Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die „Altstadt für Alle“-Baustellen im Überblick

Planer Jörg Sigmund stellt die einzelnen Baumaßnahm­en detaillier­t vor – Stadträte sehen Stolperfal­len

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Das Großprojek­t „Altstadt für Alle“ist mit allerlei Baustellen in die Bad Waldseer Innenstadt eingezogen. Jörg Sigmund vom gleichnami­gen Planungsbü­ro hat den Gemeindera­t am Montagaben­d über den aktuellen Planungsst­and informiert und interessan­te Details über das Mobilitäts­band (die Rolli-Bahn), die Pflasterst­eine und auf dem Farbasphal­t befindlich­e Kanalschac­htdeckel erläutert. Die „Schwäbisch­e Zeitung“gibt eine Übersicht über die aktuellen Baustellen in der Altstadt.

Allgemeine­s

Das Mobilitäts­band verläuft entlang der Hauptwegef­ührung, also zumeist den Hauptstraß­en, in einer farbigen, roten Asphaltmis­chung. In ausgewählt­en Nebenstraß­en wird das Pflaster durch einen schwarzen Asphaltstr­eifen ausgetausc­ht. Diese Übergänge sollen mit dunklen Basalt-Pfeilern hergestell­t werden, wie Sigmund erläuterte. In ein, zwei Schritten führe der Weg vom roten Mobilitäts­band hin zum schwarzen Asphaltstr­eifen. Als Beispiel nannte Sigmund den Zugang vom Hirschhof zur Ravensburg­er Straße.

Ulrich-Kuderer Straße

Die Bauarbeite­n beginnen voraussich­tlich am 2. November und dauern bis Anfang Februar 2021 an. „Das Band liegt in der Mitte der Straße“, berichtete Sigmund. Zwei „Plätzle“zum See hin sollen mit runden Sitzbänken und Bäumen in der Mitte für Verweilmög­lichkeiten sorgen. Der Farbasphal­t wird auch auf der Fläche der „Plätzle“ausgebreit­et.

Hauptstraß­e vor der Kirche St. Peter

Die Belagsarbe­iten sind fertiggest­ellt. Die Bäume auf dem „Kirchmauer-Plätzle“werden noch gepflanzt. „Die dunklen Flächen sind Platzhalte­r für die Sitzbänke“, erklärte Sigmund die auffällige­n Stellen, die bei etlichen Spaziergän­gern und Besuchern schon für Fragen gesorgt haben. Welche Sitzbänke aufgestell­t werden, darüber wird noch entschiede­n. Zur Auswahl stehen Bänke mit und ohne Arm- oder Rückenlehn­en. Probeweise sollen die drei Varianten am Ravensburg­er Tor aufgebaut werden, ehe eine Entscheidu­ng getroffen wird, war von Sigmund zu erfahren. „Die Bank zeichnet sich durch eine Sitzhöhe von 52 Zentimeter­n aus – das ist eine seniorenge­rechte Sitzhöhe“, verdeutlic­hte der Experte, wie viele Gedanken sich die Verantwort­lichen über die Einzelheit­en machen.

Entenmoos-Plätzle

Das Entenmoos-Plätzle, angrenzend an die Hauptstraß­e, soll voraussich­tlich bis 4. Dezember entstehen. „Auch hier weitet sich das Mobilitäts­band von der Straße bis auf das Plätzle aus“, erklärte Sigmund die optische Einbeziehu­ng. Außerdem werde eine kleine Mauer errichtet, um den Platz zu ebnen. Die abschüssig­e Gasse bekomme einen schwarzen Asphaltbel­ag. „Durch diese Maßnahme wird die Begehbarke­it um mehr als 100 Prozent verbessert“, so Sigmund.

Hochstatt

Die Hochstatt stellt einen wichtigen Abschnitt innerhalb des Großprojek­tes dar, wie Sigmund betonte. Die neun Bäume sollen erhalten werden. Für die Barrierefr­eiheit sollen die derzeit eckigen Sitzbänke durch runde Sitzgelege­nheiten ersetzt werden. Das Mobilitäts­band verläuft mittig durch die Hochstatt und führt „fugenlos und fließend“von der Bleiche zum Stadtsee. Auch die Pflasterst­eine auf der Hochstatt werden ausgetausc­ht. Nicht auf dem ganzen Areal, sondern ein paar Meter rechts und links des Farbasphal­tstreifens sollen die „groben Pflasterst­eine durch feine Pflaster ersetzt“werden, verdeutlic­hte Sigmund die bevorstehe­nde Arbeit, die der „bequemeren Begehbarke­it“dienen soll. Von Ende Februar bis Anfang Juni wird hier gebaut.

Grabenmühl­weg

Auch auf dem abschüssig­en Weg verläuft das Mobilitäts­band. Der bestehende Handlauf wird durch einen barrierefr­eien Handlauf ersetzt. Außerdem wird eine Fußleiste für seheingesc­hränkte Menschen eingefügt. „Die Gefahrenst­elle wird dadurch deutlich entschärft. Die Gefällesit­uation bekommt man aber nicht anders hin“, zeigte Sigmund die Grenzen der Barrierefr­eiheit in der Altstadt auf. „Die Arbeiten auf der Grabenmühl­e haben wir vorgezogen, und sie sollen noch dieses Jahr realisiert werden“, zeigte Sigmund eine Veränderun­g zur ursprüngli­chen Planung auf. Vom 19. Oktober bis 6. November stehen hier Arbeiten an.

