Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wallfahrtskirche Steinhausen muss saniert werden
Schimmel und der Holzwurm gefährden den Erhalt der bekannten Barockkirche
BAD SCHUSSENRIED-STEINHAUSEN - Die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau ist ein Kleinod der Barockkultur. Täglich strömen Besucher von überallher nach Steinhausen, um sich diese beeindruckende Kirche anzuschauen. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch, dass der Zahn der Zeit an der Kirche nagt. Um die Wallfahrtskirche für künftige Generationen zu erhalten, muss sie in den nächsten Jahren umfassend saniert und gereinigt werden. Ein erstes Benefizkonzert findet diesen Sonntag statt.
Dietmar Jehle ist der Vorsitzende des Fördervereins der Wallfahrtkirche Steinhausen. Bei einem Rundgang erläutert er, was bereits getan wurde, um die Kirche zu erhalten, und was noch geschehen muss. Um sich einen ersten Überblick über mögliche Ursachen der Schäden zu machen, wurde mithilfe von Sensoren in den vergangenen zwei, drei Jahren erfasst, wie hoch die Luftfeuchtigkeit in der Kirche ist. „Dabei haben wir festgestellt, dass es vor allem in der Nähe der Tür zu viel Luftbewegung kommt – und an anderen Stellen dagegen der Luftaustausch fehlt“, erklärt Jehle. Der Staub, der sich im Laufe der Jahre an allen möglichen Stellen abgelagert hat, wird nahe der Türen durch die Luft nach vorne an die Ränder bewegt. Im Laufe der Jahre hat er sich schwarz verfärbt und ist dadurch nun sichtbar. Tatsächlich entdeckt der Besucher bei einer näheren Betrachtung überall in der Kirche schwarze Ränder. Mancher kleine Engel in luftiger Höhe
ist schon mehr grau als weiß.
Staub allein ist jedoch nicht das Problem. „Wir wissen, dass früher die Fresken mit altem Brot gereinigt wurden, das war damals einfach üblich aufgrund der Bindeeigenschaft von Brot. Zuletzt wurde die Kirche wohl in den Jahren 1971 bis 1974 umfassend gereinigt, und dabei sind Brotreste im Gips hängen geblieben. Das rächt sich jetzt, denn durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist so Schimmel entstanden“, so Jehle.
Die Bauschau 2018 habe zudem ergeben, dass Schimmel auch im Bereich der Orgel ein Problem ist. Und aufgrund ihrer verwinkelten Bauweise gibt es noch viele weitere Ecken in der Kirche, die nur unzureichend belüftet werden. Gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit ist das nun ein ernstes Problem. Denn
Feuchtigkeit, Schimmel und Holz vertragen sich einfach nicht. Und auch wenn es für den Laien auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, so ist die Wallfahrtskirche doch primär eine Holzkirche.
Ein zweites Problem: der Holzwurm. „Der Holzwurmbefall ist lange nicht aufgefallen, da viele der Figuren nur an jenen Stellen kunstvoll bemalt sind, die der Besucher sehen kann. Rückseitig ist das Holz oft unbehandelt – und an diesen Stellen hat der Holzwurm sich zu schaffen gemacht“, erklärt der Experte. Mittlerweile habe man das Schädlingsproblem zwar an vielen Stellen im Griff. „Doch erst, wenn wir mit der Sanierung beginnen, wird sich zeigen, wo überall noch der Holzwurm schon da war.“Auch außen gibt es Probleme, die nicht länger ignoriert werden können. Das Gesimse am Dach ist an manchen Stellen aufgeplatzt, weil durch winzige Risse Feuchtigkeit eingedrungen ist. Die Ziegel auf dem Dach sind an mehreren Stellen gebrochen und müssen ersetzt werden. Und im Turmhelm dringt Wasser durch die Blechabdeckung ein und verursacht Fäulnis in der darunter befindlichen Holzkonstruktion.
Die Kosten für die Sanierung und die Reinigung werden momentan auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Die bisherigen Erkenntnisse wurden in einem Bericht zusammengefasst und im bischöflichen Ordinariat eingereicht. Im November soll über das Projekt in Rottenburg beraten werden. Einen Teil der Kosten wird die Diözese in Rottenburg übernehmen, einen Teil das Dekanat und den Rest die Kirchengemeinde Steinhausen. Wie hoch dieser Anteil sein wird, ist noch offen.
Das Benefizkonzert am Sonntag, 11. Oktober, beginnt um 16 Uhr. Johannes Striegel, Leiter der St.-Martins-Chorknaben aus Biberach, spielt auf der Orgel unter anderem Werke von Bach (Concerto in aMoll), Pachelbel (Kanon in D-Dur und Toccata in e-Moll) und des Biberacher Komponisten Justin Heinrich Knecht. Der Eintritt ist frei.
Es gibt noch freie Plätze für das Konzert am Sonntag. Anmeldungen sind über die E-Mail-Adresse
oder unter der Telefonnummer 07583/91233 möglich. Restkarten gibt es an der Abendkasse.