Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die „Altstadt für Alle“-Baustellen im Überblick
Planer Jörg Sigmund stellt die einzelnen Baumaßnahmen detailliert vor – Stadträte sehen Stolperfallen
BAD WALDSEE - Das Großprojekt „Altstadt für Alle“ist mit allerlei Baustellen in die Bad Waldseer Innenstadt eingezogen. Jörg Sigmund vom gleichnamigen Planungsbüro hat den Gemeinderat am Montagabend über den aktuellen Planungsstand informiert und interessante Details über das Mobilitätsband (die Rolli-Bahn), die Pflastersteine und auf dem Farbasphalt befindliche Kanalschachtdeckel erläutert. Die „Schwäbische Zeitung“gibt eine Übersicht über die aktuellen Baustellen in der Altstadt.
Allgemeines
Das Mobilitätsband verläuft entlang der Hauptwegeführung, also zumeist den Hauptstraßen, in einer farbigen, roten Asphaltmischung. In ausgewählten Nebenstraßen wird das Pflaster durch einen schwarzen Asphaltstreifen ausgetauscht. Diese Übergänge sollen mit dunklen Basalt-Pfeilern hergestellt werden, wie Sigmund erläuterte. In ein, zwei Schritten führe der Weg vom roten Mobilitätsband hin zum schwarzen Asphaltstreifen. Als Beispiel nannte Sigmund den Zugang vom Hirschhof zur Ravensburger Straße.
Ulrich-Kuderer Straße
Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich am 2. November und dauern bis Anfang Februar 2021 an. „Das Band liegt in der Mitte der Straße“, berichtete Sigmund. Zwei „Plätzle“zum See hin sollen mit runden Sitzbänken und Bäumen in der Mitte für Verweilmöglichkeiten sorgen. Der Farbasphalt wird auch auf der Fläche der „Plätzle“ausgebreitet.
Hauptstraße vor der Kirche St. Peter
Die Belagsarbeiten sind fertiggestellt. Die Bäume auf dem „Kirchmauer-Plätzle“werden noch gepflanzt. „Die dunklen Flächen sind Platzhalter für die Sitzbänke“, erklärte Sigmund die auffälligen Stellen, die bei etlichen Spaziergängern und Besuchern schon für Fragen gesorgt haben. Welche Sitzbänke aufgestellt werden, darüber wird noch entschieden. Zur Auswahl stehen Bänke mit und ohne Arm- oder Rückenlehnen. Probeweise sollen die drei Varianten am Ravensburger Tor aufgebaut werden, ehe eine Entscheidung getroffen wird, war von Sigmund zu erfahren. „Die Bank zeichnet sich durch eine Sitzhöhe von 52 Zentimetern aus – das ist eine seniorengerechte Sitzhöhe“, verdeutlichte der Experte, wie viele Gedanken sich die Verantwortlichen über die Einzelheiten machen.
Entenmoos-Plätzle
Das Entenmoos-Plätzle, angrenzend an die Hauptstraße, soll voraussichtlich bis 4. Dezember entstehen. „Auch hier weitet sich das Mobilitätsband von der Straße bis auf das Plätzle aus“, erklärte Sigmund die optische Einbeziehung. Außerdem werde eine kleine Mauer errichtet, um den Platz zu ebnen. Die abschüssige Gasse bekomme einen schwarzen Asphaltbelag. „Durch diese Maßnahme wird die Begehbarkeit um mehr als 100 Prozent verbessert“, so Sigmund.
Hochstatt
Die Hochstatt stellt einen wichtigen Abschnitt innerhalb des Großprojektes dar, wie Sigmund betonte. Die neun Bäume sollen erhalten werden. Für die Barrierefreiheit sollen die derzeit eckigen Sitzbänke durch runde Sitzgelegenheiten ersetzt werden. Das Mobilitätsband verläuft mittig durch die Hochstatt und führt „fugenlos und fließend“von der Bleiche zum Stadtsee. Auch die Pflastersteine auf der Hochstatt werden ausgetauscht. Nicht auf dem ganzen Areal, sondern ein paar Meter rechts und links des Farbasphaltstreifens sollen die „groben Pflastersteine durch feine Pflaster ersetzt“werden, verdeutlichte Sigmund die bevorstehende Arbeit, die der „bequemeren Begehbarkeit“dienen soll. Von Ende Februar bis Anfang Juni wird hier gebaut.
