Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kein Leben in der Blase
Profiteams wie die Towerstars hoffen auf verantwortungsbewusste Spieler – Leihspieler aus Nürnberg
RAVENSBURG - Wie schnell es eine Mannschaft erwischen kann, hat das Beispiel der EV Lindau Islanders gezeigt. Nach einem – regelkonformen – Mannschaftsabend in der SeasideBar in Lindau mussten die Spieler des Eishockey-Oberligisten in Quarantäne, weil ein Mitarbeiter der Bar positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Die Verantwortlichen der Ravensburg Towerstars haben ihren Profis daher geraten, in der Freizeit besonders vorsichtig zu sein.
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Unter diesem Motto handeln auch die Towerstars, seit sie Anfang Oktober wieder in den normalen Trainingsalltag zurückgekehrt sind. Zurückkehren durften. Allerdings auch im Training unter strengen Hygieneregeln. Für jede Trainingseinheit haben die Towerstars eine Anwesenheitsliste erstellt, bei allen Spielern sowie dem Trainerteam wurde am Eingang die Körpertemperatur gemessen. „Wer eine erhöhte Temperatur hat, kommt erst gar nicht in die Kabine rein“, sagt Teammanager Raphael Kapzan. Zudem ging der Appell an die Mannschaft: „Wer sich unwohl fühlt, soll lieber vorsichtig sein und zu Hause bleiben.“Die Ravensburger wollen eine Quarantäne vermeiden.
Aber ob sich das bei den steigenden Fallzahlen in ganz Deutschland vermeiden lässt, ist eine ganz andere Frage. Denn den größten Teil des Tages verbringen die Eishockey-Profis nicht in der CHG-Arena oder im Fitnessstudio, sondern zu Hause. „Wir haben ihnen bei einem Mannschaftsabend zu Beginn der Vorbereitung die Verhaltensregeln in der Halle erklärt und sie darauf hingewiesen, was sie in der Freizeit besser nicht tun sollten“, sagt der Geschäftsführer Rainer Schan. Größere Veranstaltungen sollen die Towerstars-Profis vermeiden, wöchentlich wird die Liste der Risikogebiete angesprochen. „Reisen dahin sind natürlich verboten“, sagt Schan. Ansonsten wollen – und können – Kapzan und Schan den Spielern nicht vorschreiben, was sie in ihrer Freizeit machen. „Viele haben eine Familie, da ist doch klar, dass sie Kontakt zu anderen haben. Eine Blase wie zuletzt in der NHL oder beim Basketball können wir in der Zweiten Liga ja gar nicht machen“, sagt Schan. In den nordamerikanischen Profiligen sind die Saisons an zentralen Orten zu Ende
gespielt worden, die Spieler durften das jeweilige Hotel nur verlassen, um in die Hallen zu fahren. „Ich glaube aber, dass unsere Spieler schon im eigenen Interesse vorsichtig sind“, meint Kapzan. Denn: „Es geht um ihre Existenz und die Existenz der Vereine“, verdeutlicht Schan.
In der CHG-Arena haben die Towerstars alles gemacht, um die Abstandsregelung
wahren zu können. In der Kabine wurde nur jeder zweite Platz besetzt, dafür wurde eine zweite Kabine dazugenommen. Wenn es am Sonntag (18.30 Uhr) gegen die Heilbronner Falken zum ersten Testspiel der neuen Saison in Ravensburg kommt, wird es in der CHG-Arena mehrere Eingänge geben. Es gibt separate Zugänge für die Teams, die Schiedsrichter und das Kampfgericht sowie mehrere Ein- und Ausgänge für die rund 800 Zuschauer, die erlaubt sind. Auf den Strafbänken müssen künftig Papierhandtücher ausliegen – ein Handtuch wie in der Vergangenheit ist nicht mehr erlaubt. Dazu dürfen auf den Strafbänken nur Einwegflaschen benutzt werden. Hat ein Spieler eine Flasche geöffnet und daraus getrunken, muss sie entsorgt werden. Klingt nicht besonders umweltfreundlich, ist aber Teil des strengen Hygienekonzepts.
Die Eishockey-Zweitligisten, aber auch die Oberligisten wie die Lindau Islanders, wollen mit ihren Testspielen zeigen, dass auch in Zeiten der
Pandemie Sport vor Zuschauern möglich sein kann. Sowohl bei den Towerstars als auch den Islanders hoffen die Verantwortlichen, dass sich die Fans an die Regeln halten. „Sonst bekommen wir den Ärger“, meint Schan. „Und das Resultat wären dann vielleicht Geisterspiele.“Und die sollen auf jeden Fall vermieden werden.
Weil die DEL erst Mitte Dezember beginnen soll, haben sich viele Zweitligisten leihweise Spieler aus der ersten Liga geholt. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“werden die Towerstars am Samstag die Verpflichtung eines jungen Stürmers aus Nürnberg bekanntgeben.
Das erste Spiel des „Get Ready Cups“haben die Ravensburg Towerstars am Freitagabend knapp verloren. Die Partie bei den Heilbronner Falken endete mit 3:4 (2:2, 1:1, 0:1). Die Tore für Ravensburg erzielten Sören Sturm, John Henrion und James Bettauer.