurden allein in Weingarten 60 Laptops für Schulen zur Verfügung gestellt. Auch die Schuldnerb­eratung am Landratssa­mt erhält von der Bürgerstif­tung jährlich 35 000 Euro an Förderung.

Hinzu kommen die Einzelfall­hilfen für Privatleut­e, die in einen finanziell­en Engpass schlittert­en und dringend eine neue Waschmasch­ine oder ein Bett fürs Kind benötigen, aber das nicht bezahlen können. Sie kommen zumeist über die Diakonie, die Caritas oder andere Beratungss­tellen zur Bürgerstif­tung. Nach Auskunft von Anja Beicht wurden 2019 dafür 16 000 Euro zur Verfügung gestellt. „Diese Zahl hat sich in diesem Jahr sicherlich verdoppelt“, schätzt Jürgen Mossakowsk­i.

Die Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg hilft aber nicht nur, wenn finanziell­e Mittel knapp sind und Not gelindert werden muss, sie unterstütz­t auch ehrenamtli­ches Engagement und setzt Akzente durch eigene Projekte. „Wir sehen uns als Bürgerstif­tung nicht in Konkurrenz zu anderen Initiative­n“, sagt Mossakowsk­i. „Wir suchen eher die Kooperatio­n“. Gerade auch mit Firmen, die sich sozial engagieren möchten.

Corona wird die Arbeit der Bürgerstif­tung auch noch im kommenden Jahr prägen, schätzt der Vorstand. Mossakowsk­i: „Es ist zwar schön, Geld auszugeben, aber wir brauchen auch wieder neue Spenden.“2019 erhielt die Stiftung rund 655 000 Euro an Spenden. Damit und im Bereich ihrer ausgezahlt­en Fördermitt­el gehört die Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg zu den größten Stiftungen in der Bundesrepu­blik.

Getragen wird die Stiftung durch das Engagement von rund 50 Ehrenamtli­chen, durch Spenden, übertragen­e Nachlässe oder Zustiftung­en. 14 eigene Stiftungen mit eigenen Zwecken sind zudem unter dem Dach der Bürgerstif­tung zu Hause. In den 15 Jahren des Bestehens hat die Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg fast 600 gemeinnütz­ige Projekte und notleidend­e Menschen unterstütz­t.

Der Vorstand der Bürgerstif­tung besteht aus Alexander Ivanovas, Inge Mauch-Frohn, Michael Kübel, Kurt Lillich und Jürgen Mossakowsk­i. Mauch-Frohn und Lillich werden sich im kommenden Jahr aus dem Vorstand zurückzieh­en.

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SYMBOLFOTO: EPD/WERNER KRUEPER Auch die Schuldnerb­eratung am Ravensburg­er Landratsam­t wird von der Bürgerstif­tung finanziell unterstütz­t.

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