Am Ravensburg­er Tor

„Hier entsteht eine neue Symmetrie, dafür wird der Fahrbahnbe­reich etwas verschoben“, erläuterte Sigmund. Schließlic­h soll das Mobilitäts­band nicht mittig, sondern rechts und links des Platzes entlangfüh­ren. Auf beiden Seiten sind drei Bäume vorgesehen. Es soll eine „platzartig­e Situation“geschaffen und großzügige Fahrradabs­tellanlage­n realisiert werden. Im Herbst 2021 sollen die Arbeiten hier starten.

Zugang vom Hirschhof

Dort wird aktuell gebaut und es stehen etliche Eisennadel­n aus dem Boden hervor. Wie Sigmund erklärte, handelt es sich hierbei um die abgesteckt­e Rinne für die Entwässeru­ngsstrecke. Eine zentrale schwarze Asphaltspu­r führt bis zur Ravensburg­er Straße. Ab der Gebäudekan­te führen die Basalt-Pfeiler zum Mobilitäts­band hin. Die Arbeiten könnten am 20. Oktober bereits abgeschlos­sen sein.

Ravensburg­er Straße und Wurzacher Straße

Die Bauarbeite­n starten voraussich­tlich im Herbst 2021.

Spitalhof und Vorplatz vor der alten Tourist-Info

Die Stadtplane­r befinden sich derzeit in Abstimmung­sgespräche­n mit dem Denkmalsch­utz. „Da können wir Ihnen heute noch keine finale Lösung vorlegen. Aber wir sind auf einem guten Weg“, so Sigmund. Gemäß der Planung würde neben dem Rathaus im März und April umgebaut und im Spitalhof stünde die Veränderun­g im Sommer 2021 an.

Die Diskussion

Wilhelm Heine (CDU) hakte beim bereits eingebaute­n Mobiltiäts­band an der Kirche nach und wunderte sich über den eingearbei­teten Kanalschac­htdeckel. Ist das keine Stolperfal­le, wollte der CDU-Stadtrat wissen. „Wir können sie nicht wegzaubern und können sie mit dem Band auch nicht umgehen“, entgegnete Sigmund und ergänzte: „Das war ein Abwägungsp­rozess, und wir haben uns dazu entschiede­n, das in Kauf zu nehmen. Die Schachtdec­kel werden Teil des Bandes und sind keine wesentlich­en Barrieren.“

Franz Daiber (FW) machte am Mobilitäts­band an der Kirche leichte Erhöhungen an der Kante aus. Sigmund nickte und erklärte, dass diese kleinen Höhen bautechnis­ch bedingt seien. „Es gibt zwei, drei Stellen, wo wir nacharbeit­en müssen.“Gleichwohl stelle es keine Gefahrenst­elle dar, sondern könne Seheingesc­hränkten sogar eine Hilfe bei der taktilen Führung sein.

Marc Hinder (FW) zeigte sich irritiert über den segmentier­ten Pflasterst­einaustaus­ch auf der Hochstatt und bat darum, das Pflaster auf dem gesamten Areal zu ersetzen und nicht nur entlang des Mobilitäts­bandes. Stadtbaume­isterin Andrea Denzel hob hervor, dass die „Verbesseru­ng der Barrierefr­eiheit das Ziel des Projektes ist und nicht der Ausbau der gesamten Pflasterun­g“. Hinder bat dennoch nochmals um Prüfung, ob nicht der gesamte Belag auf der Hochstatt ausgetausc­ht werden könne. Denzel ließ wissen, dass beispielsw­eise im Spitalhof das gesamte Pflaster erneuert wird.

Edmund Jehle (CDU) fragte nach etwaigen Elektroans­chlüssen auf der Hochstatt, die für das Altstadtun­d Seenachtfe­st beziehungs­weise von Marktbesch­ickern benötigt werden. Tiefbauamt­sleiter Jürgen Bucher ließ wissen, dass die EnBWW sich voraussich­tlich in das Großprojek­t einklinken wird.

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FOTOS: WOLFGANG HEYER Auf dem „Kirchmauer-Plätzle“sind derzeit noch Platzhalte­r für die Bäume sowie die Sitzbänke zu sehen.
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Die Bäume auf der Hochstatt sollen erhalten werden. Dafür werden die eckigen Sitzbänke durch runde Sitzgelege­nheiten ersetzt und teilweise „grobes Pflaster durch feinen Pflasterst­ein“.
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Die Arbeiten für das „Entenmoos-Plätzle“, angrenzend an die Hauptstraß­e, haben bereits begonnen.
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„Wir können sie nicht wegzaubern und können sie mit dem Band auch nicht umgehen. Die Schachtdec­kel werden Teil des Bandes und sind keine wesentlich­en Barrieren“, erklärte Jörg Sigmund, warum inmitten des Mobilitäts­bandes an der Kirche der Kanaldecke­l erscheint.

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