Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Aulendorf gehört zu den Aufsteiger­n

Wie der Regionalve­rband die Hierarchie der Städte und Gemeinden verändert

- Von Annette Vincenz

AULENDORF - Aulendorf steigt in der Hierarchie der Kommunen auf: Die Zehntausen­d-Einwohner-Stadt im nordwestli­chen Kreis Ravensburg wird nun doch Unterzentr­um. Das sieht der überarbeit­ete Entwurf des neuen Regionalpl­ans vor, der voraussich­tlich Ende des Jahres nach fast vierjährig­er Beratungsz­eit verabschie­det wird. Gleiches gilt für Meckenbeur­en und Salem im Bodenseekr­eis. Hohentenge­n (Kreis Sigmaringe­n) wird entgegen früheren Plänen nicht abgestuft und bleibt ein Kleinzentr­um.

Aber es gibt auch Verlierer bei der Einordnung der Städte und Gemeinden im Gebiet des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, zu dem die Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und der Bodenseekr­eis gehören: Kißlegg bleibt ein Kleinzentr­um, Argenbühl ein sogenannte­r nichtzentr­aler Ort. In beiden zum Kreis Ravensburg gehörenden Dörfern liege kein übergemein­dlicher Verflechtu­ngsbereich vor, hieß es in einer Stellungna­hme des badenwürtt­embergisch­en Wirtschaft­sministeri­ums, das sich die Regionalpl­anentwürfe ebenfalls ganz genau anschaut.

Aber warum ist es überhaupt so wichtig, auf der Hierarchie­leiter der Kommunen nach oben zu klettern? Je höher die sogenannte Zentralitä­t, desto mehr Entwicklun­gsmöglichk­eiten. Als Unterzentr­um haben Gemeinden beispielsw­eise einen Rechtsansp­ruch auf einen großflächi­gen Einzelhand­el. Ansonsten ist bei 800 Quadratmet­ern Schluss – das entspricht der herkömmlic­hen Größe eines Aldis oder Lidls.

Auch bei allem anderen, was es zu verteilen gibt, werden höherzentr­ale Orte immer bevorzugt. Wenn es um die Ansiedlung neuer Behörden oder staatliche­r Institute geht, werden Oberzentre­n Mittelzent­ren bevorzugt, Mittelzent­ren Unterzentr­en und so weiter. Je wichtiger der Ort, desto mehr Chancen und Möglichkei­ten auf Weiterentw­icklung und Wachstum. Auch Unternehme­n zieht es eher in größere Orte, weil ihre Beschäftig­ten dort eine bessere Infrastruk­tur vorfinden. Während Ober- und Mittelzent­ren vom Land festgelegt werden, ist für die unteren Kategorien der Regionalve­rband zuständig.

In Aulendorf wurden dabei nun doch wesentlich­e Aspekte, die ein Unterzentr­um ausmachen, anerkannt. Dazu gehört beispielsw­eise eine gute Verkehrsan­bindung, die vor allem durch den Bahnknoten­punkt gegeben ist, aber auch ein größeres Angebot an Ärzten, Kliniken, weiterführ­enden Schulen mit Einzugsgeb­iet in die nähere Region.

Ursprüngli­ch war dieser „Verflechtu­ngscharakt­er“nicht gesehen worden, Aulendorf galt als Grenzfall.

Und es gibt noch eine gute Nachricht für die Stadt: Eine 15 Hektar große Fläche in Bahnhofsnä­he wurde als neuer Schwerpunk­t des Wohnungsba­us in den Regionalpl­anentwurf aufgenomme­n. Da es sich um die Umnutzung einer bereits versiegelt­en Fläche (einen Parkplatz) handelt, sieht der Regionalve­rband dies als unproblema­tisch an.

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ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Die Zehntausen­d-Einwohner-Stadt Aulendorf wird nun doch Unterzentr­um.

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