Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Alles andere als Werkstatt-Blues
Schreinerei als Konzertsaal: Gitte und die alten Hasen begeistern 60 Zuhörer mit Jazz
AULENDORF - Etwa 60 Jazzliebhaber sind am Freitagabend mit dem Duft von frischem Holz empfangen worden. Fand doch das erste Konzert der neu formierten Band Gitte und die alten Hasen in der großen Fertigungshalle der Schreinerei Thaler in Aulendorf statt. „Die alten Hasen“Hansjörg Bitterwolf (Gitarre), Otto Bauknecht (Kontrabass), Peter Hohl (Posaune), Heinz Schmid (Saxofon und Klarinette), Schlagzeuger Markus Sprenger und Sängerin Brigitte Thaler hatten kurzerhand ihr Probendomizil in einen unkonventionellen, coronakonformen Konzertsaal verwandelt.
Die Musiker, größtenteils im Rentenalter, bringen alle langjährige Banderfahrung mit und sind im
Oberland keine Unbekannten. 2018 haben sie sich mit dem Ziel, die Strenge der Stilgrenzen aufzubrechen, zu einer DNS-Formation (Dinnerjazz, New Orleans und Swing) zusammen gefunden. Seither verschmelzen sie laut eigenen Angaben Jazz, Mainstream und Latin in einem beschwingten Korpus. Eine erste Kostprobe ihres Könnens wollte die Band im Frühjahr bei einem Benefizkonzert im Marmorsaal geben. Leider musste dieses Konzert und weitere geplante Auftritte coronabedingt abgesagt werden.
„Als sich die Situation im Sommer entspannte, haben wir beschlossen, das Wagnis einzugehen und für Oktober ein Werkstattkonzert zu planen“, erklärte Hauptorganisatorin Brigitte Thaler im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Wenn ständig nur geprobt werde, ohne ein konkretes Ziel, einen Auftritt vor Augen zu haben, sei irgendwann die Luft raus, gestand die Sängerin. „Zudem gehört Musik zu den Dingen, die Körper, Geist und Seele gut tun; Kunst und Kultur setzen Freudenpunkte im Leben und solche brauchen wir in der jetzigen Situation ganz besonders“, führte sie weiter aus.
Dass diese Intension bei den Besuchern voll und ganz ankam zeigte sich, als gleich beim ersten Musikstück der berühmte Funke übersprang, deutlich sichtbar an den wippenden Füßen der Zuschauer und dem begeisterten Zwischenapplaus, der bei allen Soli reichlich gespendet wurde. Bandleader Bitterwolf führte das Publikum auf humorvolle Art durch den Abend und vermittelte interessante Informationen zu den einzelnen Musikstücken, angefangen beim New Orleans Jazz über Blues bis hin zum brasilianischen Bossa Nova.
Einen zusätzlichen Glanzpunkt setzte Gastmusiker und Songwriter Peter Reck aus Freiburg, der die Band mit seinem virtuosen Trompetenund Querflötenspiel unterstützte. Das Duett Bitterwolf-Thaler bekam ebenso verdienten Sonderapplaus wie Schlagzeuger Sprenger, der das Publikum mit seinen Trommelwirbeln verzauberte. Jedes Bandmitglied bekam Einzelapplaus und doch machte erst das Zusammenspiel diesen ungewöhnlichen Abend an diesem ungewöhnlichen Ort so richtig rund. Das abschließende Statement eines Zuhörers: „Der Abend war wunderschön, ich konnte den Alltag vergessen und so richtig eintauchen in die Welt der Musik.“