Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Noch schneidet die B 31-neu nicht sonderlich gut ab
Kritik an der Teilfreigabe besteht nach wie vor – Anlieger fordern durchweg Geschwindigkeitsbegrenzungen
FRIEDRICHSHAFEN - Seit dem 5. August ist die B 31-neu für den Pkw-Verkehr sowie Lkw als Anliegerfahrzeuge freigegeben. Schon im Vorfeld gab es dazu große Proteste von Anliegern, aber auch aus allen Fraktionen des Gemeinderates. Die Bilanz der Teilfreigabe fällt auch jetzt eher verhalten aus.
Entschieden hatte diese Teilfreigabe die Stadt Friedrichshafen zusammen mit dem Regierungspräsidium, dem Landkreis, der Polizei und der Deges GmbH als den Straßenbau vor Ort koordinierende Gesellschaft. Der Gemeinderat hatte kein Mitspracherecht. „Wir haben seit der Eröffnung der B 31-neu die Situation beobachtet und bei Bedarf nachgesteuert. Dabei haben wir Anregungen aus der Bevölkerung aufgenommen und nach Möglichkeit umgesetzt“, teilt die Stadtverwaltung mit und spricht damit zusätzliche Beschilderungen, die auf die B 31-neu hinweisen und veränderte Ampelsteuerungen an. Die Beschilderungen waren nötig, weil die meisten Fahrer offenbar mit einem Navigationsgerät unterwegs sind und die neue Strecke dort nicht aufgeschaltet ist, sie also auch kaum jemand befuhr. In Fischbach hat sich die Lage durch die zahlreichen Fahrzeuge, die immer noch die alte Bundesstraße nutzen, nur unwesentlich entspannt. „Eine eindeutige Verkehrsentlastung gibt es von West nach Ost, nur leicht wurde der Verkehr in Gegenrichtung entlastet“, sagt Dietmar Nützenadel, Sprecher der Fischbacher Runde. Für den Anschluss Spaltenstein/Kluftern habe sich die Situation geändert „und dort gibt es Verbesserungspotential, das von der Stadtverwaltung geklärt wird“, sagt Dietmar Nützenadel. Eine endgültige Bilanz zur neuen Bundesstraße will er jedoch erst nach der Gesamtfreigabe ziehen, das sei zu diesem Zeitpunkt noch zu früh.
In der Tat war die Stadtverwaltung noch in der vergangenen Woche in Spaltenstein vor Ort, um mit den Anwohnern kritische Punkte zu besprechen. Abgesehen von den Lärmbelästigungen, über die die Anlieger klagen, werde diese Ausfahrt vielfach von Ortsunkundigen genutzt, weil auf der B 31-neu zum ersten Mal „Friedrichshafen“ausgewiesen sei, teilt Claudia Benz, Sprecherin der Initiative „Spaltenstein Aktiv“mit. Das ist eine Gruppe von Anliegern, die sich zum einen für besseren Lärmschutz, aber vor allem für ein Tempolimit und sichere Querungshilfen auf beiden Seiten der Girishalde einsetzt. Die Kritikpunkte der Anlieger werden in der Stadtverwaltung besprochen werden, mit einer Antwort aus dem Rathaus rechnen die Anlieger in Spaltenstein in den kommenden Wochen.
Und in der Stadt stehen die Räder zum Thema Verkehr nicht still, aber sie drehen langsam. „Derzeit läuft die Auswertung der in den letzten Monaten gesammelten Daten und Zahlen, weshalb wir aktuell noch keine Ergebnisse vorlegen können. Auch während der Auswertungsphase werden wir weiterhin auf Anregungen eingehen und notwendige
Verbesserungen vornehmen. Bisher erreichten uns nur wenige Beschwerden aus der Bevölkerung“, schreibt die Pressestelle der Stadt.
Dabei gibt es sowohl aus Sparbruck wie aus Heiseloch einige Beschwerden.
Während zwischen der neuen Trasse und der Siedlung Heiseloch ein Loch offenblieb, durch das der Verkehrslärm dringt, wenn die Straße mal ganz freigegeben ist, spielt das bei den Überlegungen der
Menschen dort noch keine Rolle. Dieses Teilstück führt zum Tunnel und ist noch nicht befahren.
Anders hingegen der weiter westlich gelegene Bereich am Schnetzenhauser Sportplatz. „Bei Westwind ist die Straße sehr deutlich zu hören“, sagt Annegret Köberle, die in Heiseloch den Hotelleriebetrieb „Landgut Apfelrose“betreibt und im Internet bereits erste negative Bemerkungen von Gästen zum Verkehrslärm lesen musste. „Auf Höhe des Sportplatzes befindet sich eine Lärmschutzwand, die den Lärm scheinbar reflektiert und zu uns trägt“, sagt ihr Mann Josef Köberle. Er wünscht sich, dass man nach Freigabe der Straße den Lärm misst. Sicher seien die Berechnungen des möglichen Lärms, die vor Planfeststellung in den 90er-Jahren gemacht wurden, nicht von so vielen Fahrzeugen ausgegangen, sagt er.
Für die Schneise, die künftig zwischen Heiseloch und der neuen Bundesstraße den Lärm herübertrage, sei genug überschüssige Erde vorhanden gewesen und ein Grundstück, auf das ein kleiner Hügel hätte zum Lärmschutz beitragen können, ebenfalls. Das Material aber liege jetzt ganz woanders. „Ich habe das in der Stadtverwaltung angesprochen. Baubürgermeister Stefan Köhler aber hat damals gemeint, dass es niemanden gebe, der sein Grundstück dafür hergebe. Dabei hatten wir bereits ein solches besorgt“, erklärt Josef Köberle.
Die ersten Kritiker der Teilfreigabe wohnen in Sparbruck. Und ihre Meinung hat sich kaum verändert. „Wir sind natürlich nicht glücklich über die Teilöffnung, aber froh, dass wenigstens der Schwerlastverkehr auf der B 31-alt bleiben muss. Trotzdem fahren jetzt immer mehr 40Tonner und Reisebusse auf die B 31neu, sowohl aus Westen als auch aus Osten“, schreibt die Sprecherin der Anlieger-Bürgerinitiative, Meike Sittel. Hier wünschen sich die Menschen die von der Stadt mehrfach in Aussicht gestellten Kontrollen und Nachjustierungen. Der Mehrverkehr sei deutlich spürbar mit ganztägiger Geräuschkulisse und immer wieder auftretenden Stausituationen. Seit Ferienende gebe es auch wieder mehr Berufsverkehr zu Spitzenzeiten. Das werde sicher im Winter noch zunehmen.
Nicht nur junge Menschen aus Sparbruck melden sich zu Wort. Eine Seniorin beklagt immer wieder, dass man kaum von Grundstücken einbiegen könne. „Auch Fahrradfahrer werden oft abgedrängt und müssen mehrfach die Straßenseiten wechseln. Es entstehen viele gefährliche Situationen“, so Meike Sittel.
Allgemein beklagen die Anlieger hohe Geschwindigkeiten. „Wir wünschen uns dringend Geschwindigkeitsreduzierungen auf der B 31-neu mit Tempo 80, auf Zubringerstrecken Tempo 50 und durch Sparbruck Tempo 30 sowie regelmäßige Kontrollen vor allem zu Spitzenzeiten. Am besten wären da doch stationäre Blitzer. Das geht doch an anderen Stellen auch“, sagt Meike Sittel und nennt dazu eine ganze Reihe von innerstädtischen Straßen.