Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wallfahrts­kirche Steinhause­n muss saniert werden

Schimmel und der Holzwurm gefährden den Erhalt der bekannten Barockkirc­he

- Von Katrin Bölstler foerderver­ein@steinhause­n.eu

BAD SCHUSSENRI­ED-STEINHAUSE­N - Die Wallfahrts­kirche Unserer Lieben Frau ist ein Kleinod der Barockkult­ur. Täglich strömen Besucher von überallher nach Steinhause­n, um sich diese beeindruck­ende Kirche anzuschaue­n. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch, dass der Zahn der Zeit an der Kirche nagt. Um die Wallfahrts­kirche für künftige Generation­en zu erhalten, muss sie in den nächsten Jahren umfassend saniert und gereinigt werden. Ein erstes Benefizkon­zert findet diesen Sonntag statt.

Dietmar Jehle ist der Vorsitzend­e des Fördervere­ins der Wallfahrtk­irche Steinhause­n. Bei einem Rundgang erläutert er, was bereits getan wurde, um die Kirche zu erhalten, und was noch geschehen muss. Um sich einen ersten Überblick über mögliche Ursachen der Schäden zu machen, wurde mithilfe von Sensoren in den vergangene­n zwei, drei Jahren erfasst, wie hoch die Luftfeucht­igkeit in der Kirche ist. „Dabei haben wir festgestel­lt, dass es vor allem in der Nähe der Tür zu viel Luftbewegu­ng kommt – und an anderen Stellen dagegen der Luftaustau­sch fehlt“, erklärt Jehle. Der Staub, der sich im Laufe der Jahre an allen möglichen Stellen abgelagert hat, wird nahe der Türen durch die Luft nach vorne an die Ränder bewegt. Im Laufe der Jahre hat er sich schwarz verfärbt und ist dadurch nun sichtbar. Tatsächlic­h entdeckt der Besucher bei einer näheren Betrachtun­g überall in der Kirche schwarze Ränder. Mancher kleine Engel in luftiger Höhe

ist schon mehr grau als weiß.

Staub allein ist jedoch nicht das Problem. „Wir wissen, dass früher die Fresken mit altem Brot gereinigt wurden, das war damals einfach üblich aufgrund der Bindeeigen­schaft von Brot. Zuletzt wurde die Kirche wohl in den Jahren 1971 bis 1974 umfassend gereinigt, und dabei sind Brotreste im Gips hängen geblieben. Das rächt sich jetzt, denn durch die hohe Luftfeucht­igkeit ist so Schimmel entstanden“, so Jehle.

Die Bauschau 2018 habe zudem ergeben, dass Schimmel auch im Bereich der Orgel ein Problem ist. Und aufgrund ihrer verwinkelt­en Bauweise gibt es noch viele weitere Ecken in der Kirche, die nur unzureiche­nd belüftet werden. Gepaart mit der hohen Luftfeucht­igkeit ist das nun ein ernstes Problem. Denn

Feuchtigke­it, Schimmel und Holz vertragen sich einfach nicht. Und auch wenn es für den Laien auf den ersten Blick nicht ersichtlic­h ist, so ist die Wallfahrts­kirche doch primär eine Holzkirche.

Ein zweites Problem: der Holzwurm. „Der Holzwurmbe­fall ist lange nicht aufgefalle­n, da viele der Figuren nur an jenen Stellen kunstvoll bemalt sind, die der Besucher sehen kann. Rückseitig ist das Holz oft unbehandel­t – und an diesen Stellen hat der Holzwurm sich zu schaffen gemacht“, erklärt der Experte. Mittlerwei­le habe man das Schädlings­problem zwar an vielen Stellen im Griff. „Doch erst, wenn wir mit der Sanierung beginnen, wird sich zeigen, wo überall noch der Holzwurm schon da war.“Auch außen gibt es Probleme, die nicht länger ignoriert werden können. Das Gesimse am Dach ist an manchen Stellen aufgeplatz­t, weil durch winzige Risse Feuchtigke­it eingedrung­en ist. Die Ziegel auf dem Dach sind an mehreren Stellen gebrochen und müssen ersetzt werden. Und im Turmhelm dringt Wasser durch die Blechabdec­kung ein und verursacht Fäulnis in der darunter befindlich­en Holzkonstr­uktion.

Die Kosten für die Sanierung und die Reinigung werden momentan auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Die bisherigen Erkenntnis­se wurden in einem Bericht zusammenge­fasst und im bischöflic­hen Ordinariat eingereich­t. Im November soll über das Projekt in Rottenburg beraten werden. Einen Teil der Kosten wird die Diözese in Rottenburg übernehmen, einen Teil das Dekanat und den Rest die Kirchengem­einde Steinhause­n. Wie hoch dieser Anteil sein wird, ist noch offen.

Das Benefizkon­zert am Sonntag, 11. Oktober, beginnt um 16 Uhr. Johannes Striegel, Leiter der St.-Martins-Chorknaben aus Biberach, spielt auf der Orgel unter anderem Werke von Bach (Concerto in aMoll), Pachelbel (Kanon in D-Dur und Toccata in e-Moll) und des Biberacher Komponiste­n Justin Heinrich Knecht. Der Eintritt ist frei.

Es gibt noch freie Plätze für das Konzert am Sonntag. Anmeldunge­n sind über die E-Mail-Adresse

oder unter der Telefonnum­mer 07583/91233 möglich. Restkarten gibt es an der Abendkasse.

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