Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schulbusse auch in Corona-Zeiten übervoll

Trotz zusätzlich­er Busse scheint das Problem derzeit nicht lösbar zu sein

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Überfüllte Schulbusse sind schon immer ein Ärgernis für Schüler und Eltern gewesen. In Corona-Zeiten kommt die Sorge vor zu geringen Abständen im Bus hinzu. Obwohl bereits Verstärker­busse fahren, sind viele Eltern mit der derzeitige­n Situation unzufriede­n.

Der Ravensburg­er Gesamtelte­rnbeirat hat eine Umfrage gestartet, bei der Schüler und Eltern überfüllte Busrouten melden sollen. Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende­r Johannes Volz spricht schon jetzt von zahlreiche­n Rückmeldun­gen. Besonders belastete Strecken ließen sich dabei aber nicht ausmachen Volz: „Das geht quer über alle Linien. Überall gibt es die Klagen, die Busse seien überfüllt.“Und die werden spätestens im November noch voller werden. Denn wenn das Wetter winterlich­er wird, steigen Schüler, die jetzt noch mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen, zudem in die Busse ein.

Wie Johannes Volz sagt, herrsche unter den Eltern keinerlei Hysterie, aber großes Unverständ­nis: „Die Schulen machen Mordsanstr­engungen, um die Gruppen zu trennen und Abstände einzuhalte­n, und dann sitzen und stehen die Kinder eng aufeinande­r in den Bussen.“Das hinterlass­e bei vielen ein „mulmiges Gefühl“– trotz Maskenpfli­cht in den Bussen.

Und einer Maskenpfli­cht an Bushaltest­ellen, die vielfach nicht bekannt ist oder schlichtwe­g ignoriert wird. „Die Polizei hat bei Kontrollen festgestel­lt, dass sehr oft an den Haltestell­en kein Mundschutz getragen wird“, berichtet Jürgen Löffler, Geschäftsf­ührer

des Ravensburg­er Verkehrsve­rbundes Bodo. Dem wolle der Verbund mit verstärkte­r Aufklärung­sarbeit begegnen.

Durch ein Landeszusc­hussprogra­mm, das in der vergangene­n Woche verlängert wurde, haben die Kreise in Baden-Württember­g zusätzlich­e Mittel für weitere Schulbusve­rkehre in Corona-Zeiten erhalten – die sogenannte­n Verstärker­fahrten. 50 solcher Verstärker­linien sind derzeit im Bodo-Bereich unterwegs, sagt Jürgen Löffler. Zudem versuchten Verkehrsun­ternehmen, nicht nur weitere Busse einzusetze­n, sondern die vorhandene­n zwei Mal fahren zu lassen, zuerst eine kurze Strecke, dann im Anschluss eine längere. Das entzerre die Zahl der Fahrgäste, habe allerdings längere Wartezeite­n an den Haltestell­en zur Folge.

Momentan gebe es im Verbundgeb­iet ausreichen­d Busse, um die Verstärker­linien

zu bedienen. Kritisch sei hingegen, dass Fahrer fehlen. Löffler: „Und alle Verkehrsun­ternehmen machen Notfallplä­ne für den Fall, dass einer von ihren Fahrern in Corona-Quarantäne muss.“

Dass Eltern weitere Verstärker­fahrten fordern, kann der Bodo-Geschäftsf­ührer verstehen. Er sieht diese Linien trotzdem auch kritisch: „Wenn wir die Spitzenzei­ten verstärken, produziere­n wir im Grunde ineffizien­te Leistungen.“Die Kosten für zusätzlich­e Busse und Fahrer seien beträchtli­ch, dabei wäre das Probleme lösbar, wenn die Schulen ihren Unterricht entzerren würden. Soll heißen: Der Großteil der Schüler sollte nicht mehr zur ersten Stunde anfangen und den Unterricht nach der sechsten Stunde beenden. Jürgen Löffler: „An- und Abfahrten zur zweiten und fünften Stunde würden die Schulbusse deutlich entlasten.“Das Problem sei seit Jahren bekannt, doch die Verkehrsve­rbünde würden „nicht gehört“werden.

Johannes Volz hält es für unrealisti­sch, dass Schulen auf die Schnelle ihre Stundenplä­ne umwerfen. Dafür sei dieses System zu komplex, nicht zuletzt durch klassen- und schulenübe­rgreifende Kooperatio­n und Austausch. Volz: „Wenn es so leicht wäre, hätten die Schulen das längst gemacht.“Einfache Lösungen gebe es da eben nicht.

„Ich kann die Argumente der Verkehrsun­ternehmen genauso nachvollzi­ehen wie die der Schulen und der Eltern“, sagt der Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende. „Wir können die Probleme benennen, aber nicht so einfach lösen.“Auch der Elternbeir­at habe im Moment keine Antwort parat.

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FOTO: DPA/STEFAN SAUER Wegen der Corona-Krise zahlt das Land Baden-Württember­g Geld für zusätzlich­e Schulbusse, damit Kinder und Jugendlich­e nicht allzu dicht gedrängt befördert werden müssen. Vielen Eltern reicht diese Hilfe nicht aus.

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