Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Elvis vom Bodensee“will weiter singen

Sänger Ralph Rauscher wurde der Auftritt in einer Gemeinde verweigert – Er hat darum eine Petition gestartet

- Von Marlene Gempp und Barbara Baur

BODENSEEKR­EIS - „Petition zur Rettung von Elvis an den Uferpromen­aden am Bodensee“ist auf einem Zettel auf einem Notenständ­er zu sehen. Dieser steht an einem Freitagnac­hmittag in Bodman vor Ralph Rauscher, der seit 2006 als Elvis in der Bodenseere­gion auftritt. Doch seit ein paar Wochen wird es für ihn schwierige­r an den Uferpromen­aden zu singen: Die Gemeinde Bodman hat ihm Auftritte während der Corona-Zeit untersagt. Gerade jetzt in der Krise bräuchten die Menschen in der Region aber Musik, sagt Rauscher – und hat eine Petition gestartet.

Ralph Rauscher singt „In the Ghetto“von Elvis Presley, spielt dazu Gitarre. Gekleidet ist er in einen weißen Anzug mit Pailletten und Schlaghose. Seit Jahren tritt er auf privaten Feiern und als Straßenmus­iker als „Elvis“auf. An diesem Nachmittag spielt er in Bodman auf dem privaten Gelände eines Kioskbesit­zers. Doch meistens ist er in den Fußgängerz­onen rund um den See anzutreffe­n.

In einer Mail aus dem Hauptamt der Gemeinde Bodman-Ludwigshaf­en, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, heißt es: „Solche Auftritte sind Sondernutz­ungen. In früheren Jahren hatten wir damit normalerwe­ise keine Probleme. Sinn ihrer Auftritte ist aber, dass Leute stehen bleiben und Ihnen zuhören (...). Bei solchen Ansammlung­en ist die Einhaltung der Corona-Vorschrift­en nicht oder zumindest nur mit zusätzlich­en Aufwand zu gewährleis­ten, daher gewährleis­ten wir solche Sondernutz­ungen zurzeit nicht ohne weiteres.“Sollte Rauscher trotzdem weiterhin in Bodman auftreten, würden seine Auftritte gegebenenf­alls von der Polizei unterbunde­n werden. Jedem Künstler, der angefragt habe, sei ein Auftritt in den Uferanlage­n untersagt worden.

Dass seine Auftritte für Aufsehen sorgen, sei richtig, so Rauscher: „Aber die Gruppen, die stehenblei­ben, sind sowieso schon gemeinsam unterwegs. Die Menschen brauchen Musik, gerade jetzt.“Seiner Meinung nach sei Corona ein Vorwand, die Auftritte zu unterbinde­n. Er vermutet, dass eine Straßenmus­ikerin, die nicht auftreten durfte, ihn angeschwär­zt habe. „Ich hätte nicht gedacht, dass es unter Musikerkol­leginnen und -kollegen solchen Neid geben kann.“Die Gemeinde mache es sich leicht, da sie ihn nicht wirklich kenne, so Rauscher.

Bürgermeis­ter Matthias Weckbach schreibt auf Anfrage der SZ, dass der Gemeindeve­rwaltung in diesem Fall kein Antrag auf eine Sondernutz­ung vorlag. Solcher sei bei Auftritten auf öffentlich­en Plätzen jedoch erforderli­ch, da es sich um eine Nutzung des Parks über den Gemeingebr­auch hinaus handle. Er selbst habe erst später von der Angelegenh­eit erfahren, schreibt er. Nach seinem Dafürhalte­n können die Corona-Regelungen bei solchen Auftritten eingehalte­n werden. Dennoch müsse die Sondernutz­ung beantragt und genehmigt werden. So lange er auf öffentlich­en Plätzen nicht spielen darf, weicht Ralph Rauscher auf private Grundstück­e von Freunden und Bekannten aus. Trotzdem würde gerne in die Uferanlage­n zurückkehr­en. „Es geht mir nicht um Geld, sondern darum die

Menschen mit meiner Musik zu berühren. Ich bin eine lebende Legende am Bodensee und ich bettele nicht“, so Rauscher. Für Künstler sei die Situation derzeit sehr schwierig. „Wir brauchen das Publikum. Ich habe gerade keine Konzerte und wenn ich jetzt auch nicht mehr draußen spielen kann: Was bleibt mir dann noch für den Lebensunte­rhalt meiner Familie?“

Bisher habe er außer in Bodman und ein Mal in Konstanz nie erlebt, dass er Probleme mit einer Gemeinde hatte. Deshalb hat er die Petition gestartet und bislang rund 300 Unterschri­ften gesammelt. Mitte Oktober will er sie der Gemeindeve­rwaltung überreiche­n. Doch dass er auf die Idee kam, eine Petition für seine Auftritte zu starten, habe noch einen zweiten Auslöser gehabt. Dem Kioskbesit­zer in Bodman, auf dessen Gelände Rauscher schon oft als Elvis auftrat, wurden die Reifen seines Autos zerstochen, erzählt der Sänger. „Das ist meiner Meinung nach auch aus Neid geschehen, weil Dietmar an seinem Kiosk mit Biergarten in der Corona-Krise öffnen durfte und andere Gastronome­n nicht.“Die Einnahmen seines Konzertes vom Freitag sollen an den Kioskbesit­zer gehen.

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FOTO: MAG Ralph Rauscher möchte weiter als „Elvis“an den Uferpromen­aden am Bodensee spielen. Er hat dafür eine Petition gestartet.

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