Grabenmühlweg
Auch auf dem abschüssigen Weg verläuft das Mobilitätsband. Der bestehende Handlauf wird durch einen barrierefreien Handlauf ersetzt. Außerdem wird eine Fußleiste für seheingeschränkte Menschen eingefügt. „Die Gefahrenstelle wird dadurch deutlich entschärft. Die Gefällesituation bekommt man aber nicht anders hin“, zeigte Sigmund die Grenzen der Barrierefreiheit in der Altstadt auf. „Die Arbeiten auf der Grabenmühle haben wir vorgezogen, und sie sollen noch dieses Jahr realisiert werden“, zeigte Sigmund eine Veränderung zur ursprünglichen Planung auf. Vom 19. Oktober bis 6. November stehen hier Arbeiten an.
Am Ravensburger Tor
„Hier entsteht eine neue Symmetrie, dafür wird der Fahrbahnbereich etwas verschoben“, erläuterte Sigmund. Schließlich soll das Mobilitätsband nicht mittig, sondern rechts und links des Platzes entlangführen. Auf beiden Seiten sind drei Bäume vorgesehen. Es soll eine „platzartige Situation“geschaffen und großzügige Fahrradabstellanlagen realisiert werden. Im Herbst 2021 sollen die Arbeiten hier starten.
Zugang vom Hirschhof
Dort wird aktuell gebaut und es stehen etliche Eisennadeln aus dem Boden hervor. Wie Sigmund erklärte, handelt es sich hierbei um die abgesteckte Rinne für die Entwässerungsstrecke. Eine zentrale schwarze Asphaltspur führt bis zur Ravensburger Straße. Ab der Gebäudekante führen die Basalt-Pfeiler zum Mobilitätsband hin. Die Arbeiten könnten am 20. Oktober bereits abgeschlossen sein.
Ravensburger Straße und Wurzacher Straße
Die Bauarbeiten starten voraussichtlich im Herbst 2021.
Spitalhof und Vorplatz vor der alten Tourist-Info
Die Stadtplaner befinden sich derzeit in Abstimmungsgesprächen mit dem Denkmalschutz. „Da können wir Ihnen heute noch keine finale Lösung vorlegen. Aber wir sind auf einem guten Weg“, so Sigmund. Gemäß der Planung würde neben dem Rathaus im März und April umgebaut und im Spitalhof stünde die Veränderung im Sommer 2021 an.
Die Diskussion
Wilhelm Heine (CDU) hakte beim bereits eingebauten Mobiltiätsband an der Kirche nach und wunderte sich über den eingearbeiteten Kanalschachtdeckel. Ist das keine Stolperfalle, wollte der CDU-Stadtrat wissen. „Wir können sie nicht wegzaubern und können sie mit dem Band auch nicht umgehen“, entgegnete Sigmund und ergänzte: „Das war ein Abwägungsprozess, und wir haben uns dazu entschieden, das in Kauf zu nehmen. Die Schachtdeckel werden Teil des Bandes und sind keine wesentlichen Barrieren.“
Franz Daiber (FW) machte am Mobilitätsband an der Kirche leichte Erhöhungen an der Kante aus. Sigmund nickte und erklärte, dass diese kleinen Höhen bautechnisch bedingt seien. „Es gibt zwei, drei Stellen, wo wir nacharbeiten müssen.“Gleichwohl stelle es keine Gefahrenstelle dar, sondern könne Seheingeschränkten sogar eine Hilfe bei der taktilen Führung sein.
Marc Hinder (FW) zeigte sich irritiert über den segmentierten Pflastersteinaustausch auf der Hochstatt und bat darum, das Pflaster auf dem gesamten Areal zu ersetzen und nicht nur entlang des Mobilitätsbandes. Stadtbaumeisterin Andrea Denzel hob hervor, dass die „Verbesserung der Barrierefreiheit das Ziel des Projektes ist und nicht der Ausbau der gesamten Pflasterung“. Hinder bat dennoch nochmals um Prüfung, ob nicht der gesamte Belag auf der Hochstatt ausgetauscht werden könne. Denzel ließ wissen, dass beispielsweise im Spitalhof das gesamte Pflaster erneuert wird.
Edmund Jehle (CDU) fragte nach etwaigen Elektroanschlüssen auf der Hochstatt, die für das Altstadtund Seenachtfest beziehungsweise von Marktbeschickern benötigt werden. Tiefbauamtsleiter Jürgen Bucher ließ wissen, dass die EnBWW sich voraussichtlich in das Großprojekt einklinken wird.