Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Elvis vom Bodensee“will weiter singen
Sänger Ralph Rauscher wurde der Auftritt in einer Gemeinde verweigert – Er hat darum eine Petition gestartet
BODENSEEKREIS - „Petition zur Rettung von Elvis an den Uferpromenaden am Bodensee“ist auf einem Zettel auf einem Notenständer zu sehen. Dieser steht an einem Freitagnachmittag in Bodman vor Ralph Rauscher, der seit 2006 als Elvis in der Bodenseeregion auftritt. Doch seit ein paar Wochen wird es für ihn schwieriger an den Uferpromenaden zu singen: Die Gemeinde Bodman hat ihm Auftritte während der Corona-Zeit untersagt. Gerade jetzt in der Krise bräuchten die Menschen in der Region aber Musik, sagt Rauscher – und hat eine Petition gestartet.
Ralph Rauscher singt „In the Ghetto“von Elvis Presley, spielt dazu Gitarre. Gekleidet ist er in einen weißen Anzug mit Pailletten und Schlaghose. Seit Jahren tritt er auf privaten Feiern und als Straßenmusiker als „Elvis“auf. An diesem Nachmittag spielt er in Bodman auf dem privaten Gelände eines Kioskbesitzers. Doch meistens ist er in den Fußgängerzonen rund um den See anzutreffen.
In einer Mail aus dem Hauptamt der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, heißt es: „Solche Auftritte sind Sondernutzungen. In früheren Jahren hatten wir damit normalerweise keine Probleme. Sinn ihrer Auftritte ist aber, dass Leute stehen bleiben und Ihnen zuhören (...). Bei solchen Ansammlungen ist die Einhaltung der Corona-Vorschriften nicht oder zumindest nur mit zusätzlichen Aufwand zu gewährleisten, daher gewährleisten wir solche Sondernutzungen zurzeit nicht ohne weiteres.“Sollte Rauscher trotzdem weiterhin in Bodman auftreten, würden seine Auftritte gegebenenfalls von der Polizei unterbunden werden. Jedem Künstler, der angefragt habe, sei ein Auftritt in den Uferanlagen untersagt worden.
Dass seine Auftritte für Aufsehen sorgen, sei richtig, so Rauscher: „Aber die Gruppen, die stehenbleiben, sind sowieso schon gemeinsam unterwegs. Die Menschen brauchen Musik, gerade jetzt.“Seiner Meinung nach sei Corona ein Vorwand, die Auftritte zu unterbinden. Er vermutet, dass eine Straßenmusikerin, die nicht auftreten durfte, ihn angeschwärzt habe. „Ich hätte nicht gedacht, dass es unter Musikerkolleginnen und -kollegen solchen Neid geben kann.“Die Gemeinde mache es sich leicht, da sie ihn nicht wirklich kenne, so Rauscher.
Bürgermeister Matthias Weckbach schreibt auf Anfrage der SZ, dass der Gemeindeverwaltung in diesem Fall kein Antrag auf eine Sondernutzung vorlag. Solcher sei bei Auftritten auf öffentlichen Plätzen jedoch erforderlich, da es sich um eine Nutzung des Parks über den Gemeingebrauch hinaus handle. Er selbst habe erst später von der Angelegenheit erfahren, schreibt er. Nach seinem Dafürhalten können die Corona-Regelungen bei solchen Auftritten eingehalten werden. Dennoch müsse die Sondernutzung beantragt und genehmigt werden. So lange er auf öffentlichen Plätzen nicht spielen darf, weicht Ralph Rauscher auf private Grundstücke von Freunden und Bekannten aus. Trotzdem würde gerne in die Uferanlagen zurückkehren. „Es geht mir nicht um Geld, sondern darum die
Menschen mit meiner Musik zu berühren. Ich bin eine lebende Legende am Bodensee und ich bettele nicht“, so Rauscher. Für Künstler sei die Situation derzeit sehr schwierig. „Wir brauchen das Publikum. Ich habe gerade keine Konzerte und wenn ich jetzt auch nicht mehr draußen spielen kann: Was bleibt mir dann noch für den Lebensunterhalt meiner Familie?“
Bisher habe er außer in Bodman und ein Mal in Konstanz nie erlebt, dass er Probleme mit einer Gemeinde hatte. Deshalb hat er die Petition gestartet und bislang rund 300 Unterschriften gesammelt. Mitte Oktober will er sie der Gemeindeverwaltung überreichen. Doch dass er auf die Idee kam, eine Petition für seine Auftritte zu starten, habe noch einen zweiten Auslöser gehabt. Dem Kioskbesitzer in Bodman, auf dessen Gelände Rauscher schon oft als Elvis auftrat, wurden die Reifen seines Autos zerstochen, erzählt der Sänger. „Das ist meiner Meinung nach auch aus Neid geschehen, weil Dietmar an seinem Kiosk mit Biergarten in der Corona-Krise öffnen durfte und andere Gastronomen nicht.“Die Einnahmen seines Konzertes vom Freitag sollen an den Kioskbesitzer gehen.