Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aulendorf gehört zu den Aufsteigern
Wie der Regionalverband die Hierarchie der Städte und Gemeinden verändert
AULENDORF - Aulendorf steigt in der Hierarchie der Kommunen auf: Die Zehntausend-Einwohner-Stadt im nordwestlichen Kreis Ravensburg wird nun doch Unterzentrum. Das sieht der überarbeitete Entwurf des neuen Regionalplans vor, der voraussichtlich Ende des Jahres nach fast vierjähriger Beratungszeit verabschiedet wird. Gleiches gilt für Meckenbeuren und Salem im Bodenseekreis. Hohentengen (Kreis Sigmaringen) wird entgegen früheren Plänen nicht abgestuft und bleibt ein Kleinzentrum.
Aber es gibt auch Verlierer bei der Einordnung der Städte und Gemeinden im Gebiet des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, zu dem die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und der Bodenseekreis gehören: Kißlegg bleibt ein Kleinzentrum, Argenbühl ein sogenannter nichtzentraler Ort. In beiden zum Kreis Ravensburg gehörenden Dörfern liege kein übergemeindlicher Verflechtungsbereich vor, hieß es in einer Stellungnahme des badenwürttembergischen Wirtschaftsministeriums, das sich die Regionalplanentwürfe ebenfalls ganz genau anschaut.
Aber warum ist es überhaupt so wichtig, auf der Hierarchieleiter der Kommunen nach oben zu klettern? Je höher die sogenannte Zentralität, desto mehr Entwicklungsmöglichkeiten. Als Unterzentrum haben Gemeinden beispielsweise einen Rechtsanspruch auf einen großflächigen Einzelhandel. Ansonsten ist bei 800 Quadratmetern Schluss – das entspricht der herkömmlichen Größe eines Aldis oder Lidls.
Auch bei allem anderen, was es zu verteilen gibt, werden höherzentrale Orte immer bevorzugt. Wenn es um die Ansiedlung neuer Behörden oder staatlicher Institute geht, werden Oberzentren Mittelzentren bevorzugt, Mittelzentren Unterzentren und so weiter. Je wichtiger der Ort, desto mehr Chancen und Möglichkeiten auf Weiterentwicklung und Wachstum. Auch Unternehmen zieht es eher in größere Orte, weil ihre Beschäftigten dort eine bessere Infrastruktur vorfinden. Während Ober- und Mittelzentren vom Land festgelegt werden, ist für die unteren Kategorien der Regionalverband zuständig.
In Aulendorf wurden dabei nun doch wesentliche Aspekte, die ein Unterzentrum ausmachen, anerkannt. Dazu gehört beispielsweise eine gute Verkehrsanbindung, die vor allem durch den Bahnknotenpunkt gegeben ist, aber auch ein größeres Angebot an Ärzten, Kliniken, weiterführenden Schulen mit Einzugsgebiet in die nähere Region.
Ursprünglich war dieser „Verflechtungscharakter“nicht gesehen worden, Aulendorf galt als Grenzfall.
Und es gibt noch eine gute Nachricht für die Stadt: Eine 15 Hektar große Fläche in Bahnhofsnähe wurde als neuer Schwerpunkt des Wohnungsbaus in den Regionalplanentwurf aufgenommen. Da es sich um die Umnutzung einer bereits versiegelten Fläche (einen Parkplatz) handelt, sieht der Regionalverband dies als unproblematisch an.