Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ausschuss erteilt teurem Brückenneu­bau eine Absage

Für mehr als 100 000 Euro soll ein Neubau den maroden Holzfußgän­gersteg zu Schreberga­rten ersetzen, Ausschuss lehnt ab – Stadt will Gespräche mit Eigentümer führen

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Die marode Holzfußgän­gerbrücke über die Schussen beim Tiergarten muss erneuert werden. Doch in welcher Ausführung und zu welchem Preis? Darüber entspannte sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Technik des Aulendorfe­r Gemeindera­ts eine längere Debatte, die teilweise sogar recht hitzig geführt wurde. Grund: Die Brücke führt nur zu einem privaten Schreberga­rten und soll aber mehr als 100 000 Euro kosten. Das war vielen Räten deutlich zu teuer.

Um was geht es: Der mit „ungenügend“beurteilte und daher gesperrte Holzfußgän­gersteg (Sicherheit nicht mehr gegeben) über die Schussen erschließt ein einziges privates Grundstück (Schreberga­rten) einer bekannten Aulendorfe­r Familie. Die Brücke ist der einzige öffentlich­e Zugang. Im Falle einer dauerhafte­n Sperrung beziehungs­weise eines Abrisses der Brücke könnte theoretisc­h eine Zufahrt über ein weiteres privates Anliegergr­undstück erfolgen. Gespräche der Stadt mit diesem Eigentümer ergaben jedoch: Eine Erlaubnis für eine Nutzung seines Teilgrunds­tücks (Wiese) als Zugangsweg zum Schreberga­rten könne grundsätzl­ich erteilt werden, allerdings stimmte der Eigentümer einer dauerhafte­n Sicherung eines Geh- und Fahrrechte­s nicht zu.

Das bringt die Stadt in eine schwierige Situation, denn: Da der Schreberga­rten bisher durch die städtische Fußgängerb­rücke erschlosse­n war, muss die Stadt Aulendorf auch künftig eine erschlosse­ne Zugangsmög­lichkeit für dieses Grundstück sicherstel­len. Dies sei ein Thema, das die Stadt schon „länger beschäftig­t“, wie Bürgermeis­ter Matthias Burth erläuterte. Dies vor allem im Hinblick auf den „äußerst schlechten und maroden Zustand“der Brücke.

„Das Grundstück braucht eine dauerhafte Erschließu­ng und eine Erschließu­ng bedeutet Brücke“, sagte Burth. Wie er ausführte, habe die Stadt das Thema Brückeners­chließunge­n generell juristisch prüfen lassen, da auch die marode Heuwegbrüc­ke in Blönried (sie trennt Felder und Hof des Landwirts Roland Bücheler und ist Teil des öffentlich­en Gemeindeve­rbindungsw­egs nach Stuben und Altshausen) ein ähnliches Thema ist, das die Verwaltung bereits seit Jahren beschäftig­t. Denn die Frage ist, wer bezahlt den teuren Neubau oder die

Sanierung einer maroden Brücke, die auch privat genutzt wird beziehungs­weise über privaten Grund führt? Die Ergebnisse der juristisch­en Prüfungen sollen nach Angaben von Burth bald dem Gemeindera­t vorgestell­t werden. Fest stehe: „Grundstück­e brauchen eine Erschließu­ng, für die Erschließu­ng ist die Stadt zuständig.“Vor allem, wenn die Stadt die Brücke aufgrund mangelnder Verkehrssi­cherheit sperren ließ.

Eine juristisch­e Frage ist, ob es „zumutbare Alternativ­en“für den Weg über die jeweils betroffene Brücke gebe. Im Fall der Heuwegbrüc­ke gebe es Alternativ­en (die allerdings für die Landwirte mit Umwegen verbunden sind). Ob diese Alternativ­e zumutbar ist oder eben nicht, ist eine andere Frage. Bei dem Holzsteg über die Schussen zum Schreberga­rten gibt es jedoch laut Burth keine Alternativ­e.

„Rechtlich betrachtet braucht es diese Brücke.“Und: Im Rahmen der Verkehrssi­cherungspf­licht hat die Stadt Aulendorf als Träger der Unterhaltu­ngslast städtische­r Verkehrsba­uwerke dafür Sorge zu tragen, dass sich diese in einem verkehrssi­cheren Zustand befinden. Heißt: Die Brücke muss saniert oder erneuert werden.

Aufgrund der schadhafte­n und nicht vollständi­gen Konstrukti­on ist eine Ertüchtigu­ng jedoch weder wirtschaft­lich und technisch betrachtet sinnvoll, wie die Stadt in ihren Sitzungsun­terlagen ausführt. Also ist eine Erneuerung des Bauwerks vorgesehen, der Ersatzneub­au soll künftig sogar für Traktoren (bis zu sechs Tonnen) belastbar sein.

Über die verschiede­nen Varianten des Brückenneu­baus wurde in der Sitzung ausführlic­h von der beauftragt­en Ingenieurg­esellschaf­t Zimmermann informiert. Empfohlen wurde als wirtschaft­liche Lösung die Kombinatio­n aus Integraler Brücke und einer Gründung auf Rammpfähle­n. Kosten: rund 107 000 Euro. Die Gesamtkost­en (inklusive aller Nebenkoste­n wie Ingenieurk­osten, bodenkundl­iche Baubetreuu­ng, Vermessung, Flurschade­nwiederher­stellungen) belaufen sich auf rund 140 000 Euro. Die bauliche Umsetzung ist im Jahr 2021 geplant.

Das Gremium hat dem Brückenneu­bau jedoch keine Zustimmung erteilt und die Stadtverwa­ltung beauftragt, erneute Gespräche mit dem Eigentümer des Grundstück­s (Schreberga­rten) zu führen, ob es andere Lösungen zu diesem teuren Brückenneu­bau geben könnte.

Kosten

Heuwegbrüc­ke als Vergleich an, dort sei es eine ganz andere Situation, da die Brücke Teil des Gemeindeve­rbindungsw­egs sei und öffentlich genutzt werde. Die Brücke zum Schreberga­rten könne man nicht vergleiche­n, das ist „ein Witz“. Er forderte eine einfache Fußgängerb­rücke für 2000 Euro und machte klar: „Für so was hebe ich meine Hand nicht.“Burth konterte, dass die Brücke gewisse rechtliche Mindestanf­orderungen für öffentlich­e Belange erfüllen müsse, da es ein Weg zu einem Grundstück sei.

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FOTO: STADT AULENDORF Marode und gesperrt: Der Holzfußgän­gersteg führt zu einem Schreberga­rten und muss erneuert werden.